Sie haben es wieder getan: In Villingen haben sich erneut Menschen zum gemeinsamen „Spaziergang“ getroffen, die eines eint: Sie alle kritisieren die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Mit dabei waren erneut Erwachsene und Kinder. Etwa 500 Teilnehmer waren es nach Angaben der Polizei.

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Anders als in der vergangenen Woche, waren am Montagabend mehr Polizisten dabei. Nach Angaben von Einsatzleiter Thomas Barth begleiteten an die 30 Beamte den „Spaziergang“.

Zwei Festnahmen

Schon vor dem Loslaufen vom Münster, durch die Stadt, am Romäusring vorbei und zurück zur Kirche, war ein junger Mann festgenommen worden. Laut Einsatzleiter Barth hatte der Festgenomme zunächst eine Salvador-Dali-Maske, wie sie aus der Netflix-Serie „Haus des Geldes“ bekannt ist, getragen. Nachdem er von der Polizei kontrolliert worden sei, habe der Mann die Beamten beleidigt. Er wurde daraufhin im Polizeiwagen zum Villinger Revier gebracht.

Polizisten kamen aus der Umgebung.
Polizisten kamen aus der Umgebung. | Bild: Matthias Jundt

Ein zweiter Vorfall ereignete sich laut Barth auf dem Münsterplatz. Eine Frau habe einen Judenstern mit der Aufschrift „Impfen macht frei“ getragen. Auch sie wurde festgenommen und aufs Revier gebracht. Laut Barth besteht gegen die Festgenommene der Anfangsverdacht der Volksverhetzung. Diese stelle eine Straftat da, auch hier werde ermittelt.

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Sonst aber verlief der „Spaziergang“, wie schon in der Vorwoche, friedlich. Anders als vergangenen Montag wurden dieses Mal aber nicht während des Laufens durch und an der Stadt vorbei Parolen wie „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Freiheit klaut“ gerufen.

'Spaziergänger' auf dem Münster Video: Matthias Jundt

Vor Ort waren neben Oberbürgermeister Jürgen Roth auch weitere städtische Mitarbeiter sowie Arnold Schuhmacher, der Leiter des Ordnungsamts im Schwarzwald-Baar-Kreis: „Die Stadt VS ist die Versammlungsbehörde. Der Kreis ist dagegen für den Infektionsschutz zuständig. Und deswegen bin ich da.“

Infektionsschutz nicht eingehalten

Und der, machte Schuhmacher klar, sei am Montagabend in Villingen problematisch gewesen: „Kaum jemand trägt eine Mund-Nasen-Bedeckung und der Abstand wird auch nicht eingehalten.“ Den Kreis und die Stadt stelle das vor die Frage, wie künftig mit den „Spaziergängern“ umgegangen werden. Schuhmacher: „Ich halte das Demonstrationsrecht für ein sehr hohes Gut und wir können froh sein, dass wir das in Deutschland haben.“ Ähnlich hatte auch schon Oberbürgermeister Jürgen Roth im Gespräch mit dem SÜDKURIER am Montagmorgen argumentiert.

Etwa 500 Menschen sind am Montagabend in Villingen erneut „spazieren“ gegangen. Die aller meisten der Erwachsenen und vielen ...
Etwa 500 Menschen sind am Montagabend in Villingen erneut „spazieren“ gegangen. Die aller meisten der Erwachsenen und vielen Kinder waren friedlich. | Bild: Matthias Jundt

Wie aber in Sachen Infektionsschutz weiter vorgegangen wird, sei auch Teil der dienstäglichen Besprechung zwischen Kreisverwaltung und Gemeindevertretern. Für Ordnungsamtsleiter Schuhmacher ist klar, was getan werden sollte: „Wir brauchen eine klare Entscheidung aus Stuttgart. In Bad Dürrheim beim ‚Spaziergang‘ hielten sich beispielsweise alle an die Maskenpflicht. Das ist in Villingen anders gewesen.“

Mütze rechtsextremer Partei

Ein weiteres Problem, das über den Infektionsschutz hinaus gehen würde, könnte ebenfalls auf den Kreis und die Stadt zukommen. Neben den vielen friedlichen Erwachsenen und Kindern, die keinerlei Problem darstellten und lediglich ihr Recht auf Meinungsäußerung wahrnahmen, war mindestens ein Mann auf dem Münsterplatz, der eine Mütze trug, auf dem das Zeichen der rechtsextremen Partei „Der 3. Weg“ aufgestickt war.

„Jugend steht auf“ steht auf diesem Banner. Unten rechts ist ein Zeichen zu sehen, das wohl das der Jungen Alternative sein ...
„Jugend steht auf“ steht auf diesem Banner. Unten rechts ist ein Zeichen zu sehen, das wohl das der Jungen Alternative sein soll. Die JA ist die Jugendorganisation der AfD. Die drei Jungs erhielten von vielen „Spaziergängern“ Applaus. | Bild: Matthias Jundt

Aufgefallen sind auch drei junge Männer, die ein Banner mit der Aufschrift „Jugend steht auf“ trugen. Rechts unten auf dem Banner war ein Symbol, das an eine rudimentär gezeichnete Flamme erinnert. Das ist das Zeichen der Jungen Alternative, der Jugendorganisation der AfD. Die Jungs erhielten von vielen Umherstehenden Applaus.