Seit Samstag ist der Parkplatz der Tannheimer Nachsorgeklinik wieder zu großen Teilen belegt. Die Autos gehören zu den Patienten, die seit Montag die vierwöchige Mai-Reha absolvieren.
Diese ist die erste, nachdem die Reha im März wegen eines Corona-Falls abgebrochen und im April aus Sicherheitsgründen abgesagt worden war.
„Die Mai-Reha ist aber nur möglich, weil wir einige Abstriche gemacht haben“, sagt Co-Geschäftsführer Roland Wehrle im SÜDKURIER-Gespräch. Die Gruppensitzungen könnten beispielsweise nur stattfinden, da sich alle an die Abstandsregelung halten. Außerdem würden die größten Räume in der Klinik genutzt werden.
Außerhalb der Gruppensitzungen tragen alle Patienten und Mitarbeiter darüberhinaus Masken – außer Kinder unter sechs Jahren. Auch das Salatbuffet entfalle komplett, Abendveranstaltungen gebe es keine und Besucher seien verboten. Auf den eigentlich üblichen Besuch im Europa-Park in Rust, der stets auf Einladung von Roland Mack stattfinde, verzichtet die Tannheimer Nachsorgeklinik ebenfalls. Und Sportgruppen wurden, was die Personenanzahl anbelangt, halbiert.

„Normalerweise ist der enge Austausch der Familien untereinander ein wesentlicher Bestandteil unserer Behandlung“, sagt Co-Geschäftsführer Thomas Müller. Die Patienten teilten das gemeinsame Schicksal, ein sehr krankes Kind zu haben und könnten sich so besser verstehen. All das falle nun aber weg.
Dennoch sagt Wehrle: „Die Familien sind alle sehr froh und dankbar, dass wir wieder begonnen haben. Und unter den schwierigen Bedingungen, läuft es doch recht gut – besser, als wir dachten.“ Für die Mitarbeiter, sei die derzeitige Situation eine „gewaltige Herausforderung“. Und das liege nicht nur daran, dass die Arbeit mit Maske sehr anstrengend sei. Auch die Belegschaft absolviert die täglichen Konferenzen im großen Saal und mit dem 1,50-Meter-Abstand.
Vor dem Einzug sei jeder Patient auf das Coronavirus getestet worden, versichern die Geschäftsführer. Es habe keinen positiven Fall gegeben. Am kommenden Montag werde dann ein erneuter Test folgen.
Jeden Tag werde außerdem bei allen Patienten Fieber gemessen. „Auch unsere Mitarbeiter messen täglich an sich selbst Fieber und dokumentieren ihre Werte strikt“, sagt Wehrle. Sollte jemand erhöhtes Fieber haben, werde man entsprechende Maßnahmen ergreifen. „Das ist alles sehr teuer und aufwendig. Wir wollen unseren Patienten aber unbedingt helfen und unserem Reha-Auftrag nachkommen“, so Wehrle weiter. Es sei irre, wie viele Nachfrage die Klinik von Patienten habe, die ebenfalls nach Tannheim kommen wollten.

Trotz der Wiederaufnahme der Reha werde die Tannheimer Nachsorgeklinik im Mai einen Verlust von 250.000 Euro verzeichnen. Mit dem März und dem April ergebe sich dann – zieht man die Rückerstattungen der Renten- und Krankenversicherung ab – ein finanzieller Verlust von 600.000 Euro. Mit jedem Monat, in dem die Klinik die Auslastung wie im Mai hat, käme eine weitere Viertelmillion hinzu.
„Wir sind deshalb sehr dankbar über die Spenden, die wir erhalten. Egal ob fünf, 50 oder 500 Euro, jeder Beitrag hilft“, sagt Müller. Die Geschäftsführer sind optimistisch, dass sie auch mithilfe des Liedes, das Prominente – darunter Matthias Reim – aufgenommen haben, einige Monate über die Runden kommen. Im Herbst, so die Hoffnung, sollen dann wieder alle Zimmer und Betten der Nachsorgeklinik belegt sein. Bei Vollbelegung nehme die Klinik etwa 700.000 Euro ein.
„Wir müssen alle miteinander Wege suchen, wie wir mit Corona leben können“, sagen Wehrle und Müller – und geben sich trotz aller Schwierigkeiten positiv.