Im Herbst wird es wieder regelmäßig Jazzkonzerte in der Stadt geben. Auch wenn der traditionsreiche Jazzkeller in der Villinger Webergasse wegen der Corona-Einschränkungen aktuell nicht genutzt werden kann, wird der Jazzclub Villingen weitermachen: Rainer Horn und seine Mitstreiter nehmen hocherfreut das Angebot an, übergangsweise Veranstaltungen in Räumen der Evangelischen Kirchengemeinde durchzuführen. Dies teilt der Jazzclub in einer Presseerklärung mit. Der jazzfreudige Dekan Rüther-Ebel habe vor einigen Tagen dieses Angebot gemacht. Und weil der Verein zudem noch einen Zuschuss aus dem Landesprogramm “Kultur trotz Abstand“ bekommt, ist ein hochkarätiges Jazzprogramm bis ins Frühjahr 2021 trotz mancher organisatorischen Einschränkungen und Änderungen gesichert. „Wir wussten nicht, wie es weitergehen kann, aber jetzt ist uns wirklich ein Stein vom Herzen gefallen“, freut sich der Vorsitzende des Jazz-Clubs, in dem seit immerhin 1961 kontinuierlich Jazzkonzerte veranstaltet werden und der so etwas wie die Keimzelle der alternativen Kultur in der Stadt ist. Dank des Angebots von Dekan Wolfgang Rüter-Ebel werden zunächst bis zum Jahresende elf Jazzkonzerte im Martin-Luther-Haus und eines in der Markuskirche stattfinden. Vom international besetzten Walter Lang-Trio über den Posaunenstar Samuel Blaser aus der Schweiz und die hochgelobt Schlagzeugerin Eva Klesse, sowie die bestens bekannte Sängerin Cecile Verny ist für Abwechslung und Qualität gesorgt, wie ansonsten in der vertrauten Webergasse. „Jazzclub im Exil“ heißt aktuell das Motto bei den Jazzfreunden.

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Seit 1961 finden ohne Unterbrechung in den kleinen Kellerräumen im Gebäude Webergasse 5 Konzerte statt. Der legendäre Jazzkeller zählt zu den bekanntesten Spielstätten für Jazz in Deutschland und wurde bereits fünfmal mit dem begehrten Bundespreis „Applaus“ ausgezeichnet. Mitte März fand das letzte Konzert dort statt. Dann kam Corona. Aufgrund der aktuellen Hygieneverordnungen haben im Jazzkeller maximal 15 Personen Platz. Und der Eingangs- und Thekenbereich lässt keinerlei Abstand zu. Enge und Gemütlichkeit waren 59 Jahre lang eines der Markenzeichen der kleinen Spielstätte, in die sogar Weltstars gerne kommen. Momentan geht in der Webergasse nichts mehr und die Zukunft der Jazzkonzerte war für den Vorstand des Jazzclubs lange ungewiss.

 

Kontakte zu Dekan Rüter-Ebel, der als Jazzfans immer wieder gerne Konzerte in der Webergasse besucht, brachten dann den Alternativplan ins Rollen: Im Saal des Martin-Luther-Hauses, wo rund 50 Personen unter Corona-Bedingungen Platz haben, sollen ab Oktober die Jazzkonzerte stattfinden. Das ist organisatorisch mit einigem Mehraufwand und mit zusätzlichen Kosten verbunden. Man müsse beim Licht und bei der Tontechnik investieren und wolle zudem das bisherige Gagenniveau für die Musiker halten, erklärt der Jazzclub-Vorsitzende Horn. Getränkeumsätze in den Konzertpausen, die für die Finanzierung des Programms immer hilfreich waren, fallen in Corona-Zeiten deutlich dünner aus. Und da in der Webergasse weiterhin die Miete gezahlt werden muss, hätte der Verein die Umtopfung des kompletten Programms finanziell nicht stemmen können.

Daher war die Freude groß, als in dieser Woche aus Stuttgart die Nachricht kam, dass ein Betrag in Höhe von rund 16.000 Euro vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst im Rahmen des Programms „Kultur trotz Abstand“ bewilligt wurde. „Damit können wir bis zum Frühjahr 2021 unsere Konzerte realisieren, sicher auch sehr zur Freude unseres treuen Publikums“, so Horn. Zwar seien die Verantwortlichen des Vereins froh und dankbar über das Exil der Evangelischen Kirche, aber vorrangig hofften alle, so bald als möglich wieder in den angestammten Räumen in der Webergasse Veranstaltungen anbieten zu können. Im Herbst 2021 waren dort einige besondere Konzerte zum „60Jährigen“ des Vereins geplant. Ob die dort nun stattfinden können, weiß derzeit natürlich niemand. Jetzt geht es erstmal Ende September weiter, dann im Martin-Luther-Haus. Programminfos auf der Seite www.jazzclub-villingen.de

Gewissermaßen als Vorgeschmack auf die lange Jazzsaison findet zwischen dem 11. und 13. September im Garten des MPS-Studios das Festival „Jazzin‘ The Black Forest“ statt, bei dem der Jazzclub als Kooperationspartnermit dabei ist. Auch diese Veranstaltung wird mit Corona-Einschränkungen durchgeführt. Mehr Informationen unter www.mps-villingen.de