Ach wie war das schön: Endlich mal wieder Schlittenfahren ohne an der Grasnabe zu kratzen, tagelanges Loipenvergnügen und traumhafte Winterlandschaften. All das konnte der Winter in diesem Jahr bieten. Weg waren Sorgen und Gedanken an Klimawandel und Erderwärmung. Ja, es war fast so wie es früher einmal war. Aber eben nur fast.

Diesen Blick auf den verschneiten Magdalenenberg von Brigachtal aus über VS-Rietheim hinweg konnte man Ende Januar genießen.
Diesen Blick auf den verschneiten Magdalenenberg von Brigachtal aus über VS-Rietheim hinweg konnte man Ende Januar genießen. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Wer genau hinschaut erfährt, dass die Wintermonate Dezember und Februar erneut deutlich zu warm und auch zu trocken waren, im Vergleich zum Mittelwert der letzten 30 Jahre. Das passt so gar nicht zum gefühlten VS-Winter mit Schneemassen und starken Regenfällen danach. Nach einem Winter fast gänzlich ohne Schnee im vergangenen Jahr (wir berichteten) herrschte mehrere Wochen lang richtiger Winter in der Region.

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In der Statistik schlägt sich das merklich aber nur im Januar nieder. Nur wenige dieser Wintertage zogen noch in den Februar hinein, und machen wirken sich daher kaum auf die Schlussbilanz aus.

Wetterdaten: Temperatur

Der SÜDKURIER hat sich die Wetterdaten der Messstation des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Villingen-Schwenningen angeschaut und grafisch aufbereitet. Der Kurvenverlauf der Durchschnittstemperatur zeigt deutlich, dass der vergangene „Superwinter“ in der Region, bis auf den Monat Januar deutlich zu warm war.

Diese Beobachtung bestätigt auch die Auswertung von Jürgen Schmidt, Diplom-Meteorologe und Geschäftsführer des Wetterdienstes Wetterkontor. Seinen Datenquellen zeigen, dass die Durchschnittstemperatur im Dezember 2020 1,5 Grad über dem 30-jährigen Mittelwert lag, der Februar war sogar ganze 2,2 Grad zu warm. „Mitte Februar meldeten 150 Wetterstationen in Deutschland Rekordwerte“, blickt Schmidt zurück. Einzig der Januar präsentierte sich demnach auf einem normalen Niveau, ohne Abweichung zum langjährigen Mittelwert.

Der allgemeine Trend ist damit klar. Es wird immer wärmer, auch bei uns. Allerdings: „Es wird auch in Zukunft immer noch mal kalte Winter geben“, ist sich Schmidt sicher. Doch Wahrscheinlichkeit für solche Jahre wird immer geringer, ergänzt er. Der Meteorologe weist in diesem Zusammenhang auch noch auf eine weitere Möglichkeit hin. „Sollte sich der Golfstrom aufgrund der globalen Erwärmung weiter abschwächen, könne das für Europa einen gegenläufigen Temperaturtrend verursachen“, so Schmidt. Zur Erklärung: Der Golfstrom ist quasi die „Warmwasserheizung“ Europas und transportiert stetig Wärme hierher. Ohne diese Strömung, davon gehen Wissenschaftler aus, wäre es hier im Jahresmittel vermutlich ein bis zwei Grad kühler.

Wetterdaten: Niederschläge

Ein ganz ähnliches Bild, wie bei der Temperatur, liefert die Statistik der DWD-Wetterstation bei den Niederschlägen. Bereits der November 2020 war deutlich zu trocken. Da setzt sich im Dezember fort. Im Januar zwischenzeitlich deutlich mehr Niederschlag, ehe die Kurve im Februar wieder unter den Durchschnittswert zurückfällt.

Auch diesen Verlauf kann Schmidt bestätigen. Im Dezember 2020 fielen hier seinen Daten zufolge 62 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Der langjährige Durchschnittswert liegt bei 88. Im Februar waren es 51 Liter pro Quadratmeter, normal sind es 67. Im Januar hingegen wurden ganze 122 Liter pro Quadratmeter gemessen. Der Durchschnittswert liegt bei 66 Litern. Verursacht wurde dieser Ausschlag nach oben durch lang anhaltende Tiefdruckgebiete in dieser Zeit, erklärt er. wie sich das weiter Jahr entwickle, könne man noch nicht vorhersagen.

Auswirkungen auf unser Trinkwasser

Wiederholt trockene und heiße Sommer in den vergangenen Jahren, hatten nicht nur Auswirkungen auf Wälder und Pflanzen und Tiere, auch die Grundwasservorräte der Region gingen vielerorts zurück. Vor allem im Schwarzwald wird das zu einem Problem. Hier drohten einige Quellen ganz zu versiegen während der Hitzemonate.

