Die Stadt Villingen-Schwenningen will eine Photovoltaikanlage sowie ein innovatives Energiespeicherkonzept umsetzen. Konkret geht es um eine Freiflächenanlage in Kombination mit einer Wasserstoffanlage im Bereich der Altablagerungsfläche „Obere Wiesen“ am Rande von Villingen in Richtung Marbach, vielen Villingern sicher noch als „Dreckloch“ bekannt.
Erster Abschnitt
Viel ist noch nicht bekannt über das Projekt. Die Pläne der Stadtverwaltung sind bislang nur grob definiert. Doch das könnte sich bald ändern. Bereits am kommenden Dienstag, 9. November, berät der Technische Ausschuss über einen Schritt in eine grünere Zukunft der Doppelstadt mit beachtlichen Ausmaßen.
Aus den Sitzungsunterlagen geht hervor, dass in einem ersten Schritt auf einem knapp 3000 Quadratmeter großen Teilstück der ehemaligen Deponie „Obere Wiese“ eine Photovoltaikanlage (PV) mit 280 Kilowatt Peak errichtet werden soll. Kilowatt Peak ist dabei das Maß für die Leistung der Anlage. Der Wert gibt an, welche Höchstleistung in Kilowatt sie erbringen kann. Dieser erste Teil der PV-Anlage soll rund zehn Prozent der dort verfügbaren Fläche einnehmen.
Strom für die Kläranlage
Der erzeugte Strom soll in der Kläranlage in unmittelbarer Nachbarschaft direkt verbraucht werden, wo eine neue Belüftungsanlage stetig Energie benötigt. Laut ersten Berechnungen könnte der Stromverbrauch des Klärwerks so auf 450.000 Kilowattstunden pro Jahr halbiert werden.
Weiterer Ausbau
Auf dem restlichen Teil der Deponie sowie auf angrenzenden Flächen – in westlicher Richtung zwischen Deponiehügel und Kreisstraße 5714 sowie in südlicher Richtung bis knapp zum Marbacher See – soll in weiteren Ausbauschritten die PV-Anlage später erweitert werden.
Unter Federführung der Stadtwerke ist hier auch eine Wasserstoffanlage angedacht, die den überschüssigen Sonnenstrom zur Herstellung von grünem Wasserstoff nutzt. Die Dimensionierung dieser Anlage wird bislang aber noch nicht näher definiert. Das vom Forstamt betriebene Nassholzlager auf der für die PV-Anlage vorgesehenen Fläche soll erhalten bleiben, um für etwaige Sturm- und Käferschäden in Zukunft gewappnet zu sein.

Wasserstoff-Visionen
Weitere Überlegungen sind, den so gewonnen Wasserstoff als Eigenverbrauch in das Energienetz der Stadtwerke zur CO2-neutralen Energieversorgung einzuspeisen oder als Regionalstrom zu vermarkten. Auch die Betankung von wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen ist eine Option.
„Durch den Kreislauf von Sonnenenergie, Wasserstoffproduktion und Endverbraucher sollen die Anstrengungen im Klimaschutz eine deutliche Beschleunigung erfahren und die Wertschöpfung aus regenerativen Energien vor Ort gesteigert werden“, heißt es in der Vorlage.
Mögliche Erweiterungsflächen
Die Flächen befinden sich demnach zu einem großen Teil in städtischem Eigentum. Die knapp zehn Hektar große Teilfläche „Im Läger“ westlich der Kreisstraße 5714 gehört dem Spitalfonds Villingen. Nur vereinzelte Grundstücke seien in privatem Besitz. Viele Flächen abseits der ehemaligen Deponie werden landwirtschaftlich genutzt.
Aus Pächterkreisen ist zu hören, dass es bislang keine Informationen über eine etwaige Umnutzung gegeben habe. Verträge über gepachtete Flächen vom Spitalfonds seien beispielsweise ohne Vertragslaufzeit und daher jederzeit kündbar. Ein Problem für Pächter, denn Ausgleichsflächen seien nur schwer zu bekommen.
Außerdem sei der sandige Boden dort gut zu bearbeiten, heißt es weiter. Eine PV-Nutzung der Wiesen in Richtung Marbacher See könne man sich zudem nur schwer vorstellen, da dies eine Überschwemmungsfläche sei. Auch in der Vorlage der Verwaltung wird dieser Punkt erwähnt. Außerdem werden im Bericht weitere Altlasten, Restriktionsflächen und Schutzgebiete im Plangebiet aufgeführt, die eine Umsetzung erschweren oder gar verhindern könnten. Klarheit wird hier vermutlich erst die detaillierte Prüfung in den nun abgesteckten Suchbereichen schaffen. Der Suchbereich mit insgesamt 38,7 Hektar wurde daher bewusst sehr groß gefasst, da davon auszugehen sei, dass sich das Plangebiet im weiteren Prozess verkleinert.
So geht es weiter
In der Sitzung am Dienstag entscheidet der Ausschuss darüber, dass der Gemeinderat den Bebauungsplan „Solarpark Obere Wiesen“ gemäß den vorgestellten Plänen beschließt und die Stadt Villingen-Schwenningen damit beauftragt wird, ein sogenanntes Scoping-Verfahren vorzubereiten. Das ist gängiges Abstimmungsverfahren, um bereits in einer frühen Planungsphase Klarheit und Informationen über die Durchführbarkeit des Projektes zu bekommen und verschiedene Interessen anzuhören. Die Stadtverwaltung als Träger der Bauleitplanung will dazu neben Behörden auch Umweltverbände und örtlichen Initiativen einladen. Aufbauend auf den Ergebnissen soll dann entschieden werden, in welcher Form und in welchem Zuschnitt das Projekt letztlich weiterbearbeitet wird.