Die Firma J.G. Weisser wird 130 Mitarbeiter entlassen. „Zur Unternehmensbestandssicherung„, wie Weisser in einer Mitteilung erläutert, sei dieser Schritt notwendig. Zudem werde die Kurzarbeit, die im Betrieb seit Anfang April gilt, auf im Schnitt 60 Prozent ausgebaut und soll bis mindestens Ende des Jahres Bestand haben. Insgesamt, mit dem Standort in Schwenningen und den Auszubildenden, hat die Firma 495 Beschäftigte.
Mitarbeiter von Zahl überrascht
„Seit Anfang des laufenden Jahres sind die Auftragseingänge in den Bereichen Maschinenverkauf und
Service stark eingebrochen“, heißt es in einer Mitteilung. In einem Gespräch mit dem SÜDKURIER erklären die Geschäftsführer Thorsten Rettich, Robert Rettich und Dennies Thiesen, dass der Schritt, Mitarbeiter zu entlassen, unumgänglich wurde. „Wir haben uns die geplanten Umsätze angeschaut und unsere Kosten gegenübergestellt“, erklärt Robert Rettich. Hintergrund ist, dass die Geschäftsführer auch längerfristig von einem reduzierten Auftragseingang ausgehen, da die wirtschaftliche Konjunktur sich global durch den Corona Lockdown stark abgekühlt habe. Gesamtwirtschaftlich sei nach Einschätzung der Firma erst mit einer Erholung im Jahr 2022 zu rechnen.
Die Belegschaft sei über die Stellenstreichungen, die alle Bereiche betreffen wird, am Mittwoch informiert worden. „Die Mitarbeiter waren nicht von der Maßnahme überrascht, aber von der Anzahl“, sagt Dennis Thiesen zur Reaktion seiner Angestellten. Und Robert Rettich konkretisiert: „Jeder dieser Arbeitsplätze tut uns sehr weh.“ Es sei der „schlimmste Schritt“, den man gehen kann. Unangetastet von den angekündigten personellen Maßnahmen bleibt die Ausbildung. „Es kann jedoch zum heutigen Zeitpunkt bereits sicher bestätigt werden, dass die Ausbildung in unserem Unternehmen in den gewerblichen und kaufmännischen Bereichen unverändert weiter geht und in diesem Umfang auch bestehen bleibt“, so die Firma Weisser.
Nach einem wirtschaftlich schwachen Start ins Jahr 2020 hatten die Geschäftsführer im Februar einen positiven Trend gesehen. „Das Geschäft nimmt derzeit wieder Fahrt auf“, sagte Thorsten Rettich in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER im Februar. Durch den Ausbruch der Corona-Pandemie, die auch Weisser mit voller Wucht traf, entwickelte sich die Situation dramatisch in die andere Richtung. Die Umsatzeinbußen, so sagt Thorsten Rettich heute, hätten vor Corona noch eine Größe gehabt, die man hätte abdecken können. Entsprechend war das Ziel im Februar noch klar. Man wolle nicht an den Mitarbeiterstamm rangehen und nach wie vor ausbilden. Doch auf die Bremse drückte Weisser schon zu diesem Zeitpunkt und verhängte einen Einstellungsstopp, alle Stellenangebote waren gestrichen.
Verhandlungen nach Pfingsten
Über den weiteren Ablauf und die Frage, wer das Unternehmen verlassen muss, werde ab der kommenden Woche verhandelt. Dann starten die Gespräche mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft. Es greifen die tariflichen Instrumente, also etwa ein Sozialplan.