St. Georgen Sie ist knallrot und nicht zu übersehen, die rote Bank, die vor dem Roten Löwen steht. Das Sitzmöbel steht symbolisch für Gewalt gegen Frauen. Darauf soll am heutigen Weltfrauentag, 8. März, besonders aufmerksam gemacht werden.
Gewalt gegen Frauen ist ein gesellschaftliches Tabuthema, das auch in St. Georgen nicht fremd ist. „Die Idylle trügt“, sagt Anna Benner, Leiterin des Amtes für Ordnung, Bildung und Soziales. Es vergehe keine Woche, in der sie nicht mit Fällen häuslicher Gewalt konfrontiert werde. Das bestätigt auch Nikola Wangler von der Diakonie, die im Roten Löwen regelmäßig Beratung anbietet. „Dabei ist das ein schambehaftetes Thema, und die Frauen suchen die Schuld meistens bei sich“, so Wangler. Verschärft werde die Thematik durch die vorherrschende Wohnungsnot, wodurch Frauen es noch schwieriger haben, sich aus dem gewalttätigen Umfeld zu lösen. Das Thema aufgreifen und die Gesellschaft dazu aufrütteln, nicht wegzusehen, sondern aktiv einzugreifen, wenn man von Fällen häuslicher Gewalt erfährt, dazu sei die symbolische rote Bank da. Wangler appelliert an die Bevölkerung, bei Kenntnis über Fälle häuslicher Gewalt die Betroffenen auf Hilfsangebote, etwa bei der Stadt hinzuweisen oder in akuten Fällen auch die Polizei zu informieren. Wie die Grünen-Landtagsabgeordnete Martina Braun bei der Vorstellung der roten Bank sagte, gibt es landesweit jährlich mehr als 256.000 Gewalttaten im häuslichen Bereich. „70 Prozent der Opfer sind Frauen.“ Aktuell gibt es 44 Schutzhäuser für Frauen und Kinder mit insgesamt 876 Betten. Viel zu wenig, wie sie angesichts der mehr als 250.000 Gewaltfälle pro Jahr sagte.
Ziel der roten Bank, die dem Landkreis gehört und die jedes Jahr in einer anderen Kommune im Schwarzwald-Baar-Kreis aufgestellt wird, ist es, in der Bevölkerung ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen und so auch ein Stück Prävention zu leisten. Die rote Bank, die einst in Italien als Symbol für Gewalt gegen Frauen erfunden wurde, steht bis 14. März vor dem Roten Löwen.