Die Musikproduktion Schwarzwald (MPS), durch Jazzaufnahmen in den 70er-Jahren weltberühmt gewordenes Tonstudio in Villingen, soll jetzt in einem zweiten Anlauf wiederbelebt werden. Im Oktober wird ein Förderverein gegründet, um dieses einmalige kulturelle Erbe der Stadt zu bewahren und mit neuem Leben zu füllen, kündigten jetzt Hauseigentümer Berthold Käfer und Jazz-Experte Friedhelm Schulz an. Außerdem soll das Studio wieder als Produktionsstätte für Tonaufnahmen vermarktet werden.

Erforderlich wird dieser Neustart, weil die bisherige Betreiberfirma HGBS Musikproduktion, die vor einigen Jahren mit dem Ziel der Wiederbelebung des Studios gegründet worden war, inzwischen Insolvenz angemeldet hat (der SÜDKURIER berichteten am 1. April 2017). Schon seit rund zwei Jahren sind alle Aktivitäten rund um das legendäre Studio, das als Kulturdenkmal geschützt ist, erloschen. Hintergrund ist das Zerwürfnis der HGBS-Gesellschafter Friedhelm Schulz und Matthias Brunner-Schwer, Sohn des 2004 bei einem Unfall verstorbenen Studio-Gründers Hans-Georg Brunner-Schwer. Für Schulz war es wichtig, sich von seinem ehemaligen Kompagnon zu trennen, ebenso für Berthold Käfer, dem Hauseigentümer des Gebäudes Richthofenstraße 1, in dem das Studio untergebracht ist. Mit der Person Matthias Brunner-Schwer, so betonten beide gegenüber dem SÜDKURIER, habe es "keine Zukunft mehr" für das Studio gegeben. Die Hintergründe wollten sie öffentlich aber nicht ausbreiten.

Oscar Peterson, der kanadische Jazzpianist- und -komponist, war einer der berühmtesten Gäste im Villinger MPS-Studio. Bilder: SK-Archiv
Oscar Peterson, der kanadische Jazzpianist- und -komponist, war einer der berühmtesten Gäste im Villinger MPS-Studio. Bilder: SK-Archiv | Bild: Archiv

Berthold Käfer, der in Villingen ein Bausanierungs- und Immobilienunternehmen betreibt, hat nach dem Zerwürfnis Ende 2015 den Mietvertrag mit der Firma HGBS gekündigt und die Schlösser ausgetauscht. Er stellt sich auf den Rechtsstandpunkt, dass er das Studio mit dem Kauf des Haus erworben habe und damit rechtmäßiger Eigentümer sei, wie er jetzt auf Nachfrage betonte. Er habe ein Interesse daran, dass das Studio in seinem Haus neu belebt und betrieben werde, damit diese einmalige Einrichtung weiterlebt und zumindest ein paar Mieteinnahmen erzielt werden können. Was die Vermarktung des Studios angeht, habe es bereits mehrere Gespräche mit möglichen Betreibern gegeben. Doch wie der konkrete Betrieb aussehen könnte, sei heute noch offen, so Käfer.

Friedhelm Schulz, Jazz-Experte und Geschäftsmann aus Villingen, ist überzeugt, dass die Inbetriebnahme des Studios aussichtsreich sein könnte. In Musikerkreisen gebe es ein wiedererwachtes großes Interesse an brillanten Analogaufnahmen. Und dafür sei das MPS-Studio ja weltweit bekannt. In den vergangenen Jahren wurden in dem historischen Studio schon einige Tonaufnahmen neu eingespielt.

Auch Monty Alexander (rechts), berühmter Jazzpianist aus Jamaika, nutzte das Studio in Villingen. Links Tonmeister Hans-Georg ...
Auch Monty Alexander (rechts), berühmter Jazzpianist aus Jamaika, nutzte das Studio in Villingen. Links Tonmeister Hans-Georg Brunner-Schwer, der Studio-Gründer. | Bild: Archiv

Schulz geht es neben der Wiederbelebung des Studios aber auch um den Erhalt des kulturellen Erbes für die Nachwelt und dem Wachhalten der Studiogeschichte. Daher hat er gemeinsam mit anderen Persönlichkeiten die Gründung eines Fördervereins vorbereitet. Namen will er noch keine nennen, aber bereits im Oktober soll der Verein aus der Taufe gehoben und die Details bekannt gegeben werden.

Mit einem Netzwerk von Personen und Institutionen soll, so die Absicht, das Studio ins örtliche kulturelle Leben eingebunden werden. Schulz stellt sich Kooperationen mit dem Kulturamt, dem Franziskaner Museum, der Trossinger Musikhochschule und weiteren Kulturträgern vor. Im Umfeld des Studios sollen Konzerte stattfinden, ebenso könnten wieder Führungen angeboten werden. Wichtig sei auch die Aufarbeitung des Studio-Archivs. "Ideen gibt es genug", betonte er. Mithilfe des Fördervereins sollen diese Absichten zu einem Gesamtkonzept entwickelt und finanziell umgesetzt werden.

Das MPS-Studio

Das Tonstudio wurde von Hans-Georg Brunner-Schwer, einem Spross aus der Unternehmerfamilie Brunner-Schwer (Firma SABA) zwischen 1957 und 1960 eingerichtet. Schon ab 1963 waren berühmte Musiker aus der Jazz-Szene zu Gast. Oscar Peterson, Monty Alexander, Singers Unlimited, Friedrich Gulda, George Duke, Hans Koller, Wolfgang Dauner, Peter Herbolzheimer, Joachim Kühn, Albert Mangelsdorff, Volker Kriegel und viele andere wurden hier aufgenommen. Das Label Musikproduktion Schwarzwald (MPS) verschaffte sich zwischen 1968 und 1983 einen hohen Bekanntheitsgrad wegen der erstklassigen Aufnahmequalität.