Marga Schubert

Auf das Leben zurückblicken, auf wilde oder nicht so wilde, auf schöne, turbulente oder auch ruhige Jahrzehnte. Das ist der Sinn der derzeit laufenden SÜDKURIER-Serie „Damals und heute – Gedächtnis der Region“ – in diesem Sommer den 60-er Jahren gewidmet. Es ist schön zu hören, wie sich die Leser freuen, an vergangene Jahrzehnte erinnert zu werden und beim Rückblick so manch interessante Einblicke in das damalige Leben zu gewinnen. Das ist bei den Beat- und Rock-Rabauken und den Tanzmusikern von damals nicht anders als bei den SÜDKURIER-Lesern, die diese revolutionäre Zeit nur am Rande erlebt haben.

Eberhard „Ebus“ Haf und Jürgen Efinger von „Black Forest Diamond“ und den „Fabs“ erinnern sich an so manche Begebenheit aus dieser Zeit. Für Eberhard Hafs starteten die wilden Sixties gleich im ersten Jahr des Jahrzehnts. Sein erster Auftritt war zusammen mit Peter Schnurr 1960 bei einem Sylvesterball in Stetten am kalten Markt. Mit dem Bummelzug sind die beiden Jungs hingefahren – und warteten nach dem Auftritt geduldig und schlaftrunken die halbe Nacht auf den ersten Zug frühmorgens Richtung Villingen.

Nicht vergessen sind auch die legendären Auftritte mit „The Fabs“ im fürstlichen Schloss in Donaueschingen. Als erst bei Tagesanbruch wieder mal Schluss war, stand die Hälfte des fürstlichen Buffets noch verlockend da. Da Geld damals rar war bei den Jungs, erkundigten sie sich vorsichtig beim damaligen Erbprinzen Joachim zu Fürstenberg, was denn wohl mit den übriggebliebenen Köstlichkeiten geschehe. „Schweinefutter“, meinte dieser. Doch angesichts der hungrig blickenden Augen der jungen Musiker erlaubte er ihnen, alles mitzunehmen. „Und der Erbprinz persönlich sorgte für die nötigen Transport-Kartons und half beim Einpacken“, weiß Efinger noch genau.

Dass im Beethovenhaus in Schwenningen der „Bär steppte“, war nicht nur bei den Hard-Rockern bekannt. "Da war oft mehr los als in Villingen." Immerhin haben dort die „Lords“ gespielt und auch David Cassidy. „Schüchtern an die Wand gedrückt bestaunten wir die Stars“, erinnert sich Efinger – „aber anschließend haben wir im Rumba-Keller eine tolle Session mit ihnen spielen dürfen“.

„Sandra“ (Ulrike Merz) hat ihre Band auf der Autogrammkarte fest in der Hand. Die Band von links: Bernfried Müller, Roland Reich, ...
„Sandra“ (Ulrike Merz) hat ihre Band auf der Autogrammkarte fest in der Hand. Die Band von links: Bernfried Müller, Roland Reich, Wolfgang Fink, Eberhard Haf und Jürgen Efinger. | Bild: Eberhard Haf

Später als Manager hat Jürgen Efinger den jungen Buben der „Beatniks“ und von „Be Nice“ beigebracht, wie man sich richtig verkauft als angehende Stars. Beim Beat-Wettbewerb in Heidenheim, mitten in der Flower-Power-Zeit, zwackte er von den 300 Mark Fahrgeld etwas ab und kaufte mit den Jungs zuvor auf dem Villinger Wochenmarkt Blumen. Derartig geschmückt war „Be Nice“ dann die "blumige Nr. 1" der Teilnehmer. Und beim Auftritt an Ostern im Heilig-Geist-Spital überreichten die Musiker der wilden Sixties den Bewohnern jeweils galant einen bunten Strauß mit Osterglocken und Tulpen. „So muss man es machen, auf dem Weg zum Erfolg“, gab Efinger den Jungs mit auf den Weg.

Übrigens, erinnert sich Eberhard Haf: Nicht nur die „Mammut“ und die anderen Beat- und Rock-Bands durften die Gastfreundschaft im noblen MPS-Studio genießen. Auch die „Fabs“ waren Mitte der 60-er Jahre dort bei Toningenieur Aki Kienzler zu Gast. Schallplatten entstanden noch keine. Aber die Tonbänder gibt es heute noch.