Jetzt ist die alte Villinger Jugendherberge ein vergessener Ort, einer der Lost Places, wie es im Englischen so schön heißt.

Unbekannte versuchen hineinzugelangen, sich zu treffen, wo der Verfall dominiert. Sie drückten wie Mitte April die robusten Spanplatten weg. Dann entzündeten sie im Speisesaal Unrat, den Rauch bemerkten Passanten. Die Feuerwehr löschte. Dabei sollte das Gebäude schon längst abgerissen sein. Wie geht es nun weiter?

Seit 2017 ist die Villinger Jugendherberge zu, Brandschutzauflagen der Stadt sorgten für die Schließung. Zuletzt wurde sie meist ohnehin nur noch von Schulklassen und größeren Gruppen genutzt, das Jugendherbergswerk setzte auf moderne Gebäude in den Innenstädten, wie in Rottweil zum Beispiel.

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Die Villinger Jugendherberge ist ab vom Schuss – und das machen sich immer wieder Unbekannte zunutze. Am 15. April zündeten sie im Speisesaal des Gebäudes ein Feuer an. Offensichtlich sei dort gegrillt worden, berichtet Polizeisprecher Jörg-Dieter Kluge von den Ermittlungen.

Die Feuerwehr klettert durch von ihr geöffnete Fenster in den Speisesaal der ehemaligen Jugendherberge, um das Feuer am 17. April zu ...
Die Feuerwehr klettert durch von ihr geöffnete Fenster in den Speisesaal der ehemaligen Jugendherberge, um das Feuer am 17. April zu löschen. | Bild: Sprich, Roland

Ob die Täter vergaßen, das Feuer ganz zu löschen, oder ob die Martinshörner der Feuerwehrfahrzeuge sie aufschreckten, sei nicht klar. Vor Ort wurde allerdings niemand angetroffen.

„Eine lückenlose Sicherung wäre nur mit einem 24 Stunden-Sicherheitsdienst möglich.“
Madlen Falke, Verwaltungssprecherin

Danach sicherten die Technischen Dienste wieder das Gebäude, berichtet Verwaltungssprecherin Madlen Falke. Allerdings sagt sie auch: Wer dort hineinkommen wolle, schaffe dies.

So sieht es im November 2022 aus: Die großen Fenster an der ehemaligen Jugendherberge stehen offen.
So sieht es im November 2022 aus: Die großen Fenster an der ehemaligen Jugendherberge stehen offen. | Bild: Uwe Spille

Es sei so gut wie ausgeschlossen, ein Eindringen „mit roher Gewalt“ in das Gebäude zu verhindern, es sei denn, die Stadt richte einen 24 Stunden-Sicherheitsdienst ein. Selbst ein Zaun würde aus Sicht der Stadtverwaltung nicht viel helfen, denn auch der könne eingedrückt oder aufgeschnitten werden.

Allerdings sei das Anwesen „stubenrein“ hinterlassen worden. Wenn jetzt Unrat im Gebäude vorgefunden werde, wurde der von Unbekannten mitgebracht.

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Die Stadtverwaltung, an die die Immobilie im Zuge des Erbbaupachtvertrags zurückfiel, habe das Haus geräumt, teilweise wurden bei der Untersuchung auf Schadstoffe die Fußböden aufgebrochen.

Abriss ist zu teuer

Vom Abriss hat die Stadt aber vorerst Abstand genommen. Inzwischen werden die Kosten auf 240.000 Euro taxiert. Doch seitdem die Maßnahme wegen der Haushaltskonsolidierung aus dem Haushalt gestrichen wurde, sei nichts mehr passiert, sagt Falke weiter.

Zudem habe sich auch kein Interessent für das Grundstück gefunden, möglicherweise liege es doch zu weit draußen, mutmaßt Falke.

Gäste müssen nach Rottweil

Seit der Schließung gibt es keine neue Jugendherberge mehr in Villingen-Schwenningen. Eine Zeit lang war auf dem Kasernengelände das Maison de France, was derzeit abgerissen wird, im Gespräch. Doch die Pläne zerschlugen sich. Inzwischen werden Besucher von Villingen und Schwenningen an die Rottweiler Jugendherberge verwiesen.

Unser Kolumnist Uwe Spille hat sich Gedanken über die leerstehende Jugendherberge gemacht und fordert im November 2022: Öffnet das Höllentor in Villingen... für die Touristen!

„Herzlich willkommen Jugendherberge Villingen“, lautet die Begrüßung. Doch auf der Tür selbst prangen satanische Insignien. ...
„Herzlich willkommen Jugendherberge Villingen“, lautet die Begrüßung. Doch auf der Tür selbst prangen satanische Insignien. Das Foto entstand im November 2022. | Bild: Uwe Spille