Wieviel Veränderung ist eigentlich in der denkmalgeschützten Villinger Innenstadt möglich. Diese Frage stellt sich nun für viele Eigentümer der City-Gebäude. Sind Solaranlagen möglich und wie kann ohne fossile Energie geheizt werden?

Der Preisdruck beschleunigt den Veränderungs-Wunsch

Zwischen Riettor und Bickentor, vom Kaisertürmle bis zum Romäusturm erstreckt sich ein besonders behütetes Gebiet: Der Kern der Zähringerstadt Villingen mit dem klassischen Straßenkreuz. Nun aber rüttelt die Zeitenwende an den Stadttoren. Es ist nicht die Digitalisierung und auch nicht das veränderte Käuferverhalten der Menschen. Es geht schlicht darum, wie genau in den historischen Gebäuden künftig ein Wohlfühl-Klima entstehen kann.

Die Aussicht vom Villinger Kaiserturm – hier ein Archivbild – zeigt das Potenzial.
Die Aussicht vom Villinger Kaiserturm – hier ein Archivbild – zeigt das Potenzial. | Bild: Fröhlich, Jens

Die Probleme fangen auf dem Dach an. Hier ist dominiert der klassische Biberschwanz. Es geht dabei nicht um das schwimmende Nagetier in der Brigach, sondern um eine althergebrachte Ziegelform. Villingens Innenstadt wird beim Blick über die Dächer der Stadt hinweg dominiert von den braun-roten Tonformen mit dem leicht gerundeten Ende. Aber darf man hier einfach Kollektoren anbringen?

Ausweg Sonnenenergie

Bislang schiebt das Denkmalamt solchen Plänen einen Riegel vor. Zahlreiche Bürger der Innenstadt hätten sonst längst schon ihre Dächer für die Gewinnung von Sonnenenergie bestückt. Angesichts steigender Strompreise und der sich immer mehr verbreitenden Elektromobilität bietet sich auf den hohen und vielfach unverschatteten Giebeldächern eine solche Anlage geradezu an. Eigentlich.

Mittelalter statt Zukunft

Doch die mittelalterliche Ansicht ist der Aufsicht führenden Behörde bislang wichtiger. Nun aber kommt Bewegung in das Thema. Ulrike Heggen, selbst Innenstadtbewohnerin, richtete am Mittwochabend eine entsprechende Anfrage an die Stadtverwaltung. Es ging ihr auch um Solarenergie aber auch um eine aktuell noch drängendere Frage: „Wie können wir in der Innenstadt künftig ohne fossile Energien unsere Häuser beheizen und was genau bietet die Stadt dafür an.“

Ukrike Heggen. Bild: Privat
Ukrike Heggen. Bild: Privat | Bild: privat

Eine konkrete Antwort auf die Frage gab es nicht. Vielfach sind Gasanschlüsse vorhanden, teilweise wird in Wohnungen das warme Wasser auch noch mit Strom und einem Boiler erzeugt. Geheizt wird nur noch teilweise mit Öl. Gas und Öl haben sich aber an den Energiemärkten schon vor Ausbruch des Angriffskrieges Putins auf die Ukraine sehr verteuert.

Was ist mit dem Klimanotstand?

Ulrike Heggen umrankte ihre Frage als Fraktionsmitglied der Freien Wähler auch noch mit einem Zusatz, der die besondere Relevanz unterstreichen sollte. An die Stadtverwaltung gerichtet sagte sie: „Wir haben ja vor zwei Jahren den Klimanotstand bei uns per Beschluss ausgerufen und wollen entsprechend handeln“, drängte sie.

OB Jürgen Roth will Antworten liefern: Wie geht der Energie-Umstieg für Bewohner der denkmalgeschützten Innenstadt. Bild: Hans-Jürgen Götz
OB Jürgen Roth will Antworten liefern: Wie geht der Energie-Umstieg für Bewohner der denkmalgeschützten Innenstadt. Bild: Hans-Jürgen Götz | Bild: Hans-Jürgen Götz

Der Ball liegt seit dem 16. März im Spielfeld der Verwaltung. Diensteifrig antwortete Oberbürgermeister Jürgen Roth, man werde sich rasch um die Anfrage kümmern. Er bot der Stadträtin sogar zwei verschiedene Vorgehensweisen an, eine schriftliche Antwort oder eine Erörterung in einem Ratsausschuss. Heggen war das jedoch erkennbar weniger wichtig. Sie will vor allem wissen, was wirklich möglich ist und wie genau.

Wie kann eine Wärmepumpe in der City angebracht werden?

Roth sprach ebenso wie Heggen das Denkmalamt an, das bei baulichen Veränderungen ein entscheidendes Wort mitzureden hat. Zum Beispiel bei einer Wärmepumpe. In den Innenstadt-Hinterhöfen werde wohl eine optisch nicht relevante Ecke für die Lüftungs-Anlage dieser Heizungsform gefunden werden können.

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Mit Solarenergie sieht es bislang chancenlos aus. Was für viele Villinger eigentlich grotesk ist weil: An vielen historischen Gebäuden wie etwa der Niederen Straße haben alte Häuser ein Doppeldach. Das heißt: Das ursprüngliche Dach ist noch da und wurde mit einem modernen Dachstuhl überbaut, der heute als historisch gilt.

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Es gibt mittlerweile Solarmodule, die sich passgenau auf Dächer wie Ziegel anbringen lassen. Diese Variante ist aber erheblich teurer als eine herkömmliche Kollektorenplatte. Und: Würden alle Villinger Dächer auf herkömmliche Wiese zur Sonnengewinnung eindeckt, wäre die Stadt mit einer schwarzen Dächerlandschaft eingedeckt. Allerdings: Die Industrie ist hier mittlerweile weiter. Kollektoren lassen sich prinzipiell in allen Farben herstellen – gegen entsprechende Aufpreise.