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Aktuell sprudelt aus vielen Quellen der Region wieder reichlich Trinkwasser. Die Niederschläge aus dem Januar konnten sich vielerorts positiv auf die Grundwasserpegel auswirken. „Durch die guten Schneeverhältnisse und das teils verzögerte Abschmelzen sowie die Niederschläge konnte bisher eine Grundwasserneubildung stattfinden. Dies hat zu stabilen mittleren bis hin zu ansteigenden Grundwasserständen beziehungsweise Quellschüttungen im Kreis geführt“, teilt Heike Frank auf SÜDKURIER-Nachfrage mit.

Unser Archivbild aus dem Jahr 2017 zeigt Martina Dannecker vom Amt für Wasser- und Bodenschutz bei der Kontrolle des Grundwasserstandes ...
Unser Archivbild aus dem Jahr 2017 zeigt Martina Dannecker vom Amt für Wasser- und Bodenschutz bei der Kontrolle des Grundwasserstandes einer Grundwassermessstelle im Schwarzwald-Baar-Kreis. | Bild: Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis

Die Sprecherin des Landratsamtes untermauert ihre Aussage mit Auswertungen der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW), die regelmäßig die Grundwasservorräte im Land bewertet. „Die insgesamt überdurchschnittlichen Niederschläge seit Dezember 2020 haben in den meisten Landesteilen erhebliche Grundwasseranstiege bewirkt“ und „Die Bodenwasserspeicher sind gut aufgefüllt“ ist auf der LUBW-Internetseite zu lesen. „Es gilt jedoch zu beachten, dass die letzten Jahre generell eher trocken waren und ein Winter mit guten Niederschlägen nicht alles wieder aufholen kann“, gibt Heike Frank zu bedenken. Für eine nachhaltige Erholung seien mit Sicherheit weitere solcher Phasen notwendig.

Unser Archivbild zeigt den Trinkwasserspeicher im Wasserhochbehälter Hammerhalde.
Unser Archivbild zeigt den Trinkwasserspeicher im Wasserhochbehälter Hammerhalde. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Für Villingen-Schwenningen sieht Oliver Bauer, Pressesprecher der Stadtwerke Villingen-Schwenningen, keine Versorgungsengpässe. „Die Trinkwasserversorgung ist gesichert.“ Warum, das erklärt er so: „Die Trinkwasserversorgung im Stadtgebiet ist auf mehreren Säulen aufgebaut. Somit ist die Versorgung mit Trinkwasser in VS nicht auf einzelne Quellen beschränkt, sondern wir beziehen das Trinkwasser vom Zweckverband Bodenseewasserversorgung, den nahegelegenen Keckquellen, den über 40 eigenen Quellen im Wieselsbachtal, sowie den Quellen in der Nähe von Tannheim und natürlich aus vielen Tiefbrunnen in der Region.“ Zudem habe man in letzten Jahren viel Geld in die Sanierung der Quellen sowie den Ausbau der Versorgungsleitungen investiert.

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„Natürlich hatten die starken Niederschläge und das Schmelzwasser Auswirkung auf die Schüttungsmenge der Quellen.“ Solche Schwankungen, die in beide Richtungen gehen, seien völlig normal und würden sich über das Jahr verteilt immer wieder zeigen. „Wasser ist unser wichtigstes Gut und wir sollten stark auf unsere Ressourcen Acht geben. Ein verantwortungsvoller Umgang und ein sparsamer Verbrauch von Trinkwasser sollte für uns absolute Priorität haben“, so Bauer abschließend.

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Und der Wald?

Auch die Bäume hatten und haben mit der Trockenheit zu kämpfen. Milde Winter und Sturmschäden bescherten den Borkenkäfern im vergangenen Jahr beste Bedingungen. Im VS-Wald konnten größere Käfer-Schäden durch schnelles Handeln allerdings vermieden werden. „Durch den vielen Schnee konnte der Boden einiges an Feuchtigkeit aufnehmen“, erzählt Roland Brauner, stellvertretender Forstamtsleiter in Villingen-Schwenningen. Die Bäche seien voll gewesen und die die Schüttungen einiger Quellen im VS-Wald hätten zugenommen. Trotz dieser Wasserkur für den Wald Anfang des Jahres bleibt Brauner skeptisch: „Gibt es erneut einen trockenen Frühling und Sommer, dann haben wir auch wieder die selben Probleme.“

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