Die Stadt hat zwei sogenannte Superblitzer. Seit dem 26. Februar 2020 ist der erste der beiden Geschwindigkeitsüberwachsungsanlagen im Einsatz. Die Ortspolizeibehörde und der Gemeinderat waren mit dem Gerät derart zufrieden, dass sie bald drauf ein zweites zum Stückpreis von 170.000 Euro orderten. Dieser zweite Anhänger des Wiesbadener Herstellers Vitronic ist seit dem 20. Oktober 2020 bei der Stadt im Einsatz.
Der bestechende Vorteil des Anhängers: Einmal an einer Straße abgestellt, braucht es kein Personal mehr wie bei den alten Radargeräten der Stadt. Er überwacht autonom. Insofern ist diese Technik besonders kostengünstig und zugleich, was die Registrierung von Temposündern angeht, sehr effizient.
Die Zahlen bestätigten dies. Wie die Stadtverwaltung auf SÜDKURIER-Anfrage mitteilt, hat der erste Anhänger in den zwölf Monaten von Dezember 2020 und November 2021 insgesamt 12.175 Geschwindigkeitsverstöße auf den Innerortsstraßen von Villingen-Schwenningen registriert und dabei Bußgelder in Höhe von rund 266.000 Euro erwirtschaftet.
Anschaffungskosten locker eingespielt
Der zweite Trailer blitzte in dieser Zeit 9006 mal und brachte es auf Bußgelder von 199.000 Euro. Da klingen die Kassen in der Bußgeldstelle. Die Sachbearbeiter, so ist zu hören, stehen seither unter Stress. Sie kommen kaum noch hinterher, die Bußgeldbescheide zu verschicken.
Mit ihren Jahreseinnahmen haben die Anhänger ihre Anschaffungskosten bereits locker eingespielt. Allerdings fallen auch Kosten an. Beide Geräte wurden zur Zielscheibe regelmäßiger Attacken von mutmaßlich erbosten Autofahrern. Gewisse ein untrüglicher Hinweis auf die Wirksamkeit dieser Überwachungsanlagen.

Wie oft die Geräte beschädigt und beschmiert wurden, darüber konnte die städtische Pressestelle keine dezidierten Auskünfte in Erfahrung bringen. Auch die Höhe der Reparaturkosten waren nicht zu ermitteln.
Bis hin zum Brandanschlag
Fest steht aber, dass es schon eine ganze Reihe von Attacken gab. Hauptsächlich wurde die Optik mit Farbe beschmiert, um damit das Fotografieren der Verkehrsteilnehmer zu verhindern. In einem Fall gab es einen regelrechten Brandanschlag auf das Gerät mit einer höheren Schadenssumme. „Ein Großteil der Schmierereien können wir selbst entfernen oder reinigen, ohne große Kosten“, teilte die städtische Pressesprecherin Oxana Zapf mit.
Die Vermutungen, dass die Bußgeldeinnahmen der Stadt mittlerweile stark rückläufig seien, weil die Autofahrer die Blitz-Anhänger mittlerweile von Weitem erkennen, wird von der Rathaussprecherin zurückgewiesen.
Unverzüglich Alarm in sozialen Medien
Richtig sei zwar, dass viele Autofahrer inzwischen rechtzeitig auf die Bremse drücken, wenn sie der Silhouette der Anhänger gewahr werden. Außerdem würden die Standorte der Blitzer von Verkehrsteilnehmern oft „unverzüglich in den sozialen Medien verbreitet“, weiß Zapf zu berichten.
Dennoch könne von einem signifikanten Rückgang von Bußgeldern nicht die Rede sein. Letztlich hänge der Erfolg der Blitzer vom Standort ab. „Die Anzahl der Einnahmen schwankt – je nach Messstelle – deutlich“, beschreibt es die Rathaussprecherin.
Stadt: Anschaffung hat sich gelohnt
Im übrigen betont das Bürgeramt der Stadt, dass es nicht um die Abzocke der Autofahrer geht, wie viele Verkehrsteilnehmer argwöhnen. Vielmehr, so die Behörde, würden die Geschwindigkeitsmessungen im Sinne der politischen Zielsetzung Vision Zero aus Gründen der Verkehrssicherheit durchgeführt. Die Vision Zero bezeichnet verschiedene Ansätze, die das Ziel vereint, Unfälle und Verletzungen im Straßenverkehr zu verhindern und im Idealfall auf Null zu bringen.
Die Anschaffung der beiden Messanhänger habe sich im Hinblick auf die Verkehrssicherheit auf jeden Fall gelohnt, da an den jeweiligen Messstellen mit deutlich geringeren Geschwindigkeiten gefahren werde, lautet die Bilanz des Bürgeramtes.

Für die Überwachung des fließenden Verkehrs setzt die Stadt neben den beiden Enforcement Trailern nur noch zwei mobile Messgeräte ein. Sie werden von Mitarbeitern des Bürgeramtes „in zwei aufeinanderfolgenden Schichten mit zwei Messgeräten durchgeführt“, berichtet die Stadt.
„Starenkästen meist nur noch Attrappe“
Doch was ist mit den stationären Anlagen, den alten „Starenkasten“, wie sie beispielsweise in der Kalkofenstraße oder in Nordstetten stehen? Die meisten von Ihnen sind schon seit Jahren nur noch Attrappe. Lediglich in Weigheim gibt es nach Feststellung der Stadt noch eine funktionierende stationäre Messstelle.

Die anderen Messgehäuse im Stadtbereich von Villingen-Schwenningen sind nicht mehr in Betrieb, weil sie technisch nicht mehr funktionsfähig sind. Aus Kostengründen hat das Bürgeramt die Gehäuse aber bislang stehen gelassen. Außerdem sorgt allein ihre Präsenz dafür, dass viele Autofahrer sich um die Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzungen bemühen. Sie bringen also kein Geld mehr, aber noch immer Verkehrssicherheit.
Die Frage, ob die Anschaffung weiterer Blitz-Anhänger geplant sei, beantwortet die Stadt mit einem klaren „Nein“.
Stärken und Schwächen
Die besondere Stärke des „Enforcement Trailers“ sind die flexiblen Einsatzmöglichkeiten zur Verkehrsüberwachung rund um die Uhr, auch wochenlang, ohne Personal.
Seine Schwächen: Das Geerät kann wegen technischer Voraussetzungen und Gegebenheiten (z. B. Messdistanz ca. 50 Meter) an vielen Örtlichkeiten nicht eingesetzt werden. Außerdem kommt es immer wieder zu Ausfallzeiten durch Vandalismus, was allerdings weniger dem Gerät anzulasten ist.