
Erst „Sabine“, dann „Bianca“ und letztlich „Diana“ – Drei Sturmtiefs in jüngster Zeit haben dem Stadtwald schwer zugesetzt. Spaziergänger sollten besonders gekennzeichnete Flächen meiden. Denn: „Es herrscht Lebensgefahr„, sagt Roland Brauner.
Der stellvertretende Forstamtsleiter und seine 22 Kollegen arbeiten seit Wochen daran, den Wald von den entwurzelten Bäumen zu befreien: „Das geht noch ein halbes Jahr so weiter.“ Die Gefahr bestehe in den vielen „angeschobenen“ Bäumen. Diese drohten den Halt zu verlieren. „Ein Stamm hat kürzlich einem Kollegen das Schienbein gebrochen“, sagt Brauner.

Beschädigt von den Sturmtiefs wurden vor allem Fichten wegen ihres vergleichsweise flachen Wurzelwerks. Tannen haben die bis zu 170 Stundenkilometer schnellen Stürme besser überstanden. Abgebrochen seien nur wenige Bäume, 85 Prozent sind samt mit dem Wurzelteller umgefallen.
Neben den Kollegen aus der Doppelstadt, arbeitet das Villinger Forstamt mit zahlreichen anderen Firmen zusammen. „Wir haben Unterstützung aus Hornberg, aber auch aus Vorarlberg. Auch rumänische Arbeiter helfen gerade dabei, den Wald wieder sicher zu machen“, erläutert Brauner.
Wegen der Stürme müssten derzeit 70.000 Festmeter aus dem Wald geholt werden. Normalerweise seien es 55.000 Festmeter im ganzen Jahr. Und wegen der großen Menge an Bäumen seien die Preise stark gesunken. „Wir gehen von einer Million Euro weniger Umsatz aus“, sagt der stellvertretende Forstamtsleiter.
Derzeit werde unter Hochdruck im Wald gearbeitet. Dazu müssten Bäume abgestockt, die Reste weggeschleppt, von den Sträuchern und Blättern befreit und letztlich zugeschnitten werden. Lastwagen holen die Stämme dann ab. Viel Zeit nehmen Nester- und Einzelwürfe in Anspruch. Das sind einzelne Bäume, die umgefallen sind.
„Lothar„ und „Sabine“
Ohnehin ist es laut Brauner schwer für die Waldarbeiter. Die großen Maschinen könnten derzeit nur auf den Waldwegen fahren, der Rest ist zu nass. Die Aufräumarbeiten kosteten die Stadt rund 250 000 Euro.

Die Nässe des Bodens ist der Grund für die starke Beschädigung des Walds. Brauner: „Normalerweise freuen wir uns über viel Feuchtigkeit im Boden. Bei einem Sturm sind die Bäume aber auch anfälliger, umzufallen. Bei Frost oder Trockenheit wäre nichts passiert.“
Ein Positives haben die Sturmschäden aber. Der Umbau des Waldes hin zu einem gemischten Wald gehe so schneller. Derzeit, so Brauner, gebe es in VS vor allem Nadelhölzer. Künftig soll es mehr Laubholz geben – etwa die Douglasie, die Eiche oder der Bergahorn. Auch bislang unbekannte Baumarten wie die türkische Tanne und die Atlaszeder werden in der Zukunft im VS-Wald angebaut.
Das Aufräumen des Waldes ist für das Forstamt auch ein Kampf gegen die Zeit. Sobald die Temperaturen ab Mittel April über 16,5 Grad liegen, beginnt der Borkenkäfer, die unter der Rinde bereits im Vorjahr befallenen Bäume anzugreifen.
Übrigens: Auch das Coronavirus hat Auswirkungen auf das Forstamt. Brauner: „Wir verkaufen viel Holz nach Korea und China. Außerdem erhalten wir Materialien aus Italien. Das geht derzeit nicht.“ Dass Forstamtsleiter und Brauners Chef Tobias Kühn in Corona-Quarantäne war – der Test war negativ – habe die Situation außerdem nicht leichter gemacht.