Jung, mutig, sympathisch, voller Ideen: Daniel Richter hat unternehmerisch ein großes Rad gedreht. Vielleicht ein zu großes in schwierigen Zeiten. Jetzt musste Richter, aufsteigender Stern in der regionalen Gastronomie und Inhaber einer der großen Catering-Betriebe im Landkreis, mit seiner „Genussmanufaktur“ in Villingen Insolvenz anmelden.

Betroffen ist auch seine Gastronomie in der „Alten Hofbibliothek“ im Zentrum von Donaueschingen. Die Gaststätte mit dem besonderen Flair bleibt bis auf weiteres geschlossen.

Inhaber stellt selbst Insolvenzantrag
Der 36-Jährige gelernte Koch und Küchenmeister hat selbst die Insolvenz bei Gericht angemeldet, rechtlich unterstützt von der Kanzlei Blessing & Berweck in Villingen. Zum Insolvenzverwalter hat das Amtsgericht VS Anfang dieser Woche den Villinger Anwalt und Insolvenzrecht-Spezialisten Thorsten Schleich bestellt.
Der Geschäftsbetrieb läuft weiter
Dieser hat für die Mitarbeiter und Kunden eine gute Nachricht. „Der Geschäftsbetrieb der Genussmanufaktur läuft wie bisher weiter.“ Es seien zahlreiche Aufträge vorhanden, die abgearbeitet werden. „Die Fortführung des Betriebs ist auf jeden Fall gesichert“, erklärt der Insolvenzverwalter.
Schleichs Ziel ist es nun, den Betrieb und alle Arbeitsplätze zu erhalten. Betroffen von der Insolvenz seien 57 Mitarbeiter, rund 30 sind fest angestellt, die anderen Aushilfen.
‚Die Schwierigkeiten sind im Nachgang der Corona-Pandemie zu sehen‘, erläutert Schleich die Hintergründe der vorliegenden Überschuldung. Der Unternehmer habe mit seinem Cateringbetrieb kräftig investiert und expandiert, dafür umfangreiche Kredite aufgenommen.
Er habe auch, so Schleich, in die Zeit der Corona-Pandemie hineininvestiert, von der die Gastronomie durch die Lock-Downs hart getroffen wurde. Schleich: „Das war vielleicht das eigentliche Problem.“ Es bauten sich die Schulden auf, „doch die Umsätze brachen weg.“
Verhandlungen mit zwei Investoren
Im Zuge des Insolvenzverfahrens soll die „Genussmanufaktur“ nun entschuldet werden. Thorsten Schleich und Inhaber Daniel Richter stehen nach übereinstimmenden Aussagen in vielversprechenden Verhandlungen mit zwei Investoren: Einem externen Interessenten und einem Mitarbeiter des Unternehmens. Der eine interessiert sich für die Fortführung der Gastronomie der „Alten Hofbibliothek“ in Donaueschingen, der andere für den Cateringbetrieb, der am Falkenring 71 im Villinger Steppach ansässig ist. Wenn die Übernahme zustand kommt, würde der Betrieb in zwei Unternehmen aufgeteilt.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Betrieb fortgeführt wird“, betont auch Daniel Richter am Freitag, 31. März, im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Er werde alles dafür tun, dass eine Übernahme klappt und die Mitarbeiter nicht auf der Straße stehen, versichert er.
Ursache: „Zu 90 Prozent die Pandemie“
Der Jungunternehmer, der sich 2019 selbständig gemacht und einen rasanten Aufstieg hingelegt hat, schaut auf eine turbulente Zeit zurück. „Hätte ich 2019 gewusst, was da auf mich zukommt, hätte ich wahrscheinlich die Finger davon gelassen“, sagt er heute.

Dass sein Betrieb trotz aller Anstrengungen nun in Insolvenz gehen muss, hat für ihn ein klare Ursache. „Das war zu 90 Prozent die Pandemie“, sagt er. Ein paar hausgemachte Gründe sind noch dazu gekommen. „Als Berufseinsteiger macht man auch Fehler.“
Richter zieht sich zurück
Er selbst wird in seinem von ihm gegründeten Unternehmen in Zukunft nicht mehr mitwirken. Die Berg- und Talfahrt seines Betriebs hat ihn gezeichnet und viel Kraft gekostet. „Ich werde aus der Firma rausgehen, meine Wunden lecken und schauen, dass ich wieder auf den Damm komme“, sagt er. „Ich brauche jetzt Zeit für mich“.
Zukunftspläne hat er nach eigenem Bekunden derzeit nicht. „Doch die Passion zum Kochen ist noch da“, sagt er auf Nachfrage. „Mal sehen, was die Zukunft bringt.“