279,1. Das ist die Lage bei der Sieben-Tage-Inzidenz in der Region Schwarzwald-Baar. Zum Montag verkündet das Landesgesundheitsamt diese Zahl. Sie steht auch in einem Landesvergleich aller Land- und Stadtkreise. Bis Montag war die Zahl nirgendwo höher. Und: Noch nie, weder im Jahr 2020 noch in den ersten Monaten von 2021, war die Zahl höher.
Die rote Laterne hängt immer am letzten Wagen des Zugs. Das ist in ganz Baden-Württemberg nun der Schwarzwald-Baar-Kreis. Nach SÜDKURIER-Recherchen wird diese Zuspitzung vorerst keine weiteren behördlichen Konsequenzen nach sich ziehen, auch, weil dazu das rahmenrechtliche Instrumentarium fehlt.
Anstieg nach Notbremse
Zur Erinnerung: Zum 19. April hatte das Land die Corona-Notbremse in Kraft gesetzt. Einschränkungen beim Einkaufen, beim Ausgehen, im Verwandtschaftsleben sowie beim Arbeiten und Reisen sind bis heute die Folge. An einer Sieben-Tage-Inzidenz – die Zahl beinhaltet bei Corona die Neuinfektionen einer Woche – von 100 gelten die Restriktionen. Der Schwarzwaald-Baar-Kreis ist jetzt beim 2,7-fachen des Grenzwertes angelangt. Zum 19. April lag die regionale Wochen-Inzidenz laut der Statistik des Landesgesundheitsamts bei rund 168,5. Das bedeutet: Trotz der Einschränkungen gibt es deutlich mehr Neuinfektionen in der Region zwischen Blumberg und Triberg.

Warum ist das so? Die überwiegende Zahl der über 220.000 Landkreis-Bürger schränkt sich penibel ein, versucht, mit Bedacht die Ansteckung zu vermeiden. Auch Pflegeheime stehen in Schwarzwald-Baar nach wie vor auf der Bremse, also dort, wo zwischenzeitlich zwar nicht alle Mitarbeiter, aber so gut wie alle Bewohner zwei Biontech-Spritzen von mobilen Impfteams erhalten haben. Die Verantwortlichen in den Pflegeheimen lassen Besucher der Einrichtungen nach wie vor auf Antigene schnelltesten. Begründet wird diese Vorsicht mit der Lage. Es gebe immer noch Ansteckungsgefahren, heißt es aus einer Villinger Einrichtung.
Die Erklärung für den Corona-Anstieg geht so: Heike Frank, Sprecherin der Landkreis-Verwaltung, fasst die Erkenntnis-Lage der Behörden im Landratsamt auf SÜDKURIER-Nachfrage zusammen: „Seit Anfang April besteht in den Kreisen Tuttlingen und Rottweil eine diffuse Ausbruchslage, die aufgrund der gewachsenen Verbindungen zwischen den beiden Kreisen zu eingetragenen Infektionen führt. Derzeit stehen klar kleinere, auf wenige Personen beschränkte familiäre Ausbrüche, und betriebliche Ausbrüche mit bis zu zweistelligen Zahlen im Fokus“, stellt sie fest.
Zwei Ausbrüche
Die gestiegenen Zahlen seien, so Frank weiter, „insbesondere auf zwei Ausbrüche in unserem Landkreis zurückzuführen. Zum einen entwickelte sich in Bräunlingen in einem Kindergarten unter den Erzieherinnen, auf Grund von infizierten, symptomlosen Kindern, ein Corona-Ausbruch.“ Im Rahmen von Testungen seien „weitere pädagogische Fachkräfte und Kinder mit einem positiven Testergebnis festgestellt“ worden. Ähnlich wie bei anderen größeren Ausbrüchen, so führt sie fort, „haben sich die Fälle in die Familien- und Arbeitswelten eingetragen. Diese Situation ist nur durch konsequente Hygiene- und Quarantänemaßnahmen in den Griff zu bekommen. Das Gesundheitsamt steht hierzu in engem Austausch mit der Stadt Bräunlingen und den betroffenen Betrieben“, so weiter Heike Frank. Ein ausgeklügeltes Hygiene- und Coronakonzept gibt es nach Informationen dieser Zeitung aber in der Kita längst schon.
12 Erzieherinnen haben Corona
Nach Informationen dieser Redaktion bemühen sich die Erzieherinnen der Einrichtung seit Wochen erfolglos um einen Impftermin für sich. Aktuell seien 12 Erzieherinnen am Virus erkrankt, heißt es aus gut unterrichteten Kreisen.
Fall zwei spielt in der südlichsten Stadt des Landkreises: Hier komme ein „großer Ausbruch in einer mittelständischen Firma in Blumberg hinzu, der auf eine bereichsübergreifende Abteilung zurückzuführen ist.“ Auch hier gebe es „Querverbindungen sowohl zu privaten, familiären miteinander verknüpften Strukturen, die das Virus immer wieder eingetragen haben“, umschreibt sie die Ursachen.
Das Gesundheitsamt habe, so Heike Frank abschließend, „mit der Firma klare Testprogramme unter Einbeziehung einer Schwerpunktpraxis und des Betriebsarztes vorgenommen“.
Die detaillierten Corona-Zahlen zum Wochenstart: