- Sind alle wohlauf beim FC Anadolu Radolfzell? „Bei uns sind alle fit, es hat zum Glück noch keinen erwischt. In den ersten Wochen hatten wir einen regen Austausch auch durch eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe. Inzwischen rufe ich meine Spieler immer wieder mal an und frage nach, wie es ihnen geht. Der zwischenmenschliche Kontakt ist im Amateurfußball extrem wichtig. Da ist für mich als Trainer auch einfach mal Zuhören angesagt, wenn bei einem irgendwo der Schuh drückt.“
- Was machen die Spieler während der Pause? „Ich setze da eher auf Eigenverantwortung als auf ein festgelegtes Trainingsprogramm. Die Spieler sollen sich fit halten mit einem Sport, den sie gerne machen. Es ist in diesen Zeiten wichtig, Spaß an der Bewegung zu haben – ob mit Inlinern oder irgend etwas anderem. Viele schicken dann Videos von sich, das ist bei uns richtig interaktiv.“
- Wie geht‘s dem Verein in der Krise? „Was die Personalkosten angeht, sind die Probleme bei uns überschaubar. Die Spieler bekommen bei uns maximal eine kleine Aufwandsentschädigung, zum Beispiel für Fahrtkosten, die jetzt ja wegfallen. Und ich als Trainer bekomme sowieso eine minimale Summe, da ich das aus Spaß mache und nicht, um mich zu bereichern. Allerdings hatten wir im Vorfeld der Saison ein Trainingslager in München. Die fehlenden Einnahmen bei Heimspieltagen fehlen uns da natürlich. Aber insgesamt sind wir in der Krise gut aufgestellt, denke ich.“
- Lieber Saisonabbruch oder Fortsetzung? „Ich bin da natürlich in einem Interessenskonflikt, da wir im Tabellenkeller stehen. Am liebsten wäre es mir aber, wenn diese Saison beendet werden würde ohne Nachteile für Vereine – also ohne Absteiger, aber mit Aufsteigern. Um dann, vielleicht im August oder September, eine neue Saison zu beginnen. Der Verband muss da meiner Meinung proaktiver werden und jetzt schon Szenarien für alle möglichen Konstellationen entwickeln. Wenn man immer nur reagiert, wenn die Politik entschieden hat, ist das zu träge.“
- Was muss sich im Fußball ändern nach Corona? „Was die Transfersummen angeht, finde ich es nicht dramatisch, wenn Sponsoren die Clubs bei Spielerkäufen unterstützen. Es muss aber eine Nachhaltigkeit haben. Spieler, die nur des Geldes wegen zu einem Verein kommen, sind in der Regel nach ihrer aktiven Karriere nicht ehrenamtlich für den Club aktiv. Da ist meist keine Bindung zum Verein vorhanden. Außerdem sollten die Clubs aktiv in der Jugendarbeit sein und auch einen Unterbau mit einer zweiten Mannschaft haben. Vielleicht gibt es, was Transfersummen angeht, nach der Krise ein Umdenken. Aber das wird sich schnell wieder hochschaukeln.“