Seit der letzten Juli-Woche häufen sich die Einbrüche im Raum Villingen-Schwenningen. Auffällig: Es werden bislang vor allem Adressen von öffentlichen Einrichtungen oder der Einzelhandel als Zielobjekte ausgesucht. Die Polizei hält sich auf Anfrage bedeckt, lässt aber über einen Sprecher erklären, dass die Ereignisse „auffällig“ seien.

Polizei erklärt Freilassung

Zwei Männer wurden nun am 2. August festgenommen. Der 20- und der 30-Jährige sind aber bereits wieder auf freiem Fuß, wie SÜDKURIER-Recherchen ergeben haben. Dabei wird dem Duo vorgeworfen, binnen einer Woche dreimal die Niederlassung der Bäckerei Krachenfels an der Rottweiler Straße aufgebrochen und ausgeraubt zu haben.

Wieso sind die Festgenommenen wieder frei? Polizeisprecher Uwe Vincon windet sich zunächst: „Sie fragen mich Sachen…“ Schließlich erklärt er, dass einer der Männer „spielsüchtig ist“. Sie hätten „eine feste Adresse in der Region“, der Zugriff sei jederzeit möglich, ergänzt er.

Wie nun weiter ermittelt wird

Vincon verteidigt die Freisetzung der beiden Männer auch so: „Die Adressen wurden durchsucht und es gab keine Hinweise auf weitere Taten, außerdem bestreiten beide Männer, für andere Einbrüche in Frage zu kommen. Die Einbrüche in die Schwenninger Bäckerei sind hingegen eingeräumt“, sagt er zum SÜDKURIER weiter.

Was die vorübergehend Festgenommenen einräumen, ist das Eine. Die Beamten versuchen dennoch, das Bewegungsmuster der Beiden zu entschlüsseln. Digitale Auswertungen spielen hier eine wichtige Rolle, „wann waren beispielsweise Handys in welche Funkzelle eingeloggt und gab es zu dieser Zeit in diesen Bereichen vergleichbare Taten“, schildert Vincon die Überprüfungen.

Hier wurde drei Mal eingebrochen: Die Bäckerei Krachenfels an der Rottweiler Straße in Schwenningen.
Hier wurde drei Mal eingebrochen: Die Bäckerei Krachenfels an der Rottweiler Straße in Schwenningen. | Bild: Trippl, Norbert

Außerdem würden Daten der beiden Männer „mit einer Spurendatenbank abgeglichen“. Es gehe dabei, so Vincon weiter, um Fingerabdrücke, DNA-Spuren und andere Hinterlassenschaften von Unbekannten an Tatorten.

Bei der Bäckerei in Schwenningen wurde drei Mal die Eingangstüre aufgehebelt, im lang gezogenen Geschäftsgebäude, zu dem ein Backwarenverkauf sowie ein Cafébereich im Inneren gehören, sei jedes Mal auch randaliert worden, berichtet Eigentümer Georg Krachenfels dem SÜDKURIER. Den Sachschaden beziffert er auf „mindestens eine hohe vierstellige Summe“.

Wer die Täter entdeckt hat

Es war nicht die Polizei, welche die Täter schließlich beim dritten Einbruch an der Rottweiler Straße ausgespäht hatte. Es war der Fahrer der Bäckerei, der frühmorgens frische Ware aus der Zentrale in Mönchweiler in die Filialen fährt. Er hörte von außen seltsame Geräusche aus dem Ladengeschäft und rief die Polizei. Die Beamten rückten schnell und still an, umstellten das Gebäude und nahmen die Täter mit Hilfe von zwei Polizeihunden fest. Die Tiere wurden in das Ladengeschäft vorgeschickt, es soll dabei auch zu einem Hundebiss in einen Arm von einem der Täter gekommen sein.

Die Lockdown-Ruhe ist vorbei

Bei der Polizei herrschte während der Lockdown-Monate seit März 2020 viel Ruhe an der Einbrecher-Front. Offenkundig war es den Kriminellen zu unsicher, wahllos Privatadressen aufzubrechen. Als Ursache dieser Einbruch-Pause gilt der Umstand, dass viele Bürger von zuhause aus arbeiteten.

Das ist die neue Einbruchserie

Seit Mitte, Ende Mai hat sich aber das Blatt markant gewendet. In und um VS sind wieder die Einbrecher los.

