In der Sitzung des Uracher Ortschaftsrats war die Wasserversorgung des Weilers „Kalte Herberge“ bestimmendes Thema. Seit geraumer Zeit sei man mit den Anwohnern im Gespräch, so Ortsvorsteher Martin Schneider und Bürgermeister Robert Strumberger.
Mangelhafte Wasserqualität
Auslöser sei ein „sehr langer, ausführlicher Brief“ der Tochter des einstigen Betreibers der Wasserversorgung gewesen, wie Christine Breithut vom Bauamt der Stadt berichtete. Ihr Onkel habe sich gegenüber dem Amt für Wasser und Bodenschutz als Inhaber der Quelle genannt, die die gemeinsame Wasserversorgungsanlage speist. Zwar gebe es eine zweite Quelle in unmittelbarer Umgebung, die sei aber wohl nicht gefasst. 2017 sei die wasserrechtliche Genehmigung bereits ausgelaufen, der bisherige Betreiber habe 2018 erstmals den Antrag gestellt. Nun stellte die Frau im vergangenen Jahr den Antrag, dass die Stadt die bisher privat betriebene Wasserversorgung übernehmen müsse, da nach ihrer Ansicht die Versorgung mit Trinkwasser eine öffentliche Angelegenheit sei. Grund dafür, so Breithut, sei eine wohl manchmal mangelhafte Wasserqualität und ein marodes System mit einem undichten Wasserbehälter und zumeist angejahrten Leitungssystem – beides erfordere erhebliche Investitionen. Zudem sei der Entsäuerungsfilter (Kalkungsanlage) länger nicht mehr gewartet worden.
19 Personen an der Leitung
„Wer da oben im Außenbereich bauen durfte, musste und muss nachweisen, dass ausreichend Trinkwasser vorhanden ist“, machte sie deutlich. Acht Häuser, darunter ein Kiosk, ein Hof mit Vieh sowie eine Gaststätte mit Pension hängen an dieser Leitung, 19 Personen sind betroffen. Es handle sich um ein kleines Wasserwerk, eine so genannte B-Anlage, die alle 15 Jahre eine neue Genehmigung benötige. Diese sei wohl in öffentlicher Hand besser aufgehoben und würde in diesem Zuge durch die Aquavilla betreut, die aber wegen Kapazitätsgründen bereits abgewunken habe.
40 000 Euro Investitionsbedarf
Bereits erneuert sei die Wasserleitung zwischen Sammelschacht und Pumpwerk, allerdings sehe er einen Investitionsbedarf von rund 40 000 Euro, habe der Vertreter der Aquavilla bei einem Gespräch im Februar angedeutet. Bei diesem Gespräch seien neben der Aquavilla auch Vertreter der Gemeinde sowie vom Amt für Wasser und Bodenschutz dabei gewesen, die der Gemeinde abgeraten hätten, sich diese private Wasserversorgung „ans Bein zu binden“ – nicht nur wegen der zu erwartenden Investitionen. Zudem wäre eine Abrechnung der Gebühren schwierig – und man würde einen Präzedenzfall mit unabsehbaren Folgen schaffen.
Kosten pro Person umlegen
„Sollten Eigenversorger in die öffentliche Hand?“, fragte Strumberger provokant. In Urach dürfte das praktisch jedes Haus betreffen, wie auch Ortsvorsteher Schneider feststellte. Die Betreiber sollten laut Amt für Wasser und Bodenschutz am einfachsten eine über einen Fachanwalt erstellte Vereinbarung treffen, in der alle Rechte, aber auch die Pflichten und die anteiligen Kosten klar geregelt seien. Gegebenenfalls müsse eine Fachfirma mit der Wartung beauftragt werden. Die entstehenden Kosten sollten dabei pro Person umgelegt werden, über die öffentliche Hand wären diese sicher höher.
Der Rat: Ablehnen
Daher werde die Verwaltung dem Gemeinderat eine Ablehnung vorschlagen. „Eine Baugenehmigung im Außenbereich kann nur dann positiv beschieden werden, wenn die Erschließung einschließlich Wasserversorgung gewährleistet ist und sie kann auch zurückgenommen werden“, machten die Mitarbeiter der Verwaltung ebenfalls deutlich.
Wasser reichlich vorhanden
Kritische Worte fand dann der Lebensgefährte der Tochter des ehemaligen Betreibers. Wenn er eine Beratung haben wolle, würde er die woanders suchen, sagte er. Strumberger argumentierte, es habe ja bisher auch funktioniert, mit gutem Willen und gegenseitigem Vertrauen könne das wieder gehen. Nach Ansicht von Andreas Weißer macht eine Kostenverteilung anhand des Verbrauchs am meisten Sinn. Dem stimmte auch Kämmerer Armin Pfriender zu. Allerdings stelle sich die Frage nach Messmöglichkeiten. Zudem, so Weißer, sei es möglich, auch die zweite Quelle zu fassen und den Behälter zu ertüchtigen. „Ich denke, Wasser ist dort reichlich vorhanden“, so seine Meinung.