Große Pläne werden für Schwenningens neue Stadtmitte geschmiedet. Kernstück: Das seit über zwei Jahrzehnten leer stehende, frühere Einkaufszentrum „s‘Rössle“ wird abgerissen. An dieser Stelle soll ein städtisches Kulturforum entstehen, das mit weiteren Maßnahmen um die 60 Millionen Euro kosten wird. Das beschloss der Gemeinderat einstimmig.

Allerdings wird das Projekt trotz der enormen Zustimmung der Kommunalpolitiker kein Selbstläufer. Die Immobilie gehört noch dem Bauentwickler HBB und muss zuerst zurückgekauft werden. Und da machen die Stadträte bereits Einschränkungen, wie CDU-Sprecher Dirk Sautter sagte. Die Botschaft an den Verkäufer laute, dass „wir nicht zu jedem schmutzigen Preis“ bereit sind.

Was ist genau geplant?

Nachdem sich die Pläne für ein Einkaufscenter zerschlagen haben, möchte die Stadt nun selbst aktiv werden. In die neue Immobilie sollen dann die Volkshochschule aus der Metzgergasse, Stadtbibliothek und ein Teil der Stadtverwaltung einziehen.

Das Neubauprojekt am früheren Rössle bleibt aber „keine Einzelmaßnahme“, wie die Leiterin des Stadtplanungsamts, Kirsten Hellstern, deutlich machte.

Weitere Maßnahmen

Das Heimatmuseum am Muslenplatz soll im rückwärtigen Bereich für die Galerie und das
Uhrenmuseum einen modernen, kubischen Ergänzungsbau erhalten. Direkt am Mauthe-Park wird eine neue fünfgruppige Kindertagesstätte geplant. Auf dem Bürk-Areal soll Wohnraum für Studierende entstehen. Marktplatz, Fußgängerzone und Muslenplatz, Gastronomie und Einkaufslagen sollen besser verknüpft werden. In den Räumen der Stadtbibliothek könnten nach einem Umbau Arbeitsplätze für Studierende, ein Coworking-Bereich, entstehen.

Die Stadtverwaltung stellt zwei Nutzungsmöglichkeiten vor. In beiden Fällen will sie das Rössle kaufen, bei Variante eins das Gebäude modernisieren und umbauen, bei Variante zwei die Immobilie abreißen und neu bauen.

Das Rössle wäre nur schwierig zu modernisieren, daher werden Kosten in Höhe von 49 Millionen Euro fällig, bei einem Neubau 26,6 Millionen Euro. Zudem kommt bei beiden Überlegungen der Umbau der Stadtbibliothek mit 8,8 Millionen Euro sowie der Neubau des Kindergartens mit 4,35 Millionen Euro hinzu.

Bei Variante zwei (Gesamtkosten 59 Millionen) muss gegenüber Variante eins (Gesamtkosten 73,1 Millionen) noch der Bau einer Hochgarage hinzugerechnet werden. Das Land kann das Gesamtprojekt mit maximal zehn Millionen Euro fördern.

Luftiger, leichter soll das Gebiet um den Kreisel wirken. Hier ist eine erste Skizze zu sehen, die allerdings noch kein ...
Luftiger, leichter soll das Gebiet um den Kreisel wirken. Hier ist eine erste Skizze zu sehen, die allerdings noch kein Architektenentwurf ist. | Bild: Stadtverwaltung Vs

In der Gemeinderatsvorlage wird zudem über kalkulierte Erwerbskosten von 4,6 Millionen Euro und Rückbaukosten von etwa zwei Millionen Euro geschrieben.

