Fußball-Bezirksliga: Marco Raabe zählt seit einem Jahrzehnt zu den absoluten Leistungsträgern beim TSV Aach-Linz – für die Mannschaft von Trainer Patrick Hagg ist er nicht wegzudenken. Neun Treffer erzielte Raabe in dieser Saison in den 15 Partien, in denen er auf dem Platz stand: Bestwert bei den Linzgauern. Mal wieder.
Los Cabos statt Aach-Linz
Doch schon bald wird man im Linzgau die Dienste des Torjägers vermissen, denn Marco Raabe wandert am Montag, 28. März, nach Mexiko aus. Los Cabos statt Aach-Linz, die Westküste Mexikos, unterhalb von Kalifornien, statt Baden-Württemberg im Süden Deutschlands.
„Für uns als Mannschaft, aber vor allem für den gesamten Verein ist das ein großer Verlust. Marco hat hier viele Jahre die Fahnen hochgehalten und alles für den Klub gegeben“, sagt Patrick Hagg.
Hagg: „Ein Freund verlässt uns“
Und der Aach-Linzer Coach betont, dass Raabe eben nicht nur langjähriger Torjäger und Leistungsträger war: „Der Abschied des Menschen fällt in diesem Fall viel schwerer als der Abschied des Sportlers. Ein Freund verlässt uns. Wir wünschen ihm alle nur das Beste.“
Topspiel zum Abschluss
Am Sonntag wird sich Raabe gegen den Türkischen SV Singen aber noch ein letztes Mal das grün-weiße Trikot des TSV Aach-Linz überstreifen – eine Partie zweier Bezirksliga-Spitzenteams zum Abschluss also: „Ich habe richtig Bock drauf, mich gut zu verabschieden und freue mich total auf das Spiel“, sagt Raabe, der gute Gründe nennt, warum es die ideale letzte Partie ist: „Zum einen ist es ein Heimspiel. Dann ist der TSV Singen ein starker Gegner, mit dem wir uns in den vergangenen Jahren tolle Duelle auf Augenhöhe geliefert haben. Und ich hatte da zuletzt eine sehr gute Quote.“
Wieder ein Raabe-Doppelpack?
In der Tat: Beim letzten Aufeinandertreffen (Endstand 3:3) im September 2021 traf der 29-Jährige doppelt, ebenso bei der vorletzten Partie im August 2