Jens Fröhlich und Eberhard Stadler

Landesweit und bundesweit laufen derzeit Gespräche innerhalb der Kirchen sowie zwischen Kirchenvertretern und der Politik. Die christlichen Kirchen und andere Religionsgemeinschaften haben sich nun offenbar mit dem Land Baden-Württemberg über die Grundlinien eines möglichen Schutzkonzeptes verständigt. Eine entsprechende Verordnung des Landes soll am Donnerstag veröffentlicht werden. „Wir gehen davon aus, dass ab Sonntag, 10. Mai, unter Auflagen wieder Gottesdienste möglich sind“, sagt Wolfgang Rüter-Ebel, Pfarrer der evangelischen Stadtgemeinde Villingen. Er ist auch Dekan im Kirchenbezirk Villingen, der die Region von Blumberg bis nach Triberg umfasst. Sobald die genauen Vorgaben der Landesregierung und der Kommunen bekannt sind, können die Gemeinden eigenverantwortlich damit beginnen, den Neustart zu planen und umzusetzen.

Eingangstüre der Johanneskirche in Villingen.
Eingangstüre der Johanneskirche in Villingen. | Bild: Fröhlich, Jens

„Hier in Villingen werden wir sicher noch nicht an diesem Sonntag starten“, ist sich der Dekan sicher. Erst müsse ein regionales Konzept sowie die konkrete Umsetzung auf die Beine gestellt werden. Das nehme mehr Zeit in Anspruch. Er rechnet damit, dass erste Gottesdienste zu Christi Himmelfahrt und an Pfingsten stattfinden werden. Auch weiterhin wolle man die neuen Formen der Kommunikation mit Gläubigen aufrecht halten: Videos, Liveübertragungen, Impulse und Anschreiben. Vieles davon habe sich bewährt und die Rückmeldung seien positiv. „Wir gehen in eine neue Phase, die stark von Corona bestimmt ist. Ein gemischtes und ein regional abgestimmtes Programm, das sowohl Gottesdieste vor Ort in besonderen Schutzkonzept-Formen, als auch Video, Podcast, Briefe beinhaltet“, so der Dekan. Und regional, weil sich nicht alle Kirchen für Gottesdienste unter Auflagen eignen würden. „Die Gemeinden werden kooperieren und ein gemeinsames Konzept entwickeln.“

Auf diesem Plakat an der Villinger Johanneskirche wird aufgezählt, was trotz Corona noch möglich ist.
Auf diesem Plakat an der Villinger Johanneskirche wird aufgezählt, was trotz Corona noch möglich ist. | Bild: Fröhlich, Jens

Ideen und Vorstellungen, wie Gottesdienste in Corona-Zeiten aussehen könnten, gibt es bereits. „Sie werden kürzer sein, rund 30 Minuten. Gemeinsames Singen ist wegen einem größeren Ansteckungsrisiko nicht möglich“, so Rüter-Ebel. Solisten könnten diesen Teil übernehmen. Auf das Abendmahl werde momentan eh verzichtet. Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh habe eine Pause bis Erntedank festgelegt. „Ja, wir starten mit Gottesdiensten, aber ganz anders als normal“, sagt der Pfarrer. Noch ungeklärt sei auch noch die Konfirmation, die eigentlich Anfang Mai stattfinden sollte. Jetzt laufen Gespräche mit Eltern, um diesen besonderen Tag für die Jugendlichen in einer angemessenen Form zu ermöglichen. Termine im Oktober seien im Gespräch. Kontakt zu den Konfirmanden versuche die Gemeinde digital über Apps zu halten. Durch zahlreiche Videokonferenzen in den vergangenen Tagen sei in den Gemeinden eine gute Gemeinschaft entstanden. „So viel habe ich manchen Kollegen zuvor noch nie gesehen“, freut er sich.

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Katholische Kirche

Bislang nur wenige Informationen über geplante Lockerungen hat der katholische Dekan Josef Fischer, zugleich Leiter der Seelsorgeeinheit Villingen. Die Leiter der Seelsorgeeinheiten im Dekanat wollen sich am 12. Mai zu einer Sonderkonferenz zusammenfinden, um das weitere Vorgehen und die Umsetzung von Vorgaben zu besprechen. „Wie es im Detail aussehen wird, ist für uns aber „noch völlig unklar“, berichtet Fischer. Aus diesem Grund haben sich die Verantwortlichen bereits darauf verständigt, die jetzige Regelung bis zum 15. Mai weiter laufen zu lassen. Damit habe man sich Zeit verschafft, das weitere Vorgehen auch mit Pfarrgemeinderäten zu besprechen. Die bisherige Praxis sieht so aus, dass Priester mit maximal vier Personen die Messe stellvertretend für die ganze Gemeinde zelebrieren. Zweimal, am Weißen Sonntag und am Palmsonntag, wurden Gottesdienste im Livestream übertragen.

Dekan Fischer im steht im Villinger Münster.
Dekan Fischer im steht im Villinger Münster. | Bild: Hahne, Jochen

Die Meinungen bei den Gläubigen sei durchaus geteilt, was Lockerungen angeht. „Einige hoffen auf baldige Öffnungen der Kirchen“, sagt er. Andere würden sagen, dass dies zu großen Problemen führen könne. Wenn etwa ein Gotteshaus nur für 30 Personen geöffnet werden darf, aber regelmäßig, wie im Villinger Münster, rund 100 Gläubige zum Gottesdienst kommen, stelle sich die Frage, wie der Zugang ohne Benachteiligungen geregelt werden kann. Ein weiteres Problem sei die Ausgabe der Kommunion. „Wie das gehen soll, weiß ich nicht“, gesteht Fischer. Hier gebe es noch viel Informations- und Beratungsbedarf.