Nicht zu jedem schmutzigen Preis bereit: CDU-Sprecher Dirk Sautter hofft auf akzeptable Konditionen.
Nicht zu jedem schmutzigen Preis bereit: CDU-Sprecher Dirk Sautter hofft auf akzeptable Konditionen. | Bild: Dirk Sautter

Nicht zu jedem Preis

Viel Geld also, was in Schwenningens Stadtmitte eingesetzt werden soll. Die Stadträte sprachen sich klar für Variante zwei aus. Bei einem Abriss kann das Areal „optimal genutzt werden“, betonte CDU-Stadtrat Dirk Sautter. Es gebe mehr Flexibilität, hinzukomme der günstigere finanzielle Aspekt. Wichtig sei, dass es vorwärtsgehe und VS etwas zu sehen bekommt. Er beantragte für die CDU, dass die Abrissarbeiten noch in diesem Jahr beginnen sollten.

Abriss und Neubau bieten die meisten Freiheiten: Freier Wähler Andreas Flöß zu den neuen Planungen in Schwenningens Stadtmitte.
Abriss und Neubau bieten die meisten Freiheiten: Freier Wähler Andreas Flöß zu den neuen Planungen in Schwenningens Stadtmitte. | Bild: Freie Wähler VS

„Unglaublich guter Tag für Schwenningen“

Am meisten Freiheit biete Lösung zwei, erklärte der Sprecher der Freien Wähler, Andreas Flöß. Die Stadt könne selbst etwas entwickeln. Das Rössle müsse abgebrochen und neu gebaut werden. Alles andere „nützt nichts“.

Das sei eine Initialzündung, ein „unglaublich guter Tag für Schwenningen“ und die Voraussetzung, dass private Investoren kämen. Auch er schränkte ein, dass wir „nicht jede preisliche Sauerei mitmachen“. Er drückt Oberbürgermeister Jürgen Roth die Daumen für die Verhandlungen, „sodass wir es bald kaufen können“.

Die Grünen halten mit Sprecherin Ulrike Salat Variante zwei für die „richtige Lösung“ und hoffen auf gute Verhandlungen. Olaf Barth (AfD) lobte Szenario zwei „unter hoffentlich günstigen Bedingungen“ und sprach von einer „Jahrhundertleistung für Schwenningen“.

„Herzstück von Schwenningen“

Historie und Moderne würden mit dem guten Konzept verbunden, freute sich SPD-Sprecher Nicola Schurr. Es werde das neue Herzstück von Schwenningen. Er setzt auf weitere Investoren, denkt dabei auch an die städtische Wohnungsbaugesellschaft und die Baugenossenschaften. Es sei wichtig, den Bürgern von Schwenningen die Hand zu reichen.

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Richtig sei es, das „alte hässliche Ding nicht zu erhalten“, betonte Frank Bonath (FDP). Das Projekt, das wir „uns faktisch nicht leisten können“, habe seinen Preis. Das Geld fehle an anderen Stellen und es müsse klar sein, dass möglicherweise nicht alle Schulen, Straßen und Sportstätten saniert werden könnten. Dennoch unterstütze die FDP das Ganze.

Doch was geschieht mit der alten Galerie? Hier denke die Stadt daran, die Immobilie der Hochschule Furtwangen für Gastprofessuren anzubieten, kündigte Oberbürgermeister Jürgen Roth an.

Gibt es neue Pläne für die Fußgängerbrücke?

SPD-Stadtrat Bernd Lohmiller fragte an, was mit der alten Fußgängerbrücke geschehe. Roth verwies auf die Höhendifferenz zum Kreisel und erläuterte, dass er sich eine direkte Anbindung vorstellen könne. Ebenerdig komme man über den Kreisel auf den Muslenplatz. Es sei auch eine Budgetfrage, erläuterte die Stadtplanungsleiterin. Möglich sei eine filigranere Verbindung.

Während dem Konzept mit Abriss und Neubau 34 Stadträte zustimmten, erreichte auch der CDU-Vorschlag, 2025 mit den Abrissarbeiten zu beginnen und Ende des Jahres ein Konzept vorzulegen, mit 25-, zwei Neinstimmen und weiteren Enthaltungen eine Mehrheit.