Seit dem Jahr 2002 gibt es in Villingen-Schwenningen das sogenannte Rufbussystem. Dieses ist so konzipiert, dass in so genannten Schwachlastzeiten, hier insbesondere nach 20 Uhr wochentags, an Wochenenden und an Feiertagen, ein Grundangebot an öffentlichen Verkehren im Rahmen der Daseinsvorsorge sichergestellt ist. Gegenüber einem ständigen Fahrplanangebot können somit Kosten eingespart werden.

Aber wie funktioniert eigentlich diese Möglichkeit, mit einem extra zu bestellenden Bus im Stadtgebiet zu fahren, der in den aushängenden öffentlichen Fahrplänen mit einem Telefonhörer gekennzeichnet ist? Und ist der Rufbus praktikabel, erreichbar und vor allem zuverlässig?

Die Haltestelle in der Rietheimerstraße 1 könnte übersichtlicher sein, zu viel Grün hat sich der Haltestelle bemächtigt.
Die Haltestelle in der Rietheimerstraße 1 könnte übersichtlicher sein, zu viel Grün hat sich der Haltestelle bemächtigt. | Bild: Uwe Spille

So gut funktioniert der Rufbus

Ein Selbstversuch hat Überraschendes zutage gebracht, speziell zur Akzeptanz dieser Fortbewegungsmöglichkeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Villingen-Schwenningen.

Im Jahr 2023 wurde der VS-Rufbus insgesamt 16.029 Mal abgerufen, dabei entfielen 8.408 Buchungen auf die Wochentage und jeweils etwas mehr als 3.808 auf Samstage und 3.813 auf Sonn- und Feiertage.

Für die Rufbusabwicklung, so ergänzt die Pressesprecherin der Stadt, Madlen Falke, stünden vier eigene Fahrzeuge zur Verfügung, die linienübergreifend unterwegs seien.

Das doppelte System

Auch in Villingen-Schwenningen gilt: Rufbusse dürfen nur zu den ausgewiesenen Fahrplanzeiten fahren und müssen telefonisch angemeldet werden. Eine Besonderheit gibt es allerdings in der Doppelstadt, das doppelte System der Rufbusse.

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Eine halbe Stunde vorher anrufen

So ist für die Kernstädte Villingen und Schwenningen das Rufbussystem des Stadtverkehr VSBus zuständig. Einen Rufbus muss man hier eine halbe Stunde vor dem Termin bestellen. Für die Ortsteile wie Marbach, Tannheim oder Mühlhausen und deren Anbindung an die großen Stadtbezirke bestellt man über den Verkehrsverbund Move, dies muss mit einer Stunde Vorlaufzeit geschehen.

Der Selbstversuch

Es ist Sonntagnachmittag, man will von der Lantwattenstraße hinaus ins Kurgebiet, eine Strecke von gut vier Kilometern, für die man zu Fuß knapp eine Stunde bräuchte.

Ein Taxi kostet für die Strecke etwa 15 Euro, der Rufbus 2,70 Euro, auch das Deutschlandticket gilt hier.

Die Recherche über die bwegt-App, eine mobile Echtzeit-Fahrplanauskunft für Busse und Bahnen der Verkehrsbetriebe Baden-Württemberg, zeigt eine Verbindung von der Rietheimer Straße zur Tannenhöhe im Kurgebiet. Die Linie 6, Abfahrt 17.37, Ankunft 18 Minuten später. Bei der App ist der Rufbus allerdings mit einem roten Ausrufezeichen gekennzeichnet, nicht mit einem Telefonhörer.

Man ruft also zeitig unter der Villinger Vorwahl 07721 die Nummer 828282 an. Beim ersten Versuch hängt man in der Warteschleife fest, fünf Minuten später jedoch wird man sofort durchgestellt, eine Frau nimmt den Fahrwunsch an und bestätigt den Termin und die Anzahl der Fahrgäste, das war es.

Der Bus kommt nach fünf Minuten

Eine halbe Stunde später steht man an der Haltestelle, die vom eigenen Wohnort in fußläufigen fünf Minuten erreicht ist; fünf weitere Minuten später erscheint ein blauer Kleinbus. Überraschend ist, dass der Fahrer nicht die übliche Strecke über den Warenberg nimmt, sondern direkt den Bahnhof ansteuert, wo eine weitere Frau zusteigt, die den Bus ins Kurgebiet bestellt hat.

Die Fahrt dauert knapp zehn Minuten

Weiter geht es ohne Zwischenstopp ins Kurgebiet, wo man schließlich an der Haltestelle Farnweg aussteigt. Keine zehn Minuten hat die Fahrt insgesamt gedauert, der Bus ist warm, der Fahrer freundlich, alles hat bestens funktioniert. Gerne wieder.