Die berühmten Jaag-Figuren mit Szenen aus der Villinger Fasnet sind im Villinger Franziskanermuseum wieder „uff dr Gass“. Dieses Jahr zum bereits 21. Mal als lebendiges und buntes Narrentreiben rund ums Riettor.
Traditionell am Dreikönigstag, zu Beginn der Fasnet-Saison, wurde die Ausstellung mit einer kleinen Vernissage eröffnet. Bis auf wenige Ausnahmen sind mit 121 Figuren fast alle bereits bekannten Hästräger und Umzugsteilnehmer aus dem Fundus von Ingeborg Jaag wieder neu arrangiert und aufgestellt worden. Darunter befinden sich 2025 auch 25 neue Figuren.

Über drei Monate arbeitet die Künstlerin zum Teil an den sehr aufwendig und detailliert gestalteten Figuren, wie etwa an jener des Generalfeldmarschalls der Katzenmusik, Dominik Schaaf.

Er arbeitet inzwischen selbst auch privat tatkräftig an der Gestaltung der Figuren mit. Kleine Details werden von Freunden mit einem 3D-Drucker beigesteuert.
Aufwändig genähte Häser
Auch die drei neuen Rietvögel mit ihren aufwendigen Plätzle-Häs sind sehr liebevoll gestaltet. Das Nähen ihrer Häser nahm sehr viel Zeit in Anspruch.
„Ich bin ja durch diese Arbeit das ganze Jahr über mit der Fasnet beschäftigt“, erzählt Ingeborg Jaag. Und weiter: „Aber wenn ich dann alle meine Figuren in dieser Ausstellung zum ersten Mal zusammen sehe, beseelt mich eine ganz besondere und einmalige Fasnetstimmung“.

Die Figur des Ehrenratsherrn Markus Becker ist ebenfalls neu und zusammen mit dem Narrovater auf seinem Pferd vor dem Riettor in Szene gesetzt.
Weil die Ausstellung gerne auch einen realen Bezug herstellen soll, findet sich dort in der Ecke auch ein moderner E-Scooter, wie sie leider immer öfter überall in der Stadt herumstehen.
Wer genau hinschaut, findet unter den Figuren überall bekannte Persönlichkeiten aus der Fasnet. So auch Bärbel Brüderle, wie sie mit ihrer Standarte Moritaten aus dem Stadtgeschehen erzählt.

Oder einen Narro, der gerade den Spittel Mattes strählt. Das Besondere an dieser Szene: die Original-Scheme dieses Narros wurde seinerzeit von Manfred Merz geschnitzt und ist dem Mattes wie aus dem Gesicht geschnitten, auch hier im Miniaturmodell.
Merz, der bekannte Schemenschnitzer, und vier weitere Fasnet-Handwerker finden sich auch noch in weiteren Ausstellungsvitrinen im Nebenraum.
Hier sind die wichtigsten Arbeiten vom Schemesschnitzer über den Häsmoler Fischer, den Riemennäher Josef Keller bis hin zu den Kragenfalterinnen bei der Arbeit dargestellt.
Dazwischen auch Klaus Richter beim heimischen Schemen-Abstauben an Dreikönig zu sehen.
Ergänzt werden die Vitrinen durch die passenden originalen Gegenstände aus dem Fundus der Narrenzunft, die sich von den perfekt detaillierten Miniaturen im Maßstab 1:3 eigentlich in fast nichts wirklich unterscheiden lassen.
Darunter auch ein kompletter Narro und Zeichnungen der Unterkirnacher Malerin Waltraud Oloff. Gleich daneben findet sich eine alte gezackte Blech-Drehwalze zur Faltung des gestärkten Narrokragens.
In einer anderen Ecke haben die Ausstellungsmacher rund um Ina Sahl noch eine weitere, ganz besondere Szene aufgebaut, wie sie auch mit einem Schwarz-weiß-Bild aus alten Tagen im Original belegt ist.
Es ist das Wohnzimmer des Oberle Sepp, der immer pünktlich am Dreikönigstag einen stadtbekannten Fasnet-Altar in seinem heimischen Wohnzimmer dekoriert hatte. Fast kann man hier noch heute die Pfeife des ehemaligen Lokführers riechen.
Zunftmeister Anselm Säger erinnert sich beim Betrachten dieser Szene noch gut, wie er als kleiner Bub und Sternsinger in vielen Wohnzimmern der Stadt so auf die Fasnet eingestimmt wurde. „Wir sollten ja eigentlich singen, aber die Schemen an den Wänden fanden wir viel interessanter, wir hatten es wirklich nicht leicht“, erinnert er sich noch heute.
Egal in welcher Szene und aus welcher Perspektive, der Fasnet-Goascht schwebt förmlich über allen Figuren und lebt mitten unter ihnen. Bis zum 5. März darf er das dieses Jahr im Franziskanermuseum noch tun, um dann unmittelbar danach auch auf den Sträßle und Gassen im Städtle weiterzumachen.