Gute Nachricht für die Gastronomie und die Fußballfans. Die Stadtverwaltung plant eine Sperrzeitenverkürzung für die Außengastronomien während der Fußball-Europameisterschaft. Das heißt: Gaststätten in der Gesamtstadt sollen ihre Außenterrassen bis 24 Uhr öffnen dürfen. Die FDP-Fraktion hat bereits beantragt, diese verlängerten Öffnungszeiten im Außenbereich auf das ganze Jahr auszudehnen. Darüber soll der Gemeinderat in seiner Sitzung im Juni abstimmen.
Idee aus Albstadt
Schon vor rund zwei Wochen wurde bekannt, dass die Stadtverwaltung von Albstadt (Zollernalbkreis) der heimischen Gastronomie aus eigener Initiative angeboten hat, die Öffnungszeiten für die Außenbewirtschaftung auszudehnen, um einen gewissen Ausgleich für die Härten des Lockdowns zu ermöglichen. Domenico Wittkopf, Chef des Gasthauses Ott in der Färberstraße, hat diese Initiative aufgegriffen und sie als nachahmenswert gleich an Oberbürgermeister Jürgen Roth weitergeleitet. „Das wäre ein großes Entgegenkommen der Stadt und würde dazu beitragen, die Leute wieder in die Innenstadt zu bringen“, ist der Gastwirt überzeugt.
Die Vorschläge stießen bei der Stadtverwaltung auf offene Ohren. Zunächst soll nun die Sperrzeitregelung bei der bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft geändert werden. Die EM findet vom 11. Juni bis 11. Juli in zahlreichen Stadien europäischer Länder statt. Dieses sportliche Großereignis bietet nach Auffassung der Stadtverwaltung durch Fernseh-Übertragungen und Public-Viewing-Events auch der Gastronomie „eine ideale Möglichkeit“, die Umsatzausfälle der vergangenen Monate „zumindest in Teilen zu kompensieren“.
Angebot auch für die Bürger
„Die ohnehin kurzen Sommermonate sollen daher für eine verlängerte Außenbewirtschaftung genutzt werden“, heißt es in einer Informationsvorlage an den Gemeinderat. Dies diene zum einen der Unterstützung der lokalen Gastronomiebetriebe, zum anderen vor allem auch als Angebot und Treffpunkte für die Bürger und touristischen Gäste, „damit diese einen erlebnisreichen und möglichst unbeschwerten ‚Sommer in VS‘ verbringen können“.
Daher wird die Stadtverwaltung zur EM die Sperrstunde mit einer Ausnahmegenehmigung im gesamten Stadtgebiet von bisher 23 auf 24 Uhr verkürzen. Diese Regelung passt sich damit an die Übertragungszeiten der Spiele an. Eine entsprechende Ausnahmegenehmigung werde auf Antrag der Gastronomiebetriebe erteilt. Nach Auffassung der Stadtverwaltung könnte könnte diese Sperrstundenregelung auch nach der Europameisterschaft weiter verlängert werden. Dies würde von Seiten der Stadtverwaltung „positiv begleitet werden“, heißt es in der Information an den Gemeinderat würde.
Verlängerung fürs ganze Jahr?
Die FDP-Gemeinderatsfraktion hat dazu bereits am 11. Mai einen entsprechenden Antrag eingereicht. Darin wird eine Außenbewirtschaftung bis 24 Uhr bis Ende des Jahres gefordert. Der Fraktionsvorsitzende Frank Bonath begründet den Antrag wie folgt: „Die Pandemie ruiniert unsere Innenstädte. Nach vielen Monaten eingeschränkter oder ruhender Geschäftstätigkeit stehen die Gastronomiebetriebe vor sehr großen wirtschaftlichen Problemen. Zur Unterstützung dieser Betriebe als auch zur Befriedigung der Bedürfnisse der Bevölkerung empfehlen wir die temporäre Sperrzeitverkürzung im Aussenbereich.“Über diesen Antrag soll der Gemeinderat nach Mitteilung der Stadt in seiner Sitzung am 23. Juni entscheiden.
SPD für Start am 1. Juni
Dessen nicht genug, beantragt die SPD-Fraktion ergänzend dazu, die Sperrzeitverkürzung schon zum 1. Juni zu beschließen.
Anlieger sind dagegen
Gute Nachricht für die Wirte, schlechte Nachricht für die Anlieger? Genau so sehen dies einige Anwohner im Villinger Kneipenviertel, der Färberstraße. Tief enttäuscht äußert sich die ehemalige Stadträtin Brunhild Sprissler. „Die Stadt hat uns null eingebunden“, beklagt sie das Vorpreschen der Verwaltung. Sie ist strikt gegen eine Verlängerung der Öffnungszeiten und schon gar nicht für das gesamte Restjahr. An schönen Sommertagen, wenn die Färberstraße voll ist, könnten die Anlieger nicht mehr das Fenster öffnen, um zu lüften. „Das bedeutet von 9 bis 24 Uhr Gequassel von draußen, später kommt noch Gegröhle dazu.“ Damit könne man nicht einverstanden sein.