Heinz Schneider, der frühere Vorsitzende des Gewerbevereins/Werbekreises Villingen fordert, dem Einzelhandel in Villingen-Schwenningen jetzt im eminent wichtigen Weihnachtsgeschäft unter die Arme zu greifen. Er bittet die Stadträte, die geplante Anbindung im Industriegebiet Ost abzulehnen und mit den eingesparten zehn Millionen Euro den Einzelhändlern „in dieser schweren Zeit zu helfen“ und kostenloses Parken in den Innenstädten „wenigstens stundenweise“ zu ermöglichen. Das werde in benachbarten Städten, zum Beispiel in Rottweil, seit Jahren praktiziert.
Die Gewerbetreibenden klagen nicht erst seit der Corona-Pandemie über massive Umsatzrückgänge. Oberbürgermeister Jürgen Roth wolle „die totberuhigten Fußgängerzonen wieder beleben“. Dazu habe er jetzt die Chance, meint Schneider. Inzwischen gebe es immer mehr Leerstände – in Villingen laut dem Ehrenvorsitzenden des Werbekreises allein 14 – und von der versprochenen Belebung sei leider nichts zu spüren. Durch die strengen Corona-Regeln werde der Besuch der Geschäfte „drastisch reduziert“. Es seien also noch größere Hürden für die potentiellen Käufer aufgebaut, die sich in einem Geschäft umsehen wollten, möglicherweise müssen die Kunden zunächst draußen bei Kälte warten. Wenn dann noch der Blick auf die Uhr hinzukomme, weil möglicherweise ein Strafzettel drohe, sei das nicht gerade kundenfreundlich. Schneider schlägt daher vor, zumindest bis Jahresende das Freiparken zu erlauben.
In der Vergangenheit wurden solche Anregungen oft mit dem Verweis auf die Kosten abgeschmettert. Daher schlägt Schneider vor, auf die über zehn Millionen Euro teure Trasse im Schwenninger Industriegebiet zu verzichten, die derzeit in den Gemeinderatsgremien , zunächst ab dem heutigen Dienstag im Technischen Ausschuss, diskutiert wird. Der Bau sei ein Wahlkampfversprechen von Oberbürgermeister Jürgen Roth, so Schneider, vor allem aber eine „sinnlose Geldverschwendung für 500 Meter Straße“.
Drei Fraktionen gegen neue Trasse
Grüne, Freie Wähler und SPD hatten sich gegen das Projekt positioniert. So verweist Schneider auf die Argumente des Freie Wähler-Sprechers Andreas Flöß, mit der Ostanbindung werde nur eine kleine Klientel von wenigen Unternehmern bedient, oder der Grünen-Stadträtin Helga Baur, wegen sechs Minuten mehr Fahrtzeit – bei der bestehenden Variante – benötige es keine neue Straße. Bisher hat sich nur die FDP klar für die Investition ausgesprochen, die CDU will erst in der Diskussion Farbe bekennen.
Aktuell hat wie berichtet der Gewerbeverband Oberzentrum (GVO) Stellung bezogen. Der GVO plädiert, eine abgespeckte, von Oberbürgermeister Roth vorgeschlagene Version anzunehmen, die noch 6,6 Millionen Euro kosten würde, für die aber an die Anbindung an die Bundesstraße eine Ampelanlage benötigt würde. Ob diese Lösung das Regierungspräsidium akzeptieren würde, ist fraglich. Die Aussage des GVO hält Schneider für wenig verständlich, der Verband könnte sich doch mit den eingesparten Millionen für die Einzelhändler einsetzen.
Heinz Schneider engagierte sich 20 Jahre im Vorstand des damaligen und inzwischen im GVO aufgegangenen Villinger Gewerbevereins, davon zehn Jahre als Vorsitzender. Schon zu seiner Zeit war das Freiparken in der Doppelstadt ein Thema. Die Nachbarstädte haben es mit verschiedenen Akzenten umgesetzt: In St. Georgen kann man auf sechs Parkplätzen mit Parkscheibe bis zu zwei Stunden kostenlos parken, in Donaueschingen mit Parkscheibe zwischen 90 Minuten und drei Stunden, in Rottweil in verschiedenen Zonen zwischen 30 Minuten und zwei Stunden und in Tuttlingen gibt es den gebührenfreien Parkplatz am Donaupark sowie Wertkarten bei den Einzelhändlern, die das Parken vergünstigen.