Es ist etwas mehr als einen Monat her, dass Jürgen Hermann aus St. Georgen während eines Aufenthalts in München Anfang August zum Lebensretter wurde. Er bewahrte eine Rollstuhlfahrerin in einem S-Bahnhof durch sein geistesgegenwärtiges Handeln davor, ins Gleisbett zu stürzen. Jetzt reisten Jürgen Hermann und seine Familie erneut nach München. Dieses Mal auf Einladung der Bundespolizei, die sich für den couragierten Einsatz ausdrücklich bedankte.
„Sie können stolz auf sich sein“
Drei Tage durfte Jürgen Hermann samt Frau Petra und Tochter Finnja auf Einladung der Münchner Bundespolizei in der bayrischen Landeshauptstadt verweilen. Dieses Mal verlief der Kurzurlaub ohne Zwischenfälle. „Wir waren im Olympiapark und waren fein Essen. Die Schwester von der Frau, die ich gerettet habe, hat uns einen Essensgutschein im ‚Augustinerbräu‘ zukommen lassen. Den haben wir gleich eingelöst“, beschrieb Jürgen Hermann den Kurztrip.
Höhepunkt des dreitägigen München-Trips war ein Besuch am Montag in der Dienststelle der Bundespolizei unweit des Münchner Hauptbahnhofs. Dort bedankte sich der Inspektionsleiter, Polizeidirektor Michael Rupp, höchstpersönlich bei Jürgen Hermann für dessen Handeln. „Ohne zu zögern, haben Sie einem Menschen in Not geholfen und aus einer sehr gefährlichen, vermutlich sogar lebensbedrohlichen Situation gerettet. Sie können stolz auf sich sein und sind ein Vorbild für viele andere“, so der Polizeidirektor, der dem Lebensretter aus dem Schwarzwald eine Urkunde überreichte.
„Ich hatte im Vorbeigehen hinter mir ‚Schläge‘ gehört, die vermutlich vom Rollstuhl stammten, der gegen die S-Bahn schlug. Daraufhin wandte ich mich um, habe die Frau erkannt und bin losgelaufen.“Jürgen Hermann
Jürgen Hermann schilderte den Bundespolizisten erneut, wie er die Situation am 4. August erlebt hat. „Ich hatte im Vorbeigehen hinter mir ‚Schläge‘ gehört, die vermutlich vom Rollstuhl stammten, der gegen die S-Bahn schlug. Daraufhin wandte ich mich um, habe die Frau erkannt und bin losgelaufen.“ Als die Polizei ihm die Videoaufzeichnung von der Situation zeigte, war er erstaunt, wie schnell sich das Ganze abgespielt hat. „Ich dachte, es wäre alles viel langsamer abgelaufen“, so der 37-Jährige.
Viel Aufmerksamkeit und viele Interviews
Den Besuch in München und besonders die Ehrung beschreibt Jürgen Hermann als Erlebnis. „Es ging sehr familiär zu und sie haben sich alle sehr angestrengt, um unseren Aufenthalt schön zu gestalten.“ Nach der Ehrung, Jürgen Hermann hat sich dafür extra einen Tag Urlaub genommen, fuhr die Familie am Montagnachmittag noch nach Fürstenfeldbruck, wohin die 56-jährige Rollstuhlfahrerin nach dem Ereignis und einem zwischenzeitlichen Aufenthalt in einem Krankenhaus am Ammersee, wo sie lebt, verlegt wurde. Sie überreichten der Frau einen Blumenstrauß und überbrachten ihr Genesungswünsche.

Mittlerweile, so Jürgen Hermann, habe sich der Rummel um seine Person wieder gelegt. Die Bundespolizei hatte das Bild von der Überwachungskamera von dem entscheidenden Moment veröffentlicht, als Jürgen Hermann den Rollstuhl samt darin sitzender Frau mit aller Kraft auf den Bahnsteig zog, damit diese nicht ins Gleisbett stürzte. Das Foto erregte mediale Aufmerksamkeit. Etliche in München erscheinenden Tageszeitungen berichteten über die Heldentat. Hermann selbst meldete sich am Tag danach bei der Bundespolizei, die einen öffentlichen Fahndungsaufruf startete. Etliche Zeitungs- und Rundfunkinterviews folgten.