Seit Mitte März hat die Volkshochschule Villingen-Schwenningen wegen der Corona-Krise geschlossen, alle Kurse wurden unterbrochen. Seit Mitte Mai können wieder Deutschkurse stattfinden, in der Doppelstadt sind das konkret drei berufliche Deutschkurse und acht Integrationskurse. Eine Verordnung des Kultusministeriums erlaubt jetzt die Wiederaufnahme weiterer Sprachkurse, Bewegungskurse im Freien ohne Körperkontakt und Kurse zur beruflichen Weiterbildung. Kochkurse und Gesundheitskurse können noch nicht wieder starten. „Jetzt müssen wir die Dozenten der Kurse fragen, ob sie diesen weiterführen wollen“, erklärt die Leiterin der Volkshochschule, Ina Schweizer. Wenn dies nicht der Fall ist, werde der Kurs abgesagt. Man müsse natürlich bedenken, dass einige VHS-Dozenten über 60 sind und zur Risikogruppe gehören.

„Durch die Einhaltung der Hygieneauflagen und des Mindestabstands müssen auch die Teilnehmerzahlen reduziert werden“, erklärt die Leiterin der Volkshochschule, Ina Schweizer. Da keine Kurse in Schulen, Schulturnhallen oder Gymnasikräumen von Kindergärten stattfinden dürfen, sind nicht genügend ausreichend große Räume vorhanden. Dieses Problem greift vor allem in Villingen am Münsterplatz, hier wird aktuell gerade die Freigabe der Räume, die entsprechend den Hygieneauflagen umgestaltet worden sind, geprüft. „Im Gebäude in Schwenningen ist das einfacher, hier ist mehr Platz“, erklärt Schweizer. So sind alle Wege als Einbahnstraße markiert, Ein- und Ausgang sind getrennt und in den Kursräumen sitzen die Teilnehmer mit genügend Abstand. Auf den Gängen herrscht Maskenpflicht.
Das Team der Volkshochschule hat die Zeit der Schließung intensiv genutzt, um die bereits vor der Corona-Krise angeschobene Digitalisierung weiter voranzutreiben. „Da stecken natürlich auch enorme Chancen drin und wir müssen für die Zukunft schauen, dass wir den Lehrbetrieb möglichst unabhängig von Krisen gestalten können“, so Schweizer. Dazu setze man auf die Kombination einer Vielzahl von Möglichkeiten des Präsenz- und Online-Lernens.

Schon vor Corona habe man angefangen, Vorträge und Abendseminare online anzubieten, wichtiger Baustein war die Anschaffung von drei interaktiven Whiteboard, sogenannte Galneoscreens, wie Verwaltungsleiter Martin Propp erklärt. Als Vater dreier kleiner Kinder habe er überlegt, was gut online funktionieren würde: „Das sind ganz klar Themen rund ums Baby und die Kinder.“ Wenn Eltern abends für ein Seminar nochmals aus dem Haus müssten, brauchen sie einen Babysitter. „So können sie ganz entspannt zuhause an dem Seminar teilnehmen oder dem Vortrag lauschen“, so Propp. So habe man in der Corona-Krise fortgeführt, was man seit längerem auf- und ausgebaut habe, so Schweizer.
Besonders stolz ist das VHS-Team auf die VHS-Cloud, eine vom Verband entwickelte Lehr- und Lernplattform, die auch absolut datenschutzkonform ist. „Hier bieten sich ganz viele Chancen, da es hier wirklich Lernbausteine gibt, man kann Lehrpläne erstellen und sich gemeinsam austauschen“, berichtet Ina Schweizer. Man müsse jetzt langfristig denken und die Dozenten für diese Plattform begeistern. „Natürlich wollen wir, wo immer es möglich ist, Präsenz-Unterricht abhalten“, so Fachbereichsleiterin Heike Gressenbruch. Aber man müsse alle Möglichkeiten nutzen und das verstärkte digitale Angebot könne auch neue Zielgruppen erschließen. „Wir sehen das nicht nur als Krisenüberbrückung.“ Auch Präsenzkurse könnten digital begleitet werden. Dies sei beispielsweise auch ein wichtiger Beitrag zu mehr papierlosem Arbeiten. Außerdem sei man bundesweit vernetzt, ergänzt Schweizer. So sei vor ein paar Wochen ein Online-Kurs durchgeführt worden, für den es in der Doppelstadt nur eine Anmeldung gab und der so hätte abgesagt werden müssen. „Dann haben aber andere Volkshochschulen diesen Kurs über die Cloud angeboten und so hatten wir 13 Anmeldungen aus ganz Deutschland und konnten den Kurs durchführen“, berichtet Martin Propp.
Wichtig ist für das VHS-Team die engmaschige Begleitung der Dozenten und auch der Teilnehmer. „Für Kursteilnehmer bieten wir Seminare an, wie die ganze Technik funktioniert und wie so ein Online-Kurs abläuft“, erklärt Heike Gressenbruch. So wolle man Hürden abbauen. Man müsse die Chance nutzen, die die Corona-Krise biete und viele Bereiche umstrukturieren. Das alles sei natürlich eine Heidenarbeit. Durch die Unterbrechung der Kurse seit Mitte März hat die Volkshochschule Einnahmeausfälle von rund 35 000 Euro zu verzeichnen. Aber es gibt auch einen Hilfsfond des Landes, aus dem die Volkshochschulen Gelder bekommen.