Alles verbrannt: Bargeld, EC-Karten, Pässe, persönliche Erinnerungen. Das wirklich Schlimme daran: Für einige der vom katastrophalen Feuer in der Schwenninger Mutzenbühlstraße Betroffene ist es nicht das erste Mal. So lebte in dem ausgebrannten Mehrfamiliengebäude zum Beispiel eine syrische Flüchtlingsfamilie, von der Patrik Seemann, ein Mitglied des Rotary-Clubs Villingen-Schwenningen, eine bedrückende Geschichte hörte. In Syrien hatte sich der Familienvater einen relativen Wohlstand erarbeitet, einen Supermarkt betrieben. Dann die Katastrophe: Nach einem Bombardement lag sein Haus in Schutt und Asche, er musste mit der Frau und den Kindern fliehen. Nun einige Jahre später in Villingen-Schwenningen ein ähnlich schlimmer Schicksalsschlag: Am Freitagmorgen brannte das Haus in der Mutzenbühlstraße völlig aus, die Bewohner konnten nur mit dem, was sie am Leib hatten, dem Feuer entkommen.
Das war oftmals nur das Allernotwendigste – und nicht einmal das. Manche hatten nicht einmal mehr Schuhe an den Füßen, als sie aus den Fenstern sprangen oder von Feuerwehrleuten gerettet wurden. Der Rotary-Club Villingen-Schwenningen wollte daher am Freitag vor allem schnell helfen, als die Nachrichten von dem Feuer bekannt wurden. Aus der Kasse das Clubs sollten die Opfer mit 150 Euro Soforthilfe unterstützt werden, Rotary konnte das Geld an 21 von 28 Personen aus fünf Haushalten auszahlen, etwas über 3000 Euro. Nicht alle Betroffenen konnten erreicht werden, drei lagen noch in einer Spezialklinik, andere waren nicht ansprechbar, doch den meisten wurde die Hilfe übergeben, berichtet Seemann. Auf jeden Fall half das Geld, um im C&A noch am Samstag Unterwäsche oder in den Supermärkten Lebensmittel einzukaufen.
Die zwei syrischen Familien sind bei nahen Verwandten in ein- oder zwei Zimmer-Wohnungen vorübergehend untergekommen, eine neunköpfige Familie aus Pakistan oder Afghanistan, die die allermeisten Verletzten zu beklagen hatte und am Schlimmsten betroffen war, musste im Klinikum versorgt werden. Doch auch diese Familie wird nun entlassen, für alle stehen auch aufgrund privater Initiative Wohnungen bereit. Die Unterbringung koordiniert Ulrike Lichte von der Pro Kids-Stiftung. Die Schwenningerin verfügt über ein großes Netzwerk, ihr ist es vor allem wichtig, dass die Familien in der Nähe ihres bisherigen Wohnorts weiterleben können, weil die Kinder bereits Schulen besuchen. Derzeit prüft Lichte die Angebote, sie geht davon aus, dass bis Ende April/Anfang Mai eingezogen werden kann.
Enorme Hilfsbereitschaft
Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung sei enorm, berichten Lichte und Seemann übereinstimmend. Inzwischen bittet Lichte aber darum, ihr nicht einfach Möbel vor die Garage zu stellen, sondern sie zuvor zu kontaktieren (am besten per mail: ulrikelichte@hotmail.com). Die Pro Kids-Stiftung hatte auch die Kleiderkammer geöffnet, außerdem sind nach einem Aufruf über soziale Medien bereits viele Sachspenden zusammengekommen, führt Seemann aus.
Möglicherweise technischer Defekt Ursache
Für die Polizei konzentriert sich die Suche nach der Brandursache aktuell auf einen „technischen Defekt“, bestätigt Sprecher Uwe Vincon. Zuvor war ein Grill auf einem Balkon ins Visier der Ermittler geraten, aber nach Stand der Dinge scheidet das Gerät als Auslöser für den verheerenden Brand aus, da es sich um einen Gasgrill handele. Bei dem ausgebrannten Gebäude dürfte es sich laut Vincon um einen Totalschaden handeln, die Schadenssumme belaufe sich auf „mehrere Hunderttausend Euro“. Genauere Angaben können derzeit nicht gemacht werden, da das Gebäude mehrfach renoviert und umgebaut wurde.