Die Gastronomie hatte im abgelaufenen Jahr mit vielfältigen Problemen zu kämpfen. Die Branche kämpft mit Inflation, erhöhter Mehrwertsteuer, Personalmangel und sinkender Kneipen-Lust des Publikums. Gleichwohl ist die Gastronomie an vielen Stellen noch quicklebendig. Hier ein Rückblick auf einige der markanten Wechsel und Veränderungen im abgelaufenen Jahr in der Gastronomie-Szene in Villingen.
Wechsel im Paradies-Café
Kurz sah es so aus, als ob das kleine, schnuckelige Café in der Paradiesgasse in Villingen im Sommer 2024 nach 30 Jahren endgültig seine Türen schließen müsste. Die damalige Besitzerin Tatjana Spott hatte angekündigt, das Café aufgeben zu wollen. Einen Nachfolger hatte sie zwar gesucht, aber nicht gefunden. Und so schloss Villingens wohl kleinstes Stehcafé Anfang Juli tatsächlich. Vorerst.
Denn seit Dezember 2024 können Kaffeeliebhaber hier wieder Espresso und andere Getränke schlürfen. Dank Büryan Zeybek. Der 47-Jährige will dem Café neues Leben einhauchen und es zu ‚etwas ganz Besonderem‘ machen. Er hat das Café im November 2024 übernommen. Mit einem „Soft Opening“ ist er jetzt gestartet, ohne bestimmte Öffnungszeiten oder einem konkreten Konzept. „Ich will einfach mal austesten, was die Gäste wollen.“
Weinbar Varia in der Rietstraße
Neues Leben ist in die seit Jahren geschlossene ehemalige Stadtapotheke in der Villinger Rietstraße eingezogen. Am 18. Oktober hat hier Gina Würthner ihre neue Weinbar „Varia“ eröffnet. Wo früher Medikamente über den Tresen gingen, können sich nun Besucher bei feinen Weinen aus Italien, Frankreich und Spanien angeregt unterhalten.

Aber nicht nur: Espresso oder andere Getränke werden ebenfalls serviert. Gina Würthner will das Flair einer italienischen Bar in Villingen aufleben lassen: Das beginnt mit einem guten Kaffee am Morgen und endet am Abend mit einem Wein. Zudem bietet die 32-Jährige einen Concept-Store an.
Also, viel, von dem, was man sieht, darf gekauft werden: Stühle, Gläser, Porzellan oder ausgewählte Accessoires, die in den alten Apothekerschränken stehen. Manches kann gleich mitgenommen werden, anderes, wie die Stühle, muss natürlich bestellt werden.
Café im Fliesengeschäft
Fünf Jahre lang träumen Alexander und Sandra Sulzmann von einem Café im Showroom ihres Fliesenfachgeschäftes am Wettgraben in VS-Rietheim. Am 10. August konnten sie diesen Traum in die Realität umsetzen – und mit vielen Gästen auf ihre Neueröffnung anstoßen. Sie heißt: Das Fliesen Kaffee.

Die Bildergasse in der Niederen Straße
Ein neuer Pächter wird für das Restaurant Bildergasse in der Niederen Straße gesucht. Obwohl das kleine Restaurant richtig gut lief, haben die Betreiber Birgit und Wolfgang Schrenk aufgehört. „Die Bildergasse ist eine echte Goldgrube. Trotzdem haben meine Frau und ich uns eine Altersgrenze gesetzt, bei der wir aus dem Gastronomiegewerbe aussteigen wollen, um andere Bereiche des Lebens stärker in den Fokus rücken zu können“ erklärt Wolfgang Schrenk. Er will sich zukünftig gerne verstärkt künstlerischen Projekten widmen.

