Die vielen Gewaltdelikte die sich in der vergangenen Zeit in der Doppelstadt gehäuft haben, beschäftigen die Menschen. Auch der Schwenninger Filippo Lo Verde macht sich Gedanken darüber: „Es ist doch einfach furchtbar, wenn die Leute Angst haben, raus zu gehen.“
Er beobachte die ganzen Übergriffe voller Sorge schon länger: „Da kursieren Videos im Netz von Schlägereien am helllichten Tag vor dem City Rondell und im Neckarpark hört man auch viele Klagen von Anwohnern über die Zustände dort.“
Als er dann durch den SÜDKURIER von dem Fall der 65-jährigen Frau erfahren hat, die vor ihrem Haus in der Rosengasse zusammengeschlagen worden ist, hat das für ihn das Fass zum Überlaufen gebracht. „Da kann man doch nicht einfach nur zuschauen“, sagt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Lo Verde, der seit mehr als 20 Jahren in der Sicherheitsbranche tätig ist, sucht auf Facebook Mitstreiter für eine Gruppe, die er „City Angels“ nennt. Er wendet sich ausdrücklich an ganz normale Bürger, die bereit sind, ihren Feierabend zu opfern und in der Innenstadt oder an besonderen Brennpunkten unterwegs sind.
„Es geht darum, Präsenz zu zeigen, einfach unterwegs zu sein“, schildert Lo Verde sein Anliegen. Er möchte so erreichen, dass sich die Bürger wieder sicherer fühlen, nicht mit einem Gefühl der Angst in der Stadt unterwegs sind.
Auf seinen Aufruf hin, haben sich einige Interessierte gemeldet und am Freitagabend fand der erste Patrouillengang durch Schwenningen statt. Man wolle sich erst einmal einen Überblick verschaffen wie die Lage sei und wo Präsenz besonders erforderlich ist.
„Wir sind in Zivil unterwegs und haben ja auch keinerlei Sonderrechte.“Filippo Lo Verde
Positive Rückmeldungen habe Lo Verde bereits von Einzelhändlern und Discountern erhalten. Geschäfte, die länger geöffnet haben, seien dankbar, wenn die City Angels nach Feierabend vor Ort seien, weil sich Mitarbeiter oft unwohl fühlen, wenn sie alleine zum Auto oder nach Hause gehen müssen. „Das zeigt ja, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
Lo Verde ist es ganz wichtig zu betonen, dass er nicht mit einer martialischen aussehenden Gruppe in Schwenningen unterwegs ist. „Wir sind in Zivil unterwegs und haben ja auch keinerlei Sonderrechte“, so Lo Verde. Er könne sich vorstellen, die Polizei oder den Kommunalen Ordnungsdienst anzurufen, wenn dem City Angels etwas auffällt, wenn sich beispielsweise irgendwo Personen zusammenrotten.
„Wir sind immerhin bereit, unsere Freizeit hier zu opfern, um etwas zu tun“, betont Lo Verde. Alle Freiwilligen seien unentgeltlich unterwegs, um den Kommunalen Ordnungsdienst zu unterstützen. „Egal wie viele Personen dort arbeiten, klar ist auch, dass der KOD nicht überall sein kann.“ Hier könnten die City Angels eventuell unterstützen. Bürger können sich auch bei Filippo Lo Verde melden und berichten, so Hotspots sind, wo sich eventuell etwas zusammenbraut.
Das sagt die Stadt
Auf Anfrage erklärt die Pressesprecherin der Stadt Villingen-Schwenningen, Madlen Falke, dass das Gewaltmonopol beim Staat, sprich der Landespolizei, und der Stadt, dem Kommunalen Ordnungsdienst, liege.
„Wir beobachten diese Form der Aktivitäten sehr genau und werden dabei auch unter die Lupe nehmen, welche Beteiligte sich hier aktiv zeigen“, so Falke. Grundsätzlich sei es aber nicht verboten, als Gruppe in der Stadt unterwegs zu sein und die Augen offen zu halten.
