Im Laufe des Kindergartenjahres 2019/20 finden nach derzeitigem Stand 510 Kinder, die von den Eltern angemeldet wurden, keinen Kindergartenplatz. Was unternimmt die Stadt dagegen? Der SÜDKURIER sprach mit Stefan Assfalg, dem verantwortlichen Amtsleiter. Er geht davon aus, dass ab 2020 eine spürbare Entlastungen der angespannten Situation eintreten wird.

  1. WWie sehen die aktuellen Zahlen aus? „Wir werden bis Jahresende 761 Kinder neu in den Einrichtungen der Stadt und der freien Kindergartenträger in der Stadt aufnehmen“, berichtet Assfalg, der Leiter des Amtes für Jugend, Bildung, Integration und Sport (Jubis). Doch 226 Kinder bekamen zum 1. September keinen Platz. Diese Zahl wird sich im Laufe des Kindergartenjahres noch massiv erhöhen. Denn alle Kinder, die bis September 2020 drei Jahre alt werden, haben ab ihrem Geburtstag einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Laut Statistik werden im gesamten Kindergartenjahr 510 Kinder in VS keinen Platz bekommen.
  2. BBei welcher Altersgruppe ist der Mangel am größten? Eindeutig bei den Kindern unter drei Jahren (U 3). Bei diesen U-3-Kindern fehlen im neuen Kindergartenjahr nach jetzigem Stand 355 Plätze, bei den über Dreijährigen (Ü 3) sind es nur 155. Das liegt daran, dass die Stadt Kindergartenplätze für Ü-3-Kinder schon seit Jahrzehnten ausbaut, für die Kleinkinder aber erst seit ungefähr fünf Jahren. Die zunehmende Nachfrage nach U-3-Plätzen spiegelt den gesellschaftlichen Wandel und die gute Konjunkturlage wider. Im Unterschied zu früher gehen immer mehr Mütter bald nach der Geburt wieder einer Berufstätigkeit nach. Wissenschaftlichen Erhebungen zufolge suchen hierzulande 50 Prozent der Frauen für ihre Kleinkinder unter drei Jahren eine Betreuung. „Wir decken derzeit eine Betreuung von 33,8 Prozent aller U3-Kinder in der Stadt ab“, berichtet Stefan Assfalg. Damit liegt VS im Bundesschnitt, aber höher wie der Landesdurchschnitt von Baden-Württemberg (29,2 Prozent). Gleichwohl wird die Stadt zunächst das Angebot für die Kinder ab drei Jahre ausbauen. Denn diese haben einen Rechtsanspruch auf einen Platz.
Stefan Assfalg, verantwortlicher Amtsleiter der Stadt für die Kindergärten, sagt: „Ich bin der festen Auffassung, dass wir die ...
Stefan Assfalg, verantwortlicher Amtsleiter der Stadt für die Kindergärten, sagt: „Ich bin der festen Auffassung, dass wir die Situation bewältigen können.“ | Bild: unbekannt
  1. WWas tut die Stadt gemeinsam mit den freien Kindergartenträgern kurzfristig? Die Stadt rechnet ab 2020 mit einer „spürbaren Entlastung“ (Stefan Assfalg) der derzeitigen Mangelsituation. Als Sofortmaßnahmen werden in Villingen und in Schwenningen Container an zwei Kindergärten angebaut: 44 zusätzliche Plätzen am Kindergarten Ziegelbach in der Wöschhalde, weitere 44 Plätze am Kindergarten Deutenberg in Schwenningen. Die Vorbereitungen laufen mit Hochdruck, die Genehmigung ist erteilt. „Wir gehen davon aus, dass wir im Laufe des Jahres 2020 mit den Kindern in den Containern sind“, so der Amtsleiter. Doch bereits 2019 soll noch einiges passieren. 57 zusätzliche Kita-Plätze sind eingeplant: Zehn Plätze für U-3-Kinder und zwölf Plätze für über Dreijährige im Johanna-Schwer-Heim durch die Auflösung des Horts, zusätzlich 25 Ü-3-Plätze im Schwenninger Oberlin-Kindergarten, ebenfalls durch Auflösung des Horts. Weitere zehn Plätze für Kleinkinder schafft die private „Kikripp“ in der Hermann-Schwer-Straße in Villingen bis Ende 2019, Anfang 2020.
  2. WWie sieht der geplante Ausbau für 2020 und 2021 aus? Neben den erwähnten Containerbauten werden in mehreren Kita-Einrichtungen durch die Auflösung der ehemaligen Kinderhorte neue Betreuungsplätze für Kinder ab drei Jahren geschaffen: 20 im Kindergarten Kopsbühl, 20 im Kindergarten Hammerstatt in Schwenningen, 14 im Kindergarten in der Au, ebenfalls Schwenningen. Durch Neubauten und Erweiterungen sind 2020 folgende neuen Kapazitäten (U3 und Ü3) vorgesehen: 42 zusätzliche Plätze im Kindergarten St. Elisabeth im Schwenninger Westen und 30 Plätze in der Erweiterung des Klinik-Kindergartens. Mit den Containern sind damit 2020 insgesamt 234 neue Plätze zu erwarten. 2021 sollen in der Kindertagesstätte der Polizei-Hochschule weitere 30 Plätze entstehen. „Darüber hinaus gibt es von uns eine ganze Reihe noch nicht spruchreifer Überlegungen, die 2019 und 2020 beschlossen werden sollen“, verspricht Stefan Assfalg.
  3. Bekommt die Stadt den Mangel in den Griff? „Ich bin der festen Auffassung, dass wir die Situation bewältigen können“, sagt der Amtsleiter. Voraussetzung dafür sei, dass es der Stadt gelingt, ausreichend Fachkräfte zu finden, dass der Gemeinderat das erforderliche Geld bewilligt und die Bevölkerung, wie prognostiziert, nur langsam weiter wächst.
  4. Hemmt der Fachkräftemangel den Ausbau der Kindergartenplätze? In der Tat ein Problem. Derzeit fehlen bei der Stadt 22 Erzieherinnen. „Wir haben es dennoch immer geschafft, die Betreuung in den Einrichtungen aufrecht zu erhalten“, sagt Assfalg. Mit einer Ausnahme: In der Helene-Mauthe-Tagesstätte in Schwenningen wurde die sechste Gruppe in Absprache mit den Eltern aufgelöst. „Die Gruppe bleibt geschlossen, bis wieder Personal da ist.“ Die Stadt versucht unter anderem, mit verstärkten Ausbildungsbemühungen die Lücken zu schließen.
  5. WWas können Eltern tun ? „Eltern, die keinen Platz bekommen, werden von uns informiert“, schildert Assfalg. Viele, sagt er, reagierten mit Verständnis für die besonderen Umstände, andere gar nicht, einige verärgert. „Wir können aber nicht zaubern“, sagt Assfalg. Sein Rat: „Wenn Eltern bei der Wahl der Einrichtung eine hohe Flexibilität zeigen, können sie oft schneller einen Betreuungsplatz bekommen.“ Schneller geht es in der Regel auch, wenn Eltern Kleinkinder unter drei Jahre in die Obhut von Tagespflegemüttern bringen. In der Tagespflege kann die Stadt bereits fast 300 Betreuungsplätze anbieten.