Ein monatelanges Ringen, ein Bürgerentscheid und zahlreiche kritische Stimmen – wie zuletzt in diesem Monat in der Sitzung des Ortsteilausschusses in Königsfeld. Das Aldi-Projekt, zusammen mit dem Bau einer Rossmann-Filiale, hat in Königsfeld einen steinigen Weg hinter sich.
Fast gleichzeitig gibt es ein sehr ähnliches Projekt in der Nachbarstadt St. Georgen. Dort will Aldi ebenfalls bauen. Protest in der Bergstadt: nahe Null. Lediglich zwei Enthaltungen der Gemeinderäte hatte es gegeben. Überwiegend fand das Gremium gut, was der Discounter-Riese in St. Georgen plant. Kritische Stimmen der St. Georgener Bürger: gab es öffentlich nicht.
Zwei Baugenehmigungen
Über St. Georgen heißt es von Aldi auf Anfrage: „Gerne teilen wir ihnen mit, dass wir den Bauantrag für unsere Filiale in St. Georgen eingereicht haben und nun auf die Erteilung der Baugenehmigung warten.“ Und der Aldi-Sprecher ergänzt: „Sollte alles wie geplant funktionieren, könnten wir die Filiale im ersten Halbjahr 2023 eröffnen.“
Zum Vorhaben im Kurort heißt es aktuell: „Den Bauantrag für den Standort in Königsfeld werden wir in den kommenden Tagen einreichen.“ Fertig sein will man Ende des kommenden Jahres.
St. Georgen und die Aufwertung des Stadtbildes
Beide Projekte sollen also zeitnah in die Umsetzung gehen. Aber warum war der Weg der beiden Vorhaben in den Nachbarkommunen so unterschiedlich? Für St. Georgen gibt eine Anfrage bei Bürgermeister Michael Rieger Aufschluss. „Aldi kommt durch die Standortverlagerung, wie Lidl auch, näher an die Stadt. Zudem gelingt es uns erneut, eine bestehende Brache umzunutzen.“

Für die St. Georgener könnte Aldi sogar dafür sorgen, dass sich das Stadtbild zum positiven verändert. An die Stelle eines leerstehenden und alten Autohauses kommt ein neuer und moderner Discounter.
„Der Bereich der Bundesstraße, den täglich viele Menschen passieren, bekommt nun mit EGT, PE und Aldi ein neues Gesicht“, sagt Rieger. „Eine gute Entwicklung“, findet offenbar nicht nur der Bürgermeister. Denn Gegenwind aus der Bevölkerung hat es schließlich nicht gegeben.
Königsfeld und die anhaltende Kritik
In Königsfeld verstummte der Protest gegen das Projekt bis zuletzt nicht. Trotz klarem Bürgerentscheid. Deutlich wurde das öffentlich zuletzt Anfang November. Ein BUND-Mitglied hatte sich im Ortsteilausschuss entsprechend geäußert – es war unter anderem um die Parksituation und den Flächenverbrauch gegangen.

Doch an der Argumentation – und dem Ton, in dem sie vorgetragen war – störten sich Bürgermeister und Gemeinderat. Fritz Link nannte den Ton „sehr bemerkenswert“. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER nennt er das Vorbringen von Argumenten, die aus seiner Sicht längst entkräftet sind, „mühsam“. Aber man stelle sich auch dieser wiederkehrenden Diskussion.
Das sei Aufgabe von Verwaltung und Gemeinderat. Generell gebe es in Königsfeld eine lebendige Streitkultur. „Die Diskussionen werden aber härter und kontroverser“, so Link. Vor allem immer dann, wenn es um Strukturvorhaben gehe – etwa Straßenbau, Mobilfunk oder eben den Einzelhandel. „Das wird dann auch mal anstrengend, gehört aber dazu“, sagt Link.
Die Diskussionsgrundlage war in Königsfeld von Beginn an vielschichtig. Und die Voraussetzungen für das Projekt damit schwieriger. Weil es, so Link, eine Minderheit gegeben hat, die lautstark für ihre Argumente geworben hat. Dadurch sei ein falscher Eindruck entstanden. Eine klare Mehrheit der Bürger Königsfelds hat, so betont der Bürgermeister, andere Prioritäten gesetzt – und ist damit Verwaltung und Gemeinderat gefolgt.
Und das ist die Gemeinsamkeit, die es mit dem Projekt in der Nachbarstadt gegeben hat. In beiden Fällen begrüßt eine Mehrheit, was in ihrem Ort passiert. Nur die Wege zur Umsetzung hätten sehr viel unterschiedlicher wohl kaum sein können.