Unterkirnach – Die Liste der Probleme, die das mittlerweile in die Jahre gekommene Gerätehaus der Feuerwehr Unterkirnach bereit hält, ist lang: Zu kleine und zu wenige Umkleide- und Sanitärräume, fehlender Werkstattraum und Absauganlage, viel zu wenige Parkplätze für die Feuerwehrleute, sich im Einsatzfall überschneidende An- und Abfahrtswege, Lärmbelastung der Nachbarschaft, ein fehlender Übungshof und zu guter Letzt würde es einen extremen Aufwand bedeuten, das Gerätehaus so zu erweitern, dass ein unbedingt notwendiges neues Löschfahrzeug darin überhaupt Platz findet. Dass das 27 Jahre alte Fahrzeug bald ausgetauscht werden muss, wurde im vergangenen Jahr mit der Erstellung des Feuerwehrbedarfsplans deutlich.

Der Gemeinderat beauftragte deshalb die beiden Architekten Siyami Akyildiz und Christian Kuberczyk vom Büro Akku Architekten, eine Machbarkeitsstudie zum Ausbau und zum Neubau eines Gerätehauses zu erarbeiten. Diese stellten die beiden dem Gemeinderat vor. Im Gremium herrscht in der Folge Einigkeit: Um ein neues Gerätehaus kommt die Gemeinde Unterkirnach wohl nicht herum.

In ihrer Studie beleuchteten die beiden Architekten den bisherigen Standort des Feuerwehrgerätehauses und einen möglichen Neubau. Am bisherigen Standort könnte unter Umständen das Nachbargrundstück mit dem sogenannten Wäscherhaus einbezogen werden. Dieses steht ebenfalls im Eigentum der Gemeinde. Doch auch dann würden sich viele Probleme, wie beispielsweise die Parkplatzproblematik und die sich kreuzenden Fahrwege, nicht lösen.

Für den Neubau prüften die Architekten exemplarisch bislang unverkaufte Gewerbeflächen im Abendgrund. Dort würden sich alle Anforderungen realisieren lassen. Ob andere Grundstücksflächen in der Gemeinde infrage kommen, muss noch geprüft werden. Rund 2500 Quadratmeter Grundstücksfläche wird ein neues Gerätehaus benötigen. Tatsache ist: Bei einem Bau im Abendgrund würden der Gemeinde möglicherweise Erlöse des Verkaufs an andere Interessenten entgehen. Nachfrage gebe es mittlerweile, so Bürgermeister Andreas Braun in der Sitzung des Gemeinderates.

Unabhängig vom tatsächlichen späteren Standort eines Neubaus erarbeiteten die Architekten mit dem Kommandanten der Unterkirnacher Wehr, Tobias Weißer, und seinem Stellvertreter Dominic Weißer einen möglichen Raumplan. „Dieser steht für ein schlankes Haus ohne jegliche Sonderwünsche. Auch die Kommandanten wollen die Kosten in Grenzen halten“, betonte Siyami Akyildiz. Mit rund 3,4 Millionen Euro Baukosten sei nach grober Kalkulation zu rechnen, so der Architekt. Im Laufe der weiteren Erörterung bezifferte Bürgermeister Andreas Braun mögliche Zuschüsse, die es nur für einen Neubau gibt, mit 460.000 Euro für die vier notwendigen Fahrzeugboxen. Hinzu können möglicherweise Zuschüsse aus dem Ausgleichsstock, aus Sonderprogrammen oder für energiesparendes Bauen kommen. Als Referenzobjekte ziehen die Planer ähnlich große Neubauten von Gerätehäusern in Westerstetten und Ringsheim heran.

In der anschließenden Diskussion zeigte der Gemeinderat Einmütigkeit bei der Einsicht, dass man um einen Neubau wohl nicht herumkommt. Michael Klafki bemerkte allerdings: „Bei den anstehen Ausgaben der Gemeinde in den kommenden Jahren wird es einem ganz schummrig“. Susanne Ciampa gab zu bedenken, der jetzige Gemeinderat gehe Sanierungsthemen an, die man in den vergangenen zehn bis 15 Jahren geschoben habe.

Bürgermeister Andreas Braun verdeutlichte darauf, bei der Feuerwehr handle es sich um eine Pflichtaufgabe der Gemeinde. Es sei im Hinblick auf die globalen Krisen nicht überraschend, dass die Anforderungen steigen. Um diese Ausgabe komme man nicht herum. Im Gegenzug müsse man sehen, wo man die Einnahmesituation der Gemeinde verbessern könne. Die Problematik mit dem Feuerwehrhaus sei erst durch die Erkenntnisse des Bedarfsplans und die Notwendigkeit eines neuen Fahrzeuges in diesem Umfang deutlich geworden.

Horst Belz entwickelte zum neuen Gerätehaus eine weiterführende Idee. Er schlug vor, bei einem Neubau Wohnungen mitzubauen. Mit deren Vermietung an Feuerwehrleute könnte man die Mitgliedschaft in der Wehr attraktiver machen und der allgemeinen Wohnungsnot begegnen.

Patrick Seng möchte unbedingt interkommunale Möglichkeiten geprüft wissen. Die Bürgermeister Unterkirnachs und der Nachbarkommunen müssten das zur Chefsache machen, eventuell neue Wege der Zusammenarbeit zum Beispiel beim Kauf neuer Fahrzeuge gehen und sich auch nicht auf bislang praktizierte Kooperationen der Feuerwehren beschränken. Entscheidungen hierbei habe nicht ein Kommandant zu treffen, forderte er. Kommandant Tobias Weißer relativierte dieses Ansinnen: Zum einen würden sich die Bürgermeister letztlich doch auf den Rat und das Wissen der Kommandanten berufen und zum anderen seien die Einsatzzeiten bei der Anfahrt aus Nachbargemeinden viel zu lang. Bürgermeister Andreas Braun pflichtete ihm bei: „Auf die Expertise der Kommandanten können wir nicht verzichten.“

Als nächsten Schritt, so beschloss der Gemeinderat einstimmig, soll nun die Standortfrage für einen Neubau geklärt werden. Die Architekten Siyami Akyildiz und Christian Kuberczyk werden außerdem mit der Ermittlung und Festlegung der notwendigen Grundlagen für das Bauprojekt beauftragt, also mit der Leistungsphase Eins der Honorarordnung.