Villingen-Schwenningen: Warum die Schwenninger länger feiern dürfen

Weil in der Villinger Innenstadt die Lärmbelästigung höher sei als in Schwenningen, darf in Schwenningen bei der Kulturnacht länger gefeiert werden als beim Stadtfest „9 am Münster“ in Villingen. Das erklärte Bürgeramtsleiter Ralf Glück in der Gemeinderatsitzung am Mittwochabend.

Anfrage Reiser: Ausgangspunkt dieser Information war die Nachfrage von Stadtrat Ernst Reiser (Freie Wähler), ob es richtig sei, dass es für die Großveranstaltung, die demnächst im Juli stattfinden werden, unterschiedliche Sperrzeitenregelungen gebe. Dies wurde vom zuständigen Amtsleiter der Stadt, Ralf Glück, so bestätigt. Bei der Kulturnacht am 2. Juli wurde das Musik- und Veranstaltungsende vom Bürgeramt auf 2 Uhr morgens festgelegt. Beim Stadtfest in Villingen (15. bis 17. Juli) wurde das Ende der Musikbeschallung für Freitag und Samstag auf 0 Uhr und das Veranstaltungsende auf 1 Uhr festgelegt, für Sonntag gilt Musik- und Veranstaltungsende um 22 Uhr.
Höhere Lärmbelastung: Amtsleiter Ralf Glück begründete diese Ungleichbehandlung damit, „dass die Lärmbelästigung in der Villinger Innenstadt generell etwas höher ist als in Schwenningen“. In Villingen gebe es zudem eine engagierte Bürgerinitiative, die sich in der Vergangenheit stets kräftig gewehrt habe gegen zusätzliche Lärmbelastungen durch Gaststätten in der Färberstraße und durch öffentliche Veranstaltungen. Deshalb habe sich die Stadt entschieden, auf diese Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen und Veranstaltungen in Villingen früher zu beenden. Dies geschehe meist auch im Einvernehmen mit den Veranstaltern.
Das gute Einvernehmen bestätigte auch Stadtrat Friedrich Bettecken, der zu den Organisatoren des Stadtfestes „9 am Münster“ gehört. „Wir sehen das völlig entspannt“, bestätigte er auf SÜDKURIER-Nachfrage. Wie beim letzten Stadtfest der Vereine vor drei Jahren werde die Musik um Mitternacht beendet und dann lasse man das Fest ausklingen. „Das hat sich beim letzten Mal gut bewährt und liegt auch in unserem Interesse“, sagte Bettecken. Denn irgendwann wollten die freiwilligen Helfer der Vereine ja aufräumen und Feierabend machen. Dies werde auch vom Publikum akzeptiert, urteilte Bettecken. „Wir leiden auch nicht darunter, dass in Schwenningen länger gefeiert werden darf“, betonte er. Die Kulturnacht sei eine Veranstaltung mit völlig anderem Charakter. Die Zusammenarbeit mit dem Bürgeramt laufe wunderbar, versicherte er.
Sperrzeit Färberstraße: In diesem Zusammenhang thematisierte Stadtrat Ernst Reiser im Gemeinderat auch die unterschiedlichen Sperrzeiten für die Außenbewirtungen von Gaststätten. Während die Wirte in der Färberstraße um 22 Uhr ihre Freiluftbewirtung aus Lärmschutzgründen einstellen müssen, dürfen alle anderen Gaststätten in VS draußen bis 23 Uhr wirten. Reiser kritisierte, dass die Färberstraßenwirte ihren Antrag auf Verlängerung bis 23 Uhr kürzlich wieder zurückgezogen hätten, nach dem das Bürgeramt klargestellt habe, dass es diesen Antrag ablehnen werde. Gegenüber dem Gemeinderat habe das Bürgeramt behauptet, die Rücknahme des Antrages sei von den Wirten freiwillig erfolgt, so Reiser. Ralf Glück entgegnete, es habe ein „konstruktives Gespräch“ mit den Vertretern der Färberstraßenwirte gegeben. Der Antrag sei „einvernehmlich für dieses Jahr“ zurückgezogen werden. Für nächstes Jahr würden die Wirte einen modifizierten neuen Antrag stellen.
Ungleichbehandlung: Ernst Reiser findet indes, dass es „gar nicht geht“, wenn in einer Stadt unterschiedliche Sperrzeiten gelten. Das sei eine Ungleichbehandlung, die an den Rändern der Färberstaße seltsame Blüten treibe, wenn das „Hacienda“ oder das „Ratzennetz“ draußen bis 23 Uhr bewirten und 20 Meter weiter andere Gastsätten nur bis 22 Uhr dürfen. Für ihn eine klare „Wettbewerbsverzerrung“. Umgekehrt: Wenn‘s ans Steuerzahlen gehe, werde jeder Gastwirt von der Stadt gleich behandelt. Er plädierte dafür, im nächsten Jahr die Sperrzeit für die Außenbewirtschaftung auch in der Färberstraße probeweise bis 23 Uhr zuzulassen. Vermutlich, so Reiser, wird es sich erweisen, dass es keine Probleme gebe.

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