Seit dem 27. April gilt unter anderem im Einzelhandel in Baden-Württemberg eine Pflicht für das Becken von Mund und Nase. Und das wird auch noch einige Zeit so weitergehen. Darauf haben sich jüngst die Gesundheitsminister aller Bundesländer verständigt. Wie aber sehen das Villinger Einzelhändler? Plädieren sie weiterhin für eine Maskenpflicht? Und wie wirkt sich die Maske auf das Kundenverhalten aus?
„Ich bin zwiegespalten“, sagt Gila Aberle. Sie ist die Besitzerin und Geschäftsführerin des Bekleidungsgeschäfts Fitzroy in der Villinger Rietstraße. „Die Kunden sind wegen der Masken schon zurückhaltender als sonst“, sagt Aberle. In der Stadt seien zwar wieder viele Menschen unterwegs, in den Geschäfte sehe das aber anders aus. „Ein entspanntes Bummeln ist mit den Masken nicht möglich“, sagt die Ladenbesitzerin weiter. Es gebe sogar manche Kunde, die während ihres Einkaufs eine kurze Pause an der frischen Luft machen müssen. Ihre Mitarbeiter klagten dagegen häufiger über Kopfschmerzen.
All das macht sich laut Aberle beim Umsatz bemerkbar: „Nach wie vor fehlen etwa 20 Prozent des Umsatzes in der Kasse.“ Die Situation ist und bleibe eine Herausforderung. Aus unternehmerischer Sicht wäre sie dafür, die Mundschutzpflicht abzuschaffen. Andererseits müssen mit Vorsicht und Bedacht an die Lockerungen herangehen. Ihr Vorschlag wäre, aus der Pflicht für eine Mund-Nasen-Bedeckung eine dringende Empfehlung zu machen.
Anders sieht das Ulrike Eppel. Sie ist die Filialleiterin des Buchladens Osiander in der Rietstraße in Villingen: „Solange die Maske gesundheitlich sinnvoll ist, sollte die Pflicht beibehalten werden.“ Die Situation sei für alle – Kunden und Mitarbeiter – anstrengend.

Dass sich ihre Kunden beim Stöbern durch die Buchregale kürzer im Laden aufhalten, kann sie nicht feststellen. Allerdings seien an wärmeren Tagen weniger Menschen im Geschäft. Die Hitze unter dem Mundschutz sei daran schuld.
Anja Müller ist die Inhaberin des Blumenladens Blütenzauber am Bickentor in der Bickenstraße in Villingen. Die derzeitige Mundschutzpflicht findet sie sinnvoll. „Es gibt schon die Angst vor der zweiten Welle“, sagt Müller im SÜDKURIER-Gespräch.
In ihren Laden, in dem man sich auch mal länger umschauen muss, kämen derzeit weniger Kunden. Ob das ausschließlich wegen der Maskenpflicht ist, kann Müller nicht beurteilen. Sie habe auch vor allem wegen der fehlenden Hochzeiten weniger Aufträge als sonst. „Es fühlt sich momentan an wie ein frühes Sommerloch“, sagt sie. Wie hoch der Verlust im Vergleich zum Vorjahr ist, könne sie erst am Ende des Jahres abschließend bewerten.
Bei den Kunden, die ins Blumengeschäft kommen, gebe es aber einige, die sich über die Pflicht zur Bedeckung von Mund und Nase aufregen. Viele hätten keine Lust mehr auf die Maske, auch ihr selbst sei das schon so ergangen. Für noch wichtiger erachtet sie das Abstandhalten und das regelmäßige und gründliche Händewaschen.
Für Tanja Broghammer, der Besitzerin von vier Bekleidungsgeschäften in der Villinger Innenstadt, sind die Masken notwendig. „Masken schützen und es ist gut, dass es sie gibt“, sagt sie. Auf das Kundenverhalten haben die Mund-Nasen-Bedeckungen sicher einen Einfluss. Broghammer: „Das ist für alle anstregend – für die Kunden und die Mitarbeiter. In unseren Geschäften haben wir Klimaanlagen, dass es nicht ganz so heiß ist.“
Von einer Lockerung der Maskenpflicht eventuell hin zu einer dringenden Empfehlung hält Broghammer nichts: „Das könnte dafür sorgen, dass die Menschen unbedarfter werden.“
Ohnehin sei es in ihren Geschäften so, dass sich die Kunden eher darüber ärgern, wenn Mitarbeiter in anderen Geschäften keine Masken tragen. Und wenn die Kunden allein vor dem Spiegel stehen und niemand zu nahe ist, dann können Sie sich ja auch ohne Maske anschauen. Es habe auch vonseiten der Belegschaft noch keine Beschwerden gegeben. Im Gegenteil: „Wir sind froh, dass die Geschäfte wieder offen sind. Eine zweite Zwangsschließung wäre für viele Firmen sehr schwierig. Es geht jetzt darum, dass die Pandemie nicht erneut aufkommt.“ Dafür sei die Maskenpflicht derzeit wichtig.