Die berühmten Jaag-Figuren mit Szenen aus der Villinger Fasnet sind im Villinger Franziskanermuseum wieder „uff dr Gass“. Dieses Jahr zum bereits 21. Mal als lebendiges und buntes Narrentreiben rund ums Riettor.

Traditionell am Dreikönigstag, zu Beginn der Fasnet-Saison, wurde die Ausstellung mit einer kleinen Vernissage eröffnet. Bis auf wenige Ausnahmen sind mit 121 Figuren fast alle bereits bekannten Hästräger und Umzugsteilnehmer aus dem Fundus von Ingeborg Jaag wieder neu arrangiert und aufgestellt worden. Darunter befinden sich 2025 auch 25 neue Figuren.

Dominik Schaaf vor seinem kleinen Doppelgänger von Ingeborg Jaag, die ihn als Generalfeldmarschall der Katzenmusik zeigt.
Dominik Schaaf vor seinem kleinen Doppelgänger von Ingeborg Jaag, die ihn als Generalfeldmarschall der Katzenmusik zeigt. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Über drei Monate arbeitet die Künstlerin zum Teil an den sehr aufwendig und detailliert gestalteten Figuren, wie etwa an jener des Generalfeldmarschalls der Katzenmusik, Dominik Schaaf.

Voller Details und ganz nah dran am menschlichen Original: Die Puppen von Generalfeldmarschall Dominik Schaaf und Altjungfere Margot ...
Voller Details und ganz nah dran am menschlichen Original: Die Puppen von Generalfeldmarschall Dominik Schaaf und Altjungfere Margot Schaumann in der Nahaufnahme. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Er arbeitet inzwischen selbst auch privat tatkräftig an der Gestaltung der Figuren mit. Kleine Details werden von Freunden mit einem 3D-Drucker beigesteuert.

Aufwändig genähte Häser

Auch die drei neuen Rietvögel mit ihren aufwendigen Plätzle-Häs sind sehr liebevoll gestaltet. Das Nähen ihrer Häser nahm sehr viel Zeit in Anspruch.

Die Rietvögel in der lebensnahen Darstellung von Ingeborg Jaag.
Die Rietvögel in der lebensnahen Darstellung von Ingeborg Jaag. | Bild: Hans-Jürgen Götz

„Ich bin ja durch diese Arbeit das ganze Jahr über mit der Fasnet beschäftigt“, erzählt Ingeborg Jaag. Und weiter: „Aber wenn ich dann alle meine Figuren in dieser Ausstellung zum ersten Mal zusammen sehe, beseelt mich eine ganz besondere und einmalige Fasnetstimmung“.

Ehrenratsherr Markus Becker ist in dieser Szene mit dem Narrenvater zu sehen.
Ehrenratsherr Markus Becker ist in dieser Szene mit dem Narrenvater zu sehen. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Die Figur des Ehrenratsherrn Markus Becker ist ebenfalls neu und zusammen mit dem Narrovater auf seinem Pferd vor dem Riettor in Szene gesetzt.

Weil die Ausstellung gerne auch einen realen Bezug herstellen soll, findet sich dort in der Ecke auch ein moderner E-Scooter, wie sie leider immer öfter überall in der Stadt herumstehen.

Wer genau hinschaut, findet unter den Figuren überall bekannte Persönlichkeiten aus der Fasnet. So auch Bärbel Brüderle, wie sie mit ihrer Standarte Moritaten aus dem Stadtgeschehen erzählt.

Unvergessen: Bärbel Brüderle als bekannte Persönlichkeit der Villinger Fasnet mitten im närrischen (Puppen-)Treiben.
Unvergessen: Bärbel Brüderle als bekannte Persönlichkeit der Villinger Fasnet mitten im närrischen (Puppen-)Treiben. | Bild: Hans-Jürgen Götz
Strähl-Szene mit dem Spittel Mattes.
Strähl-Szene mit dem Spittel Mattes. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Oder einen Narro, der gerade den Spittel Mattes strählt. Das Besondere an dieser Szene: die Original-Scheme dieses Narros wurde seinerzeit von Manfred Merz geschnitzt und ist dem Mattes wie aus dem Gesicht geschnitten, auch hier im Miniaturmodell.

Schemenschnitzer Manfred Merz
Schemenschnitzer Manfred Merz | Bild: Hans-Jürgen Götz

Merz, der bekannte Schemenschnitzer, und vier weitere Fasnet-Handwerker finden sich auch noch in weiteren Ausstellungsvitrinen im Nebenraum.

Die Kragenmacherinnen
Die Kragenmacherinnen | Bild: Hans-Jürgen Götz

Hier sind die wichtigsten Arbeiten vom Schemesschnitzer über den Häsmoler Fischer, den Riemennäher Josef Keller bis hin zu den Kragenfalterinnen bei der Arbeit dargestellt.

Klaus Richter als Puppe beim Schemen-Abstauben an Dreikönig.
Klaus Richter als Puppe beim Schemen-Abstauben an Dreikönig. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Dazwischen auch Klaus Richter beim heimischen Schemen-Abstauben an Dreikönig zu sehen.

Ergänzt werden die Vitrinen durch die passenden originalen Gegenstände aus dem Fundus der Narrenzunft, die sich von den perfekt detaillierten Miniaturen im Maßstab 1:3 eigentlich in fast nichts wirklich unterscheiden lassen.

Fastnächtliches Puppen-Stelldichein vor dem Riettor.
Fastnächtliches Puppen-Stelldichein vor dem Riettor. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Darunter auch ein kompletter Narro und Zeichnungen der Unterkirnacher Malerin Waltraud Oloff. Gleich daneben findet sich eine alte gezackte Blech-Drehwalze zur Faltung des gestärkten Narrokragens.

In einer anderen Ecke haben die Ausstellungsmacher rund um Ina Sahl noch eine weitere, ganz besondere Szene aufgebaut, wie sie auch mit einem Schwarz-weiß-Bild aus alten Tagen im Original belegt ist.

Sepp Oberle als Puppe in seinem närrisch dekorierten Wohnzimmer.
Sepp Oberle als Puppe in seinem närrisch dekorierten Wohnzimmer. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Es ist das Wohnzimmer des Oberle Sepp, der immer pünktlich am Dreikönigstag einen stadtbekannten Fasnet-Altar in seinem heimischen Wohnzimmer dekoriert hatte. Fast kann man hier noch heute die Pfeife des ehemaligen Lokführers riechen.

Fastnächtliches Puppen-Stelldichein vor dem Riettor.
Fastnächtliches Puppen-Stelldichein vor dem Riettor. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Zunftmeister Anselm Säger erinnert sich beim Betrachten dieser Szene noch gut, wie er als kleiner Bub und Sternsinger in vielen Wohnzimmern der Stadt so auf die Fasnet eingestimmt wurde. „Wir sollten ja eigentlich singen, aber die Schemen an den Wänden fanden wir viel interessanter, wir hatten es wirklich nicht leicht“, erinnert er sich noch heute.

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Egal in welcher Szene und aus welcher Perspektive, der Fasnet-Goascht schwebt förmlich über allen Figuren und lebt mitten unter ihnen. Bis zum 5. März darf er das dieses Jahr im Franziskanermuseum noch tun, um dann unmittelbar danach auch auf den Sträßle und Gassen im Städtle weiterzumachen.

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