Seit er 30 Jahre alt ist, interessiert sich Sascha Simon aus VS-Schwenningen verstärkt für Natur- und Umweltthemen. Auch die Imkerei hatte es ihm angetan. „Ich habe dann einen Kurs besucht. Vor sieben Jahren bin ich selbst in das Hobby eingestiegen“, erzählt der 41-Jährige heute. Mittlerweile ist er stolzer Besitzer von 15 Bienenvölkern, die er auf seinem Grundstück in Dauchingen hegt und pflegt.

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„So ein Einsteigerkurs ist gut, aber er vermittelt nur einen ersten Einblick“, ist sich Simon sicher. Das Thema sei komplex, dass es Jahre dauere, bis man sich mit den vielen Bereichen der Bienenzucht im Detail auskenne. Über die Jahre hat er sich immer weiter in die Materie eingearbeitet. Mittlerweile ist er zweiter Vorsitzender beim Bezirksbienenzüchterverein Schwenningen.

Sascha Simon aus VS-Schwenningen ist mit Bienenwachs erfolgreich. Mit seiner 50.000 Euro teuren Maschine arbeitet er das Wachs der Imker ...
Sascha Simon aus VS-Schwenningen ist mit Bienenwachs erfolgreich. Mit seiner 50.000 Euro teuren Maschine arbeitet er das Wachs der Imker zu neuen Mittelwänden um. Der Bedarf ist groß, so groß, dass er seine Firma gerne erweitern würde. | Bild: Fröhlich, Jens

Die Geschäftsidee

Ein Teilaspekt beim Imkern ist das Bienenwachs, welches die wuseligen Insekten jedes Jahr aufs Neue in ihren Stöcken produzieren, um Waben für Nachwuchs und Honig aufzubauen. Allein dieser Bereich ist eine Wissenschaft für sich und liegt verstärkt im Trend.

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Denn seit einem Bienenwachsskandal vor einigen Jahren – damals wurden Mittelwände aus mit Paraffin gestrecktem Wachs verkauft, andere waren mit Pestiziden belastet, sodass viele Larven abstarben – legen immer mehr Imker Wert auf hochwertige Mittelwände aus Material, welches ihre eigenen Bienen produziert haben. Qualität fängt nun bei den sterilen Höhlen der Bienen an, wo der Honig gelagert wird und Larven wachsen. „Da soll kein schädliches oder verunreinigtes Material drankommen“, erzählt Simon.

Das Zellenmaß der neuen Mittelwände liegt exakt bei 5,4 Millimetern.
Das Zellenmaß der neuen Mittelwände liegt exakt bei 5,4 Millimetern. | Bild: Fröhlich, Jens

Besonders groß sei das Vertrauen dann, wenn garantiert das Wachs der eigenen Bienen zum Einsatz kommt. Und so eine Dienstleistung gab es hier im weiten Umfeld nicht. Die Geschäftsidee von Simon war geboren. „Umarbeitung von Bienenwachs zu neuen Mittelwänden ist Vertrauenssache„, ist sich der 41-Jährige sicher. Darauf setzt er. Der Prozess in seinem Wabenwerk-VS ist daher transparent, vom Rohstoff, den die Kunden selbst zuliefern, bis zum fertigen Produkt. „Die Kunden können mir dabei gerne über die Schulter schauen“, so Simon, auch wenn er diese Einladung in seine Werkstatt wegen Corona derzeit nicht aussprechen kann.

Im Lagerraum stapeln sich gewaltige Bienenwachsblöcke, die Kunden für die Umarbeitung angeliefert haben.
Im Lagerraum stapeln sich gewaltige Bienenwachsblöcke, die Kunden für die Umarbeitung angeliefert haben. | Bild: Fröhlich, Jens

Auf Wachstumskurs

Nach Abnahme und Zertifizierung seines Betriebs durch das Veterinäramt, konnte Simon durchstarten. Mittlerweile hat er über 200 Kunden. Die stammen aus ganz Süddeutschland, bis hinauf nach Stuttgart. Etwa ein Drittel davon könnte man fast als Stammkunden bezeichnen. „Sie waren schon mehr als einmal hier“, freut er sich. Der Bedarf ist riesig, Tendenz weiter steigend. Das deckt sich mit dem allgemeinen Trend hin zu Qualität, Nachhaltigkeit und Regionalität. Vor zwei Jahren, als er den Schritt zur eigenen Firma gewagt hatte, war das allerdings noch nicht so klar.

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Zwar konnte er als gut vernetzter Imker einen möglichen Erfolg erahnen, auch hatte er sich bei anderen Firmen, die das Umarbeiten anbieten, informiert. Die Investition in eine 50.000 Euro teure Spezialmaschine eines Herstellers aus Biberach im Kinzigtal war trotzdem ein gewisses Risiko. Sein Mut wurde belohnt. Nur zwei Jahre später brummt das Geschäft.

Das geschmolzene Wachs wird gefiltert, ehe es zu neuen Mittelwänden weiterverarbeitet wird.
Das geschmolzene Wachs wird gefiltert, ehe es zu neuen Mittelwänden weiterverarbeitet wird. | Bild: Fröhlich, Jens

Jetzt ist Hochsaison

An zwei Tagen die Woche ist Simon voll ausgelastet, vor allem jetzt, wenn in den Bienenstöcken langsam das Leben erwacht. Große Wachsbrocken der Kunden stapeln sich im Lagerraum. Am Ausgang seiner Hinterhof-Werkstatt liegen überall fertige Wabenpakete zur Abholung bereit. Dazwischen laufen die Mittelwand-Walzen auf Hochtouren.

Das flüssige Wachs verteilt sich auf den Walzen.
Das flüssige Wachs verteilt sich auf den Walzen. | Bild: Fröhlich, Jens

Aufträge zur Umarbeitung nimmt Simon ab acht Kilogramm Wachs an. Die Kosten betragen dann rund sechs Euro pro Kilogramm. Viele Imker bringen jedoch Mengen um die 30 Kilogramm, was sich über Staffelpreise positiv auf den Preis auswirkt. Bei gewerblichen Imkern sind es schnell noch mehr. Aus einem Kilogramm Wachs können etwa 15 neue Mittelwände hergestellt werden, je nach Format.

So sehen fertige Mittelwände aus. Die von Sascha Simon umgearbeiteten Wachsplatten werden von den Imkern später in solche Holzrahmen ...
So sehen fertige Mittelwände aus. Die von Sascha Simon umgearbeiteten Wachsplatten werden von den Imkern später in solche Holzrahmen verbaut und in die Bienenkästen gesteckt. | Bild: Fröhlich, Jens

Die Hochsaison für Simon dauert ungefähr von November bis Mai. Seit Gründung hat die Firma bereits zehn Tonnen Wachs umgearbeitet.

Hier lagern hunderte neue Mittelwände, verpackt und bereit für die Abholung.
Hier lagern hunderte neue Mittelwände, verpackt und bereit für die Abholung. | Bild: Fröhlich, Jens

So funktioniert die Umarbeitung

Zuerst wird das Bienenwachs in großen Kesseln bei 75 bis 85 Grad eingeschmolzen. Auf Wunsch und beim Verdacht auf Krankheitserreger bietet Simon auch höhere Temperaturen an. Bei 135 Grad für 30 Minuten, so die Vorgabe des Veterinäramts, sind die späteren Produkte garantiert frei von bienentypischen Erregern.

Einschmelzen Video: Fröhlich, Jens

Um Qualität bei zu verkaufenden Mittelwänden zu garantieren, lässt Simon immer Wachsproben in Laboren chemisch untersuchen, was ihn jedes Mal 130 Euro kostet. Das ist es ihm wert, damit kein verfälschtes Material in den Wachskreislauf gelangt. Das flüssige Wachs läuft durch ein Filtersieb und über einen Hahn auf die gekühlten Walzen, wo es in einer Wabenstruktur erstarrt mit einem Zellenmaß von exakt 5,4 Millimetern.

Umarbeitung - Teil 1 Video: Fröhlich, Jens

Das entspreche den Waben, die von den Bienen für die Honigeinlagerung und für die Aufzucht von Arbeiterbienen genutzt werden. Schneidrollen und ein Schlagmesser zerteilen das lange Wachsband im weiteren Verlauf auf die richtige Größe.

Umarbeitung - Teil 2 Video: Fröhlich, Jens

Vor dem Verpacken müssen die fertigen Mittelwände nur noch abtropfen und trocknen. Die Wachswände werden später von den Imkern in Holzrahmen verbaut, in denen die Bienen dann mit ihrem selbst erzeugten Wachs aus der vorgegebenen Wabenstruktur die Zellen ziehen. Rund zehn Rähmchen passen später in eine Bienenkiste.

Trocknen Video: Fröhlich, Jens

Zweites Standbein

Weil die Umarbeitung ein saisonales Geschäft ist, hat Simon mittlerweile auch Winterfutter für Bienen und Honiggläser im Wabenwerk-Programm. In seinen Geschäftsräumen in Schwenningen wird es langsam eng, die Lagerfläche wird knapp.

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Aber trotz wachsender Produktpalette und wachsendem Kundenstamm reicht der Umsatz noch nicht aus, seinen Beruf als Maschinenbauingenieur bei einer großen deutschen Firma ganz an den Nagel zu hängen. Noch immer ist Simon dort vier Tage die Woche gefordert. Immer freitags und samstags kümmert er sich um die Aufgaben im Wabenwerk-VS. „Bei der Umarbeitung kann ich abschalten und zur Ruhe kommen“, verrät er.

Aus dem flüssigen Bienenwachs entstehet in der Anlage erst ein langes Wachsband, was am Ende automatisch auf das richtige Maß ...
Aus dem flüssigen Bienenwachs entstehet in der Anlage erst ein langes Wachsband, was am Ende automatisch auf das richtige Maß geschnitten wird. | Bild: Fröhlich, Jens

Ruhe sei auch entscheidend bei der Arbeit mit seinen Bienenvölkern. Unruhe und Stress würden sich immer auf die Bienen übertragen, die dann stechfreudiger seien. Ein weiterer Schritt in Richtung mehr Selbstständigkeit ist momentan ein Traum, aber nicht im Bereich des Unmöglichen. Simon kann sich vorstellen, in Dauchingen eine neue, größere Firmenhalle zu bauen und sein Geschäft zu erweitern. Ob das auf seinem Grundstück von der Gemeinde überhaupt erlaubt wird, ist aber noch offen.

Sascha Simon ist selbst leidenschaftlicher Imker. Seine 15 Völker produzieren Wald-, Blüten- und Rapshonig, die der 39-Jährige später ...
Sascha Simon ist selbst leidenschaftlicher Imker. Seine 15 Völker produzieren Wald-, Blüten- und Rapshonig, die der 39-Jährige später flüssig oder cremig gerührt zum Verkauf anbietet. | Bild: Fröhlich, Jens