Die Klagen von Anwohnern über zwei Gaststätten am südlichen Ende der Färberstraße ziehen weitere Kreise. Nach dem die Gemeinderatsfraktion der Freien Wähler vom städtischen Bürgeramt in einer umfangreichen Anfrage Rechenschaft gefordert hat, war am Mittwoch auch ein betroffener Hausbewohner im Gemeinderat und forderte die Stadtverwaltung auf, endlich zu handeln.
Der Mann, der über einem der beiden Gaststätten wohnt, berichtete dem Gemeinderat undramatisch, aber drastisch, dass die Situation aus Sicht der leidenden Anwohner immer mehr eskaliere hinsichtlich Lärmbelästigung, Verschmutzung und auch Bedrohungen gegen jene, die den Mund aufmachen. Die bisherigen Feststellungen von Anwohnern entsprächen nicht nur der Wahrheit, tatsächlich sei es „noch schlimmer“.
Aus den beiden Bars, so der Bürger, werde an den Wochenende oft volle Lautstärke Musik gemacht, dass von den Bewohner der darüber liegenden Wohnungen „mitgetanzt“ werden könne, schilderte der Beschwerdeführer mit Sarkasmus. Und er stellte die Frage, was die Stadtverwaltung tun könne, um dies zu unterbinden. Nicht nachvollziehbar sei, dass diese Bars eine Konzession als normale Gaststätte hätten, tatsächlich aber wie eine Disco bis in den Morgen die Musik aufdrehten. Der Anwohner forderte die Stadt auf, den Betreibern die Konzession zu ändern, damit der Betrieb wie angrenzende Speisegaststätten um 1 Uhr schließen müsse.
Oberbürgermeister Jürgen Roth versprach, dass die Stadt und das zuständige Bürgeramt in der nächsten öffentlichen Gemeinderatsitzung, die bereits am kommenden Dienstag, 28. Juli, in der Neuen Tonhalle (ab 16 Uhr) stattfindet, dazu ausführlich Stellung beziehen und Lösungsansätze vorstellen werde.
Vorausgegangen waren Beschwerden von Anliegern, dem dem städtischen Bürgeramt vorwerfen, die Missbräuche schon seit Jahren zu kennen, aber nicht in der Lage sei, diese zu unterbinden. Vielmehr würden die Sachverhalte bei Beschwerden beschönigt oder ignoriert. Die Strategie der Stadt, die Färberstraße durch bauliche Umgestaltung attraktiver zu machen, Außenbewirtung zu ermöglichen und die „Partymeile“ damit zu zähmen, sei im nördlichen Bereich geglückt, nicht aber am unteren Ende.
Brisanz gewinnen diese Anschuldigungen, weil einige Anlieger erklären, dass hintern den Betreibern der Gaststätten ein türkischer Familienclan stehen soll. Diese Aussagen ließ die Gemeinderatsfraktion der Freien Wähler aufhorchen. Sie stellte, wie berichtet, kritische Anfragen an das Bürgeramt, begründet „aus Sorge darüber, dass durch Clanbildung ähnliche Verhältnisse wie in Berlin oder anderen Großstädten in unserer Stadt Platz greifen“.