Im Neubaugebiet „Oberer Brühl, dem ehemaligen Kasernengelände „Mangin“ in Villingen, soll die Energie- und Wärmeversorgung der geplanten 683 Wohnungen sowie der anderen Gebäude größtenteils über Erdwärme erfolgen. Dies hat der Gemeinderat beschlossen.

In VS wäre ein solch großes Erdwärme-Projekt ein absolutes Novum. Jetzt liegt zu dieser Thematik eine Machbarkeitsstudie vor. Und diese hat eine klare Aussage: Von einer Erdwärmeanlage mit einer Tiefenbohrung bis zwei, drei Kilometer in den Untergrund raten die Experten dringend ab. Sie empfehlen stattdessen eine oberflächennahe Erdwärme-Nutzung.

Bei der Verwendung von Erdwärme als unerschöpflichen regenerativen Energielieferanten ist eine Wärmeversorgung des künftigen Wohn- und Verwaltungsquartiers nahezu ohne schädlichen Kohlendioxid-Ausstoß möglich. Aus ökologischer Sicht daher eine zukunftsweisende Option. Dabei gilt: Je tiefer man bohrt, desto wärmer der Untergrund und das Grundwasser, und um so mehr Energie kann man fördern. Die Stadt hat daher zwei Gutachten in Auftrag gegeben, die die Wirtschaftlichkeit und Machbarkeit von Tiefenbohrungen sowie flachen Bohrungen (bis 400 Meter Tiefe) untersuchen.

Die Gutachter kommen zum Fazit, dass Tiefenbohrungen von 2000 bis 3000 Meter Tiefe mit erheblichen Risiken einhergehen. Der technische Erfolg sei ungewiss. Außerdem bestehe ein seismisches Risiko, also das Hervorrufen von Erdbeben, Bodensenkungen oder Anhebungen, durch die Bohrungen. Es gebe auch Techniken, die dieses Risiko erheblich reduzierten. Dennoch führe auch bei diesen die schwierige Bohrbarkeit im harten Grundgebirge zu hohen Risiken hinsichtlich bohrtechnischer Probleme und Wirtschaftlichkeit.

Positiv beurteilen die Gutachter dagegen die Möglichkeiten einer oberflächennahen Geothermie. Damit ließe sich das Quartier gut beheizen und kühlen. Sie schlagen ein Feld mit Erdwärmesonden auf dem ehemaligen Exerzierplatz vor, die 200 Meter in die Tiefe gehen. Auf diesem Feld könnten 98 oder 49 Sonden in der Erde versenkt werden, deren Leistungen einem „kalten Nahwärmenetz“ zur Verfügung gestellt werden. Die Energieausbeute mit 98 Sonden wäre doppelt so hoch wie bei 49 Sonden, die Kosten aber auch doppelt so hoch. Die kleine Anlage läge bei rund einer Million, die große bei gut zwei Millionen Euro.