Sein couragiertes Eingreifen am Münchner Hauptbahnhof hat eine Rollstuhlfahrerin vor dem Sturz ins Gleisbett bewahrt. Nun hat sich der zuvor unbekannte Retter nach einem Aufruf gemeldet: Er heißt Jürgen Hermann und stammt aus Sankt Georgen im Schwarzwald. Er habe mit seiner Familie gerade seinen Kurzurlaub in München beginnen wollen, als sich das Unglück ereignete, sagte er der Deutschen Presse-Agentur am Freitag in München.

Der Rollstuhl hatte sich verklemmt und wurde mitgerissen
Laut der Bundespolizei München versuchte die 56-jährige gegen 13 Uhr am Gleis 2 im Tiefgeschoss des Münchner Hauptbahnhofes rückwärts in eine S8 Richtung Herrsching einzusteigen. Als mehrere Versuche scheiterten, schlossen sich die Türen und die S-Bahn fuhr los. Die Frau aus Herrsching war im Rollstuhl sitzend auf dem Bahnsteig zurückgeblieben. Beim Losfahren der S-Bahn geriet ein Rad des Rollstuhls zwischen Bahnsteig und Zug. In dieser Position eingeklemmt, fuhr die S-Bahn aus und schrammte dabei in fast voller Länge an der feststeckenden Rollstuhlfahrerin entlang. Am Schluss wäre sie beinahe in die Tiefe gefallen.
„Ich bin ausgestiegen aus der S-Bahn, habe mich umgedreht, ein lautes Krachen gehört und gesehen, dass die Frau da drin hängt und immer wieder gegen den Zug geschlagen ist“, erklärte der 37 Jahre alte Retter der Frau. „Dann bin ich zu ihr hingerannt, habe sie am Rollstuhl gehalten und zu mir gezogen, damit sie nicht immer wieder gegen den Zug knallt“, sagte der Zerspanungsmechaniker weiter. Er habe der Frau so womöglich das Leben gerettet.
Wenige Sekunden später kamen weitere Passanten hinzu. Gemeinsam zogen sie die 56-Jährige zurück auf den Bahnsteig.
Die Frau ist dank des Einsatzes auf dem Weg der Besserung
Die Frau aus Herrsching am Ammersee kam mit blutenden Verletzungen und Schock in ein Krankenhaus. Sie ist aber der Bundespolizei zufolge auf dem Weg der Besserung. Nach Angaben des Schwarzwälders hat die Rollstuhlfahrerin der Bundespolizei ihre Telefonnummer gegeben, damit sich ihr Retter bei ihr melden kann.
Die Beamten kündigten an, Jürgen Hermann für sein beherztes Eingreifen persönlich ehren zu wollen.
Sowohl der Lokführer als auch die Bahnsteigaufsicht hatten den Vorfall offenbar nicht bemerkt, wie es von der Bundespolizei heißt. Sie nahm Ermittlungen wegen Gefährdung des Bahnverkehrs auf.
(dpa)