Anja Greiner

Geredet wurde viel, gesagt wurde wenig. Es gab Zwischenapplaus und irgendwie auch Unverständnis dafür, dass es überhaupt eine Abstimmung über dieses Thema geben müsse. Oder besser schon wieder: "Ich stimme schon zum vierten Mal über dieses Thema ab, seit ich im Gemeinderat sitze", sagt Joachim von Mirbach. Das Ergebnis ist am Ende das, womit von Beginn an jeder gerechnet hatte: Die Stadt wird auch weiterhin ihr eigenes Jugendamt unterhalten und es nicht an den Kreis abgeben. Das Protokoll eines Sitzungspunktes.

Es begann mit dem Appell des Oberbürgermeisters, dem der Kampf um die Polizeihochschule noch in den Knochen steckte. "Es geht darum, eine Entscheidung zu treffen, bei der es darum geht, unsere Handlungshoheit und unsere Souveränität zu behalten." Seine Hauptargumente: Ohne eigenes Jugendamt würde man im Kreis als Bittsteller auftreten müssen, die Kindertagespflege könnte nicht mehr auf dem jetzigen Niveau fortgeführt werden. Kurzum: "Eine Abgabe würde uns richtig viel Geld kosten." Überfällig sei die Entscheidung, sagt er, auch mit Blick auf die bis auf den letzten Platz gefüllten Zuschauerränge. Die Mitarbeiter des Jugendamtes waren geschlossen erschienen, ebenso die Vertreter der Wohlfahrtsverbände, die sich schon seit dem erneuten Aufkommen der Diskussion für den Erhalt des städtischen Jugendamtes stark gemacht hatten. Die Mitarbeiter führen, glaubt man den Worten der Personalvertreterin Isabel Kratt "seit elf Jahren ein Leben auf einem Schleudersitz". So lange wird bereits immer mal wieder über die Abschaffung des städtischen Jugendamtes diskutiert. Unverständlich für Stefan Assfalg, den Leiter des Amtes für Jugend, Bildung, Integration und Sport.

Schließlich hat die Jugendhilfeabteilung, wie er betont, einen Kostendeckungsgrad von 91 Prozent. "Trotz der Flüchtlingssituation." Man möge sich ausrechnen, wie hoch der Deckungsgrad ohne die Flüchtlinge wäre. Nach all der flammenden Fürsprachen springt dann Renate Breuning von der CDU in die Bresche. Glaube man den vorangegangenen Ausführungen, dann sei man ja "bald soweit, dass wir Geld verdienen mit dem Jugendamt". Breuning ist eine von sechs Gemeinderäten, die am Ende gegen den Verbleib des Jugendamtes bei der Stadt stimmen werden. Ihre Meinung: Die Mitarbeiter im Kreis machen die Arbeit so gut, wie die in der Stadt und als damals das Sozialamt abgeschafft wurde, sei in der Stadt schließlich auch kein sozialer Notstand ausgebrochen.

Nach rund eineinhalb Stunden weiterer Wortmeldungen (alle sprachen sich für den Erhalt aus) wurde der Antrag auf eine schnelle Abstimmung gestellt, es sei schließlich alles gesagt. Allein Berthold Ummenhofer fühlte sich weder durch die Vorlage, noch die vorherigen Diskussionen in diversen Ausschüssen gut genug informiert um heute eine Entscheidung treffen zu können. Er beantragte die Absetzung des Punktes. Ihm fehlten konkrete Zahlen und ein Vertreter des Kreises. Der Antrag wurde abgelehnt. Ein weiterer Antrag und aus dem "langfristigen Verbleib des Jugendamtes bei der Stadt" wurde ein "dauerhafter Verbleib". Die Abstimmung erfolgte dann – auf Antrag – namentlich. Die Abstimmungskarten waren noch nicht ganz unten, da kam von den Rängen der Applaus. Wie im Theater.