
Sieht aus ein Anhänger und ist auch einer. Aber kein gewöhnlicher. Denn im Innern verbirgt sich eine ausgeklügelte Geschwindigkeits-Messanlage, die Temposündern das Leben sauer macht. "Enforcement Trailer" heißt der Anhänger mit integriertem "Blitzer". Er soll zur neuen Geheimwaffe des städtischen Ordnungsdienstes im Kampf gegen die heimischen Temposünder werden.
Bislang ist die Stadt noch mit herkömmlicher und störanfälliger mobiler Radar-Technik den Temposündern in der Stadt auf der Spur. Zwei Fahrzeuge mit Besatzung sind gewöhnlich von montags bis samstags in der Stadt unterwegs und bauen ihre "Radarfallen" auf. "Das dient der Verkehrssicherheit", unterstreicht Oxana Brunner, die Pressesprecherin der Stadt. Manche Autofahrer sind ihrerseits von der zunehmenden Zahl von "Blitzern" genervt. Ihr Vorwurf an die Kommunen: "Abzocke" der Autofahrer, um die leeren Kassen zu füllen.
Einträgliche Kontrollen
Gleich wie man es betrachtet: Die Tempokontrollen sind für die Kommune unbestritten recht einträglich. Rund 600 000 Euro spülen die rund 35 000 Bußgeld- und Verwarnungsverfahren alljährlich in die Stadtkasse. Mit der Anschaffung eines neuen Überwachungs-Anhängers kann die Stadt diese Einnahmen vermutlich noch verbessern. Denn der Anhänger hat den Vorteil, dass er, wenn er einmal steht, autonom und ohne Personaleinsatz betrieben werden kann. Das ist mit der bisherigen Technik in Villingen-Schwenningen nicht möglich. Denn beim Einsatz der Radargeräte muss ständig Personal dabei sein, um mögliche Störquellen, von denen es zahlreiche gibt, auszuschalten. Der "Enforcement-Anhänger" indes hat eine leistungsstarke Stromversorgung an Bord und kann ohne Personaleinsatz fünf bis zehn Tage am Stück Geschwindigkeiten messen. Das ist ideal zum Beispiel für den Einsatz an Autobahn-Baustellen. Der Hersteller, die Firma Vitronic aus Wiesbaden, rühmt ihr Produkt mit dem Hinweis, dass das Gerät an Spitzentagen "bis zu 2500 Geschwindigkeitsübertretungen dokumentiert" habe.
Ein Verkaufsschlager
Das Gerät enwickelt sich für die Firma Vitronic zum Verkaufsschlager. "Derzeit sind mehrere hundert davon im Einsatz", berichtet Patricke Schulze, der Pressesprecher des Unternehmens. Allein die französische Polizei hat sich mit 300 dieser Anhänger eingedeckt. Und die Rechtssicherheit des Systems? "Hundert Prozent", sagt Schulze. Die Laser-Messtechnik habe, im Unterschied zur Radarmessung, "keine Fehlerauffälligkeit". Rechtsanwälte hätten sich bei Prozessen, spätestens in der zweiten Instanz, die Zähne an dem System ausgebissen.
Erst mal testen
Kein Wunder, dass auch das Bürgeramt VS das Gerät haben will. Vor allem, weil Personal nicht stundenlang für Tempo-Kontrollen abgestellt werden muss und an anderer Stelle eingesetzt werden kann. Hier verspricht die neue Technik Entlastung. Diese soll aber nicht blind eingekauft werden. Wie die Pressesprecherin betonte, soll der Überwachungs-Anhänger zunächst nur vom Hersteller geliehen werden. Wenn sich das Produkt bewährt, soll gekauft werden. Bis wann das der Fall sein wird, ist noch unklar. Noch ist der städtische Haushalt nicht vom Regierungspräsidium genehmigt. So lange müssen Anschaffungen noch warten. Also gibt es noch eine Gnadenfrist für die heimischen Verkehrsteilnehmer.
Den Nimbus der Unzerstörbarkeit hat das Gerät, das seit 2015 auf dem Markt ist, allerdings bereits in der Praxis trotz Panzerung und Alarmsystem verloren. Im Mai 2017 ist einer dieser Anhänger-Blitzer in der Nähe von Speyer abgebrannt. Die Polizei ging von Brandstiftung aus. "Das war wohl nichts mit unzerstörbar", kommentierte damals die Autozeitung mit unverhohlener Süffisanz.
Das ist der neue Super-Blitzer
- Der Enforcement Trailer (übersetzt: Durchsetzungs-Anhänger) lässt sich mit jedem Kraftfahrzeug mit Anhängerkupplung bewegen. Zur einfachen und genauen Ausrichtung am Messstandort verfügt er zudem über einen eigenen Antrieb mit Fernsteuerung. Für den Messbetrieb lässt sich der Anhänger vollständig auf den Boden absenken. Dabei verschwinden die Räder in der gepanzerten Außenhülle, was eine Bewegung oder den Abtransport durch Unberechtigte erschwert. Ein Alarmsystem schützt die Messtechnik vor Vandalismus. Die Außenhülle ist schusssicher.
- Blitzen ohne Personaleinsatz: Der Trailer ist mit Batterien ausgestattet, die einen ununterbrochenen Messbetrieb über mindestens fünf Tage ermöglichen. Ein Modem überträgt die Messdaten drahtlos und ermöglicht den Fernzugriff auf das System. Dadurch bietet das Messgerät einen völlig autonomen, mehrtägigen Messbetrieb ohne Personaleinsatz.
- Laser-Technik: Zur Geschwindigkeitsmessung wird eine Laser-Technologie eingesetzt, die Fahrzeuge über mehrere Fahrspuren hinweg gleichzeitig messen kann.
- Die Kosten des Gerätes liegen je nach Ausstattung ungefähr zwischen 140 000 und 160 000 Euro.