Zuletzt hat die Kommunalpolitik Tempo 30 in der Stadt debattiert. Ein Antrag der Grünen und der SPD, wonach sich VS als Modellstadt für Tempo 30 bewerben sollte, wurde von den Initiatoren zurückgezogen, nachdem sich klar mehrheitlich Ablehnung abgezeichnet hatte.
Die Stadtverwaltung wiederum setzt auf einen Vorstoß des Städtetags, wonach sich Kommunen selbst um die Fahrgeschwindigkeit in ihren Bereichen kümmern dürfen sollen. Derzeit entscheiden noch übergeordnete Behörden mit.
Was bleibt, ist die Erkenntnis vieler Bürger, dass es teils gefährliche Stellen gibt, wo ein langsameres Kraftfahrzeug-Tempo entspannend wirken könnte. Der SÜDKURIER stellt einige Kandidaten vor.
Beispiel eins: Villingens Bahnhofstraße
Unter der Woche ist die Verkehrssituation teils schwer überschaubar. Wenn der Bus am Bahnhof gleich los fährt, rennen viele Jüngere plötzlich los – quer über die Fahrbahn. Der Zebrastreifen an der Paradiesgasse ist dann meist zu weit weg und die Ampel an der Schwenninger Straße dauert zu lange. Also nichts wie los.

Schwierig ist der Straßenabschnitt auch, weil dort Busfahrer enge Ausfahrten meistern müssen. Zusätzlich belebt wird die Straße durch das bald eröffnende Landratsamt in der alten Hauptpost. Die Parkplätze für die Behördenbesucher sind gegenüber, zwischen den alten Bahnhofsgebäude-Zeilen. Deshalb: dringend Tempo 30, der Sicherheit aller wegen.
Beispiel zwei: Villingens Güterbahnhofstraße
Villingens Refugium für kostenfreies Parken ist hier zwischen Notariat und Moschee ein pulsierendes Geläuf für Parkplatz-Suchverkehr. Langsame Fahrzeuge, die auf eine frei werdende Lücke hoffen, werden nicht selten überholt.

Dabei ist die Straße auf Grund der entlang des Straßenverlaufs parkenden Auto sehr eng. Kommt ein Lastwagen entgegen, wird des hektisch: Wohin ausweichen? Viele Autofahrer meiden die Strecke, so gut es geht. Es ist einfach zu gefährlich wegen des Begegnungsverkehrs. Tempo 50 wirkt hier bei zwei sich entgegenkommenden Autos viel zu schnell: Deshalb auch hier: Tempo 30.
Nicht nur in der Kernstadt gibt es Beispiele für sinnvolle Geschwindigkeits-Reduzierungen. Auch in den Ortschaften bietet sich dies vereinzelt an.
Beispiel drei: Tannheim
Wer durch Tannheim fährt, etwa zur Nachsorgeklinik, der fährt in manchen Bereichen automatisch langsamer als fünfzig. Viele Rechts-vor-links-Kreuzungen zwingen ohnehin zum achtsamen Fahren.

Wer sich nicht auskennt meint, in Tannheim gilt überall Tempo 30 abseits der Hauptstraße. Dem ist aber nicht so. Tannheim ist die einzige Ortschaft, die innerörtliche keine Dreißiger-Zone hat – mit Ausnahme des außerorts gelegenen Abschnitts vor der Nachsorgeklinik. Anregung: Wenigstens Tempo 30 im Bereich der Schule und des Museums am Tannheimer Ring.
Beispiel vier: Marbach
Villingen-Schwenningens größter Teilort hat viele Tempo-30-Zonen – und ein Problem an einer Stelle, die vor zwei Jahren massiv umgebaut wurde. Zwischen dem Wiesengrund und den Bahnhofsschranken kreuzt bei der S-Kurve der mittlerweile tagsüber fast durchgängig sehr stark befahrene Radweg von Villingen nach Brigachtal.

Es kommt hier immer wieder zu Situationen, bei denen Radfahrer sorgenvoll absteigen bevor sie die Straße kreuzen. Es wird hier in beiden Richtungen sehr zügig gefahren. Gerade ortseinwärts sind Autofahrer aber auch abgelenkt. Unter anderem muss eine leicht versetzt platzierte Querungshilfe umfahren werden. Deshalb: Tempo 30 für diesen Bereich, vielleicht sogar bis hoch ins Zentrum an der Linde. Auch hier aus Sicherheitsgründen.
Das will der Städtetag im Detail
Fast 100 Städte sind bereits Mitglied der vom Deutschen Städtetag unterstützten Initiative. Ihr Ziel: Der Bund soll die rechtlichen Voraussetzungen dafür schaffen, dass Kommunen Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit innerorts anordnen können, wo sie es für notwendig halten. Derzeit gilt in Städten und Gemeinden laut der Straßenverkehrsordnung Tempo 50 als Regelgeschwindigkeit, auch wenn die Kommunen gewisse Freiräume haben. Bei Schulen oder Pflegeheimen können Städte schon heute eigenständig reduziertes Tempo anordnen.
Auf dem Villinger Innenstadtring gibt es mehrere Tempo-30-Abschnitte. Diese liegen auch im Bereich von Schulen. Aber: Auf diesen Abschnitten sind im Juli 2015 zwei Motorrad-Poser tödlich verunglückt, als sie die Gewalt über ihre Fahrzeuge verloren. Die Erinnerung an diese Vorfälle gilt vielen Bürgern auch als Mahnung, lieber zu früh und zu oft eine Tempo-Reduzierung durchzusetzen, als einmal zu wenig.