Die unruhige Lage in den USA, die Situation in China und eine sich schnell wandelnde Branche. All diese Marktumstände gehen auch an der Firma J.G. Weisser Söhne in St. Georgen nicht spurlos vorbei, die traditionell stark in der Automotive-Branche verwurzelt ist. Die Herausforderungen dabei sind vielfältig. Potenzielle Kunden bremsen aufgrund der unklaren Lage ihre Investments und auch das Coronavirus hemmt den Markt, weil in China vielerorts nicht gearbeitet werden kann.
Mitarbeiterstamm halten
Eine der Reaktionen der Verantwortlichen des St. Georgener Traditionsbetriebs auf die momentan unsichere Marktumgebung: Alle Stellenangebote sind gestrichen. Man setze auf „natürliche Fluktuation“, wie es im Wirtschaftsjargon genannt wird. Und trotzdem, das sagen die drei Geschäftsführer Thorsten Rettich, Robert Rettich und Dennis Thiesen im Gespräch mit dem SÜDKURIER, könne man zuversichtlich in die Zukunft blicken. Die Grundversorgung an neuen Mitarbeitern sollen die rund 50 Auszubildenden sichern. Auch im September soll wie gewohnt ein neuer Jahrgang starten. Den Stamm von derzeit rund 500 Angestellten wolle man halten.
Positive Aussichten
Man habe aber, aufgrund der schlechten Auftragslage im Dezember und Januar, reagieren müssen. „Das waren eher ruhige Monate für uns“, sagt Geschäftsführer Thorsten Rettich. Er vergleicht die Situation mit einem Gummiband, das seit Mitte Dezember gespannt war. Und genau das hat die Verantwortlichen auch dazu bewogen, die Jubilarfeier, die seit Monaten für Ende Januar angesetzt war, abzusagen. Schritte wie dieser sorgten auch für Unruhe in der Belegschaft, die auch die Verantwortlichen wahrgenommen haben. Doch Thorsten Rettich fügt an: „Das Geschäft nimmt derzeit wieder Fahrt auf.“ Man wolle aber, so sagt Robert Rettich, besonnen mit der Situation umgehen. Man habe eine soziale Verantwortung, so ergänzt Dennis Thiesen, und das zuallererst den derzeitigen Mitarbeitern gegenüber.
Für die weitere Entwicklung der Firma, die es seit über 160 Jahren gibt, will man sich mit einer Strategie der Diversifizierung rüsten. Der Fokus soll von den traditionellen Geschäftsfeldern verstärkt auf andere gelenkt werden, ohne dabei den Kern zu vernachlässigen. Man wolle aber auch in den Bereichen der Medizintechnik, der Luft- und Raumfahrttechnik und dem Präzisionsdrehen stärker werden. Besonders in Letzterem sollte der Zukauf der insolventen Firma Tekol aus Pfaffenweiler, der vor rund einem Jahr erfolgte, Schwung bringen. Diese ist nun zum 1. Februar offiziell in die Räumlichkeiten in St. Georgen integriert worden.
Eine Maschine, von der man sich erfolgt verspricht, heißt „Artery“. Sie sei ein Leuchtturm-Projekt, das einen neuen Kundenkreis erschließen soll. Zudem stehe sie für eine neue Montageart und bringe einen höheren Standardisierungsgrad mit sich.