Zum Gelingen des aktuellen Kunstprojekts zweier Kurzzeitresidentinnen des Kunstvereins Global Forest haben etliche St. Georgener Bürger beigetragen. Für eine Performance des Künstlerinnen-Duos „Katze und Krieg“ haben willkürlich Befragte Antworten auf banale Alltagsfragen gegeben. Das Ergebnis ist jetzt als Hör-Installation zu erleben.

„Katze und Krieg“, das sind Katharinajej und Julia Dick. Die beiden Frauen haben sich während ihres Kunststudiums kennen gelernt und arbeiten seither gemeinsam. Ihre Spezialität sind interaktive Performance-Interventionen. Mit einem Aufnahmegerät ausgestattet, haben sie St. Georgener Bürger auf der Straße mit vermeintlich naiven Warum-Fragen konfrontiert. Aus der Antwort wiederum formulierten sie die nächste Warum-Frage. So entsteht ein Dialog, der immer wieder ungeahnte Wendungen einnimmt.

Katharinajej (links) und Julia Dick drücken den Knopf, der die Hör-Installation am Hörfenster in der Friedrichstraße 5a abspielt.
Katharinajej (links) und Julia Dick drücken den Knopf, der die Hör-Installation am Hörfenster in der Friedrichstraße 5a abspielt. | Bild: Sprich, Roland

Weiblicher Charme hilft

Wie leicht oder wie schwer war es, die Menschen in St. Georgen zu einer Antwort auf Fragen wie „Warum hast du Körpergeruch“, „Warum hast du es in der Schule verkackt“, „Warum bist du religiös“ oder „Warum bist du glücklich“ zu bewegen? „Es war überhaupt nicht schwer. Uns wurde am Anfang gesagt, dass die Leute hier etwas zugeknöpft seien. Aber das können wir nicht bestätigen“, sagt Katharinajej und schmunzelt.

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Direkt anquatschen

Die beiden Künstlerinnen sind lange genug auf der Straße unterwegs um zu wissen, wie man die Menschen dazu bringt, bei ihren Umfragen mitzumachen. Auch wenn diese das gar nicht wollen. „Wir gehen direkt auf die Leute zu und quatschen sie ohne Umschweife direkt an. Wir sagen ‚hey, dürfen wir dir eine Frage stellen‘ und reden sofort los. Da haben die Leute keine Zeit zum Überlegen“, verrät sie das Geheimnis. Erleichternd komme hinzu, dass die Antworten völlig anonym sind und niemand weiß, wer diese oder jede Antwort gegeben hat. „Und unser Charme hat sicherlich auch dazu beigetragen“, gibt Katharinajej mit geübtem Augenaufschlag zu. Rund 100 Personen aus der Bergstadt haben sie auf diese Weise befragt. Nicht alle Antworten haben sie verwendet. „Manche haben sich gedoppelt, die haben wir dann aus Gründen der Dramaturgie weggelassen.“ Die Antworten, so die beiden Künstlerinnen, würden auch ein Abbild der gesellschaftlichen Schichten widerspiegeln.

Das Ergebnis der Umfrage, die „Katze und Krieg“ als St. Georgener Welterklärung betitelten, ist jetzt auf Knopfdruck für jedermann zu hören. Am Haus des Kunstvereins Global Forest in der Friedrichstraße 5a können Interessierte einen gelben Knopf unter dem Fenster rechts vom Eingang drücken, dann startet die zwölfminütige Hör-Installation. Die Installation ist jeweils von 10 bis 22 Uhr freigeschaltet.