Die Nachfolge ist noch ungeklärt. Schrenk will sich Zeit lassen, den idealen Nachmieter zu finden: „Unser Ziel ist es natürlich, dass unser gesamtes Team, welches uns viele Jahre treue Dienste geleistet hat, im besten Fall komplett vom neuen Besitzer übernommen wird“, betont er.
Neustart im Warenbachstüble
Das beliebte ‚Warenbachstüble‘ am Rande der Villinger Südstadt hat seit August wieder eröffnet. Neue Pächter sind Birgit und Mirko Babic. Mehr als ein halbes Jahr war das beliebte Ausflugslokal in der Kleingartenanlage am Villinger Warenbach geschlossen. Birgit Babic und ihr Mann Mirko haben sich mit dem „Warenbachstüble“ einen Traum erfüllt und verbinden nun ihren Beruf mit ihrer Liebe zur Natur.

Die neuen Pächter sind erfahrene Profis: 22 Jahre betrieben sie die Gaststätte im Kegelheim des Eisenbahnersportvereins (ESV) in Villingen, danach zwei Jahre lang das „Hausverbot Lunch & Dinner“ am Ende der Gerberstraße.
Wechselspiel bei den Indern
Seit zwölf Jahren war das beliebte indische Restaurant „Shiva‘s Garden“ in der Färberstraße 29. Im vergangenen Juli musste das Restaurant kurzfristig umziehen. Doch die indischen Speisen bleiben erhalten. Die Inhaberin des ebenfalls indischen Restaurants „Bombay Delight“ in der Rietstraße hat das Haus gekauft und sein Lokal in die Färberstraße 29 verlegt. Shiva‘s Garden wurde ein paar Häuser weiter, in der Färberstraße 45, wieder öffnen. Dort war früher Leo‘s Bar, das 2023 geschlossen wurde.

Das Apero eröffnet im Kapuziner
Weg von der Färberstraße, rein ins historische Straßenkreuz der Zähringerstadt. Murat Gökcimen ist seit rund zwei Jahrzehnten sehr bekannt bei den Kneipengängern im Oberzentrum. „Elf Jahre lang habe ich das Apero an der Färberstraße betrieben“, berichtet er.

Nach fast einem Jahr Pause startete der Wirt im Sommer zuversichtlich in eine neue Zeitrechnung an altehrwürdiger Adresse. Das Villinger Kapuzinergebäude in der Niederen Straße wurde seine neue Gastronomieadresse. Gökcimen richtete hier eine „Espresso-Weinbar“ ein. Seine Marke führt er fort. „Natürlich wird das hier wieder Apero heißen.“
Die Hacienda Mexicana
In der Brigachstraße 8, im Restaurant des Villinger ‚Parkhotels‘, hat im vergangenen Sommer ein neues mexikanisches Restaurant eröffnet. Es nennt sich Hacienda Mexicana und erinnert mit Namen und seiner Speisekarte sehr an das kultige mexikanische Restaurant La Hacienda in der Färberstraße, das 2016 geschlossen wurde.

Und das ist kein Zufall. Der Betreiber des Restaurants, Lakhwinder Singh (44), arbeitete acht Jahre lang in der Küche von Franco Moretti, dem einstigen Hacienda-Wirt, in der Färberstraße. Er kennt daher die damalige Speisekarte aus dem Effeff. Ihm zur Seite, so berichtet Singh, steht außerdem ein zweiter Koch mit über 20 Jahre La-Hacienda-Erfahrung. In der mexikanischen Kulinarik sieht Singh eine gastronomische Marktlücke in VS.
Bierakademie statt Kastanie
Gastronom Markus Stoll hat mit seiner Zeit als Wirt der Gaststätte ‚Kastanie‘ an der Villinger Goldgrubengasse abgeschlossen. Bis Februar 2025 ist sie zumindest noch am Wochenende geöffnet.

Doch er hat bereits ein neues Betätigungsfeld gefunden: Anfang Oktober öffnete er die „Bierakademie“ am Mauthepark in Schwenningen. Stoll sieht keine große Zukunft mehr in der Villinger Kneipenszene. Ein Grund dafür ist für den Wirt die Sperrstunde, die wochentags um 1 Uhr und am Wochenende um drei Uhr in Kraft tritt. Das sei nicht mehr zeitgemäß.