Zuhause bleiben, sich zurückziehen, wenig bis keine Kontakte. Auch im zweiten Corona-Jahr ist Ostern ein anderes. Aber so ganz darauf verzichten muss niemand. Der SÜDKURIER nimmt Sie mit, zu den Menschen, die Ostern trotz allem möglich machen, weil sie produzieren, was wir mit Ostern in Verbindung bringen oder schlicht ein Gefühl von Festlichkeit verbreiten.
Der Hummel-Hof und die Eier
Man hört die Hühner schon, bevor man sie sieht. Dieses leise, wabernde Glucksen der Tiere begleitet einen, als man den Hof betritt. Und es begleitet einen, als man rausfährt aufs Feld, wo die Familie Hummel 700 Hühner in Freilandhaltung, mit Stall und Auslauf, auf zwei Ackerflächen zwischen Obereschach und Villingen hält.
„Weitere 300 Hühner haben wir in Bodenhaltung auf dem Hof“, sagt Johannes Hummel, öffnet auf dem Feld den Elektrozaun, der die Tiere vor neugierigen Füchsen schützt. Und schon schießen die Hühner –wie in einem Cartoon beinahe – um die Ecke, nehmen Anlauf und legen direkt vor ihm eine Vollbremsung ein. Eins flattert ihm sogar auf den Schoss.
Es sind braune Hühner. Ein Indikator für braune Eier? „Nicht ganz“, sagt Johannes Hummel. „Es ist häufig so, dass braune Hühner auch braune Eier legen, aber nicht immer.“ Er zeigt auf das rote Ohrläppchen eines Huhns. Ist es rot, werden es braune Eier. Ist es weiß, werden es helle Eier. Für den Geschmack spielt die Farbe übrigens keine Rolle.
„Und auch das Eierfärben für Ostern funktioniert mit braunen Eiern“, sagt der 23-Jährige. Seine Familie mache das seit Jahren so. Und Johannes Hummel, der im Sommer den elterlichen Betrieb übernehmen will, war es auch, der die Hühner in die Familie brachte. „Als ich zwölf Jahre war, wollte ich unbedingt Hühner haben“, sagt er. Sein Vater habe ihm schließlich den Wunsch erfüllt und allmählich von der Rinder- zur Hühnerhaltung gewechselt.
Ob die Hühner die Eier immer brav ins Nest legen?
Johannes Hummel schmunzelt. Manche Eier müsse man tatsächlich suchen. „Wir haben Hühner, die legen sie gern in die Nähe der Regentonne.“
Wo die Schoko- und Zuckerhasen herkommen
Wer Uwe Hilsenbeck in der Backstube beobachtet, kann sich keine Werbung im Fernsehen mehr ansehen. Wie die Feinbäcker engelsgleich ihre Törtchen kreieren, passt so gar nicht zu der Hektik, die an diesem Morgen in der Konditorei Hilsenbeck herrscht.
Zwar wabert der Duft von mehren Dutzend Schokohasen durch die Bäckerei, und zwar entstehen in der Backstube frische Zuckerhasen. Doch es ist laut, es geht geschäftig zu, hier und da werden Kommandos gerufen – und Hilsenbeck lässt eine Masse aus Zucker und Wasser auf 150 Grad aufkochen. Die Basis für die Zuckerhasen.
„Später folgen Sahne und Butter zum Karamellisieren. Und dann werden die Hasen in Gussformen gegossen“, sagt der Feinbäcker. Er wird einen halben Tag für 150 dieser Zuckerhasen brauchen.
500 Schokohasen haben er, seine Frau und seine Tochter schon nach Fastnacht hergestellt, und sie mit Schnurrbärten und Äugelein geschminkt. Warum ihm das auch nach all den Jahren noch Spaß macht? „Ich liebe die Konditorei und es ist einfach schön, anderen mit den Hasen eine Freude zu machen“, sagt Uwe Hilsenbeck.
Die Zuckerhasen hat er schon als Kind mit seinem Vater gefertigt. Es war seine Ostertradition. Und eine die nach dem zweiten Weltkrieg aus der Not heraus entstand. „Es war der billige Hase von damals, als man sich Schokolade nicht leisten konnte“, weiß Hilsenbeck. Doch auch heute kämen viele Kunden gerade wegen des Zuckerhasen in die Konditorei.
Was wäre Ostern ohne Schafe
Schäfer Jürgen Schuler öffnet das Gatter seiner Weide – ein Hang, mitten in Weilersbach–, sein Border Collie-Mischling sprintet los, treibt die Tiere zusammen. Und Sekunden später stehen seine fünf ostfrischen Milchschafe in einem Halbkreis um ihn herum.

Ein Osterlamm ist dieses Jahr nicht dabei, weil Schuler gesundheitlich kürzertreten musste. „Nächstes Jahr wird es wieder Lämmer geben.“ Denn: Die Osterboten hat er gern. „Und ostfrische Milchschafe sind eine gute Rasse dafür. Pro Wurf kommt man bei ihnen auf zwei Lämmer.“ Das sei viel im Vergleich zu anderen Rassen.
Die Schafe tun der Landschaft gut
Während die Tiere sich langsam von Grasbüschel zu Grasbüschel fressen, sagt Schuler: „Das ist Landschaftspflege.“ Schließlich verhindern die Schafe Bodenerosionen und erhalten die Wiesen. „Die Tiere fressen aber nie alle Pflanzen ab.“ So verwildere die Gegend nicht und die Artenvielfalt auf den Wiesen werde erhalten.
Was er an seinen Tieren schätzt? „Ich mag die Dynamik der jungen Lämmer, wenn sie über die Weide rasen. Und die Ruhe der älteren. Manchmal stehe ich stundenlang am Stall und schaue zu, wie sie grasen.“
Die Wolle und das Fell der Schafe tritt er übrigens ab. Nur die Milch nutzt er ausschließlich selbst. Doch allein davon leben kann Schuler nicht. „Es ist ein Nebenverdienst, aber ein schöner“, sagt der Schäfer.
Weshalb gerade Ostern Mut macht
Für die Christen ist Ostern das größte, das bedeutendste Fest, weil es den Weg vom Tod Jesus bis zur Auferstehung markiert. Den Sieg über das Dunkle. Welche Hoffnung können Menschen also in dieser dunklen, von Corona überschatteten Zeit, aus der Osterbotschaft ziehen und was bedeutet den Pfarrern eigentlich Ostern?
„Ostern ist nichts Aufgesetztes. Es ist nah am Leben“, sagt der evangelische Stadtdekan Wolfgang Rüter-Ebel. Seine Botschaft „Da, wo es Menschen in der Pandemie schlecht geht, wo sie einsam sind, schafft Gott neues Leben.“
Ähnlich formuliert es Josef Fischer, der Dekan der katholischen Kirche. Er spricht von „Hoffnung und Zuversicht, die weiterträgt, als all die schweren Dinge.“
Für Rüter-Ebel ist das Singen der Osterlieder deshalb auch so wichtig. „Für mich ist das mit einem gewissen Trotz verbunden. Wir lassen uns nicht unterkriegen und singen trotzdem unser ‚wir wollen alle fröhlich sein‘.“