  • 21. Mai: Ein Unbekannter steigt ins Landratsamt in Villingen ein. Ein Mitarbeiter erledigte spätabends noch einige Aufgaben, um beruhigt in den Urlaub gehen zu können, als er plötzlich gegen 23.30 Uhr Geräusche aus dem Foyer wahrnehmen konnte. Offensichtlich hatte sich der bislang Unbekannte durch das Einwerfen eines Fensters Zutritt in das Gebäude verschafft. Die Person fand einen Feuerlöscher und entleerte diesen vollständig. Hierdurch wurde ein Brandalarm ausgelöst, was den Einbrecher zur Flucht veranlasste.
Kann die Polizei die neue Einbruchwelle brechen? Unser Symbolbild zeigt die Szene, vor der sich viele fürchten: Der Einbrecher steht vor ...
Kann die Polizei die neue Einbruchwelle brechen? Unser Symbolbild zeigt die Szene, vor der sich viele fürchten: Der Einbrecher steht vor dem Fenster. | Bild: Fröhlich, Jens
  • 22. bis 25. Mai: Vermutlich über das Pfingstwochenende sind unbekannte Täter in einen Neubau in der Ulmer Straße Ecke Schramberger Straße eingebrochen und haben daraus hochwertige Baugeräte entwendet. Nach den bisherigen Ermittlungen gelangten die Einbrecher über den frei zugänglichen Eingang des Neubaus in das Innere des Gebäudes. Im Keller des Neubaus brachen die Eindringlinge gewaltsam eine provisorisch angebrachte Metalltür mitsamt der Türzarge aus der Verankerung. Aus dem dahinterliegenden Kellerraum entwendeten die Täter ein Geberit Pressgerät sowie eine Bohrmaschine der Marke Makita im Gesamtwert von rund 3000 Euro. Mit ihrer Beute flüchteten die Unbekannten wieder über die Eingangstür des Neubaus.
  • 2. Juni: Einen Einbruch in das Salinencafé in der Rietenstraße haben Unbekannte in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag verübt. Die Täter gelangten über ein Fenster in das Gebäudeinnere des Salinencafés. Sie entwendeten Bargeld und Geräte für Unterhaltungselektronik. Insgesamt entstand durch den Diebstahl ein Schaden in Höhe von rund 3000 Euro.
  • 26. Juli: Ein Unbekannter hat in der Nacht zum Montag zwischen Mitternacht und 3 Uhr einen Einbruch in eine Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes an der Alleenstraße verübt. Während die Helfer der Rettungswache bei einem Einsatz abwesend waren, gelangte ein Unbekannter in die Räumlichkeiten und stahl eine Playstation und einen Rucksack mit rund 50 Euro Bargeld.
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  • 27. Juli: Einen Einbruch in eine Physio-Praxis begangen haben Unbekannte in der Nacht von Montag auf Dienstag in der Rottweiler Straße in Schwenningen. Die unbekannten Täter schlugen eine Fensterscheibe ein und gelangten so in das Gebäudeinnere. Dort durchwühlten sie mehrere Räume und brachen Schränke auf, wobei ihnen Bargeld in Höhe eines dreistelligen Betrags in die Hände fiel. Den dabei verursachten Sachschaden bezifferte die Polizei auf über 1000 Euro.
  • 27. Juli: Einen Einbruch in ein Bürogebäude verübt haben Unbekannte in der Nacht von Montag auf Dienstag in der Karlsruher Straße in Villingen. Unbekannte drangen nach Einschlagen von Fensterscheiben in ein Gebäude und entwendeten eine Kamera und einen schwarzen Elektro-Scooter. Der Wert des Diebesgutes beträgt insgesamt rund 1000 Euro.
  • 29. Juli: Unbekannte sind in einen Kindergarten eingebrochen. Durch ein eingeschlagenes Fenster drangen die Einbrecher in das Gebäude in der Wilhelm-Schickardt-Straße ein. Sie entwendeten zwei Laptops aus den Räumen.
  • 31. Juli: Ein Dieb hat am Wochenende in der Heiligen Dreifaltigkeitskirche in Pfaffenweiler zwei Opferstöcke geplündert und einen geringen Bargeldbetrag erbeutet. Die Polizei, die am Sonntag eine Anzeige aufgenommen hat, ermittelt nun wegen des schweren Diebstahls. Wie sie bei der Spurensicherung in der Kirche feststellte, wurde einer der beiden Opferstöcke von einer Bank weggerissen und ein anderer aufgehebelt. Möglicherweise wurde hierzu von dem Unbekannten ein Stemmeisen verwendet. Da beide Eingangstüren unversehrt blieben, geht die Polizei davon aus, dass die Tat bereits am Samstag zwischen 11 Uhr und 18 Uhr verübt wurde.
  • 1. August: Ein Einbrecher hat am Wochenende an einer Werkstatt in Mönchweiler mehrere Scheiben eingeschlagen und aus einem Büro mehrere Hundert Euro gestohlen. Mit einem unbekanntem Gegenstand zerbrach er zunächst eine Fensterscheibe auf der Nordseite der Werkstatt. Da sich dahinter jedoch ein Öltank befand, schlug er erneut eine Fensterscheibe ein und zwar auf der Westseite der Werkstatt. Als er im Innern des Gebäudes nicht weiter kam, zertrümmerte er eine weiter Scheibe eines Werkstattfensters, wodurch er schließlich in ein Büro kam, in dem er an das Bargeld gelangte.
  • 1. August: In den frühen Morgenstunden am Sonntag gegen 3 Uhr wurde ein Einbruch in die Christy-Brown-Schule in der Güterbahnhofstraße in Villingen verübt. Bislang Unbekannte beschädigten im ersten Obergeschoss ein Fenster im Sekretariat und zwei Fenster im Lehrerzimmer und gelangten so in das Gebäude. Vermutlich durch die Auslösung des Einbruchalarms wurden die Täter gestört und flüchteten. Entwendet wurde offenbar nichts. Es entstand lediglich Sachschaden in bisher unbekannter Höhe.

Schon in den ersten Wochen des Jahres 2020 war Villingen bis zum Aufkommen von Corona in Aufruhr:

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