Haben sich Aufwand und Kosten für die Sanierung des Deutenberg Gymnasiums nun gelohnt, oder nicht? Diese Frage stellen sich sicher viele Menschen der Doppelstadt, nachdem im Jahr 2015 mit den Planungen begonnen und zuletzt drei Jahre lang gebaut wurde. Die Kosten kletterten immer weiter in die Höhe und sorgten für viele Diskussionen (wir berichteten).

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Über 30 Millionen Euro waren es am Ende. Vielen erschien das zu teuer. Allerdings sind in dieser Summe auch der Neubau aus dem Jahr 2017 (rund 4 Millionen Euro) sowie der Container-Kauf (rund 2 Millionen Euro) enthalten. Das lässt die reinen Sanierungskosten für das Hauptgebäude (rund 24 Millionen Euro) für manch einen vielleicht etwas erträglicher erscheinen. Der SÜDKURIER hat sich im sanierten Gebäude umgeschaut.

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Begeisterung

Eine Antwort auf die Eingangsfrage gibt Schulleiter Zoran Josipovic: „Ich freue mich sehr auf die neue Aula als Herzstück der Schule sowie den besonderen Charme und die Atmosphäre in der Schule, die trotz Sanierung erhalten werden konnte.“ Breite Gänge und die mit rund 80 Quadratmetern sehr geräumigen Klassenzimmer seien weitere Besonderheiten, die es in einem Neubau so niemals gegeben hätte, sagt er mit Begeisterung. Hinzu komme die moderne Ausstattung und Technik. Der Schulleiter ist sich sicher, dass auch seine Schülern begeistert sein werden, wenn sie nach den Sommerferien das neue Gebäude stürmen.

Zufrieden mit dem Ergebnis zeigt sich auch der gefragteste Mann der Baustelle, Bauleiter Thomas Scherlitz. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen, er koordiniert die Arbeiten. Bei einem Rundgang erklärt er die wichtigsten Baumaßnahmen.

Offene Bauweise: So viel Platz auf Gängen, Treppen und in Klassenzimmern gibt es bei Neubauten kaum noch.
Offene Bauweise: So viel Platz auf Gängen, Treppen und in Klassenzimmern gibt es bei Neubauten kaum noch. | Bild: Fröhlich, Jens

Sanierung

„Es wurde versucht, so viel wie möglich zu erhalten, wo es Sinn macht“, so Scherlitz. Sichtbar ist das zum Beispiel am 50 Jahre alten Linoleum-Boden. Dieser wurde nur ausgebessert, nicht erneuert.

An vielen Stellen ist der 50 Jahre alte Linoleum-Boden erhalten und aufgefrischt. Lediglich an einigen schadhaften Stellen sowie im ...
An vielen Stellen ist der 50 Jahre alte Linoleum-Boden erhalten und aufgefrischt. Lediglich an einigen schadhaften Stellen sowie im Eingangsbereich und wie hier an einer Fuge, wurde neues Material verlegt. | Bild: Fröhlich, Jens

Auch viele Einrichtungsgegenstände, wie Möbel, Tafeln oder Schränke erstrahlen in neuem Glanz. Was nicht mehr restauriert werden konnte, wurde möglichst originalgetreu nachgebaut. Neu ist zum Beispiel der Boden in der Aula, passt sich optisch aber den erhaltenen Wandpanelen an. Deckenheizung und Lüftung, Außenjalousien, Innneverdunklung und neue Technik sind weitere Neuerungen in diesem Herzstück, das künftig nicht nur der Schule für Veranstaltungen zur Verfügung stehen soll. Für die Energieeffizienz wurden punktuell und wo möglich Verbesserungen umgesetzt. „Die Fassade mit Dämmmaterial zu verkleiden, war nicht möglich“, erklärt Scherlitz.

Der Innenhof bietet viel Platz und auch Schattenplätze.
Der Innenhof bietet viel Platz und auch Schattenplätze. | Bild: Fröhlich, Jens

Wegen Denkmalschutz konnten auch Fensterrahmen nicht einfach ausgetauscht werden. Lediglich die Gläser sind neu, bieten jetzt einen besseren Dämmwert. Der Charakter des Gebäudes sollte erhalten werden, Betonwände wurden nicht gestrichen. Lediglich die alte Farbe der Stützelemente wurde dezent grau übermalt.

Geräumig und hell: Die Betonstützen wurden einheitlich Hellgrau gestrichen. Fensterrahmen sind geblieben, lediglich die Scheiben wurden ...
Geräumig und hell: Die Betonstützen wurden einheitlich Hellgrau gestrichen. Fensterrahmen sind geblieben, lediglich die Scheiben wurden durch Wärmeschutzglas ersetzt. | Bild: Fröhlich, Jens

Zwei neue Kunsträume im Erdgeschoss sind entstanden, wo früher Arkaden den offenen Eingangsbereich überspannten. Durch den neuen Aufzug ist das Gebäude barrierefrei. „Solche Planungen und Bauarbeiten im Bestand sind immer schwieriger, als neu zu bauen“, beschreibt Jochen Herrmann, Sachgebietsleiter im Amt für Gebäudewirtschaft und Hochbau, die Herausforderung.

Dieser Raum ist neu. Vor der Sanierung war hier ein offener Bogengang zur Schule hin. Die Betonbögen wurden verschalt und zu zwei neuen ...
Dieser Raum ist neu. Vor der Sanierung war hier ein offener Bogengang zur Schule hin. Die Betonbögen wurden verschalt und zu zwei neuen Kunsträumen ausgebaut. | Bild: Fröhlich, Jens

Denkmalschutz

Der von Architekt Günter Behnisch entworfene Sichtbetonbau wurde 1965 errichtet. Seit 1972 trägt die Schule den Namen „Gymnasium am Deutenberg“. Das Hauptgebäude zählt zu den ersten Schulen in Deutschland, die in Fertigbauweise erstellt wurden. Seit 2006 steht das Hauptgebäude unter Denkmalschutz. Die Schule wurde als großzügige Vierflügelanlage um einen quadratischen Innenhof konzipiert. Fast das gesamte Bauwerk wurde ab Gelände-Oberkante aus Stahlbetonfertigteilen errichtet, in nur in 80 Arbeitstagen. „Der Achsabstand von 3,35 Metern zieht sich durch das gesamte Gebäude“, nennt Scherlitz eine Besonderheit.

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Restarbeiten

Die Fenster sind geputzt. Jetzt fehlen noch ein wenig Farbe hier und Sockelleisten da. Der Boden der Aula-Bühne wird noch eingebaut, in einigen Zimmern fehlen noch Tafeln und Technik. Ein Gartenbau-Unternehmen bringt den Außenbereich auf Vordermann. Bauleiter Scherlitz ist jedoch zuversichtlich, dass bis zum Umzugstermin alles erledigt sein wird. „Die Endreinigung hat begonnen“, sagt Josipovic. Saubermacher arbeiten sich von den oberen Stockwerken nach unten vor.

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So geht es weiter

Der Umzug beginnt am 15. Juli mit der Überspielung der Webserverdaten. Ein beauftragtes Umzugsunternehmen nimmt einen Tag später die Arbeit auf. Den Umzug als Schulprojekt in den Unterricht zu integrieren, sei wegen Corona leider nicht möglich, bedauert Josipovic. Nach und nach sollen dann eingelagerte Ausstattungsgegenstände den Weg zurück finden. Während der Umzugsphase läuft der Schulbetrieb bis zu den Ferien in den Containern weiter.

Am 16. Juli zieht das Gymnasium aus den Containern aus. Als nächster Mieter war eigentlich der benachbarte Schulverbund vorgesehen. Wann ...
Am 16. Juli zieht das Gymnasium aus den Containern aus. Als nächster Mieter war eigentlich der benachbarte Schulverbund vorgesehen. Wann dort die Sanierung startet ist wegen Corona jedoch noch ungewiss. | Bild: Fröhlich, Jens

Schüler und Lehrer werden sich erst nach den Sommerferien im alten, neuen Gebäude einleben können. „Dann starten wir mit Regelunterricht„, so der Schulleiter. Ob, wann und wie eine Eröffnungsfeier stattfinden kann, sei noch offen.

Schulleiter Zoran Josipovic sitzt schon einmal Probe an seinem neuen Arbeitsplatz mit neuen Möbeln im neuen Büro.
Schulleiter Zoran Josipovic sitzt schon einmal Probe an seinem neuen Arbeitsplatz mit neuen Möbeln im neuen Büro. | Bild: Fröhlich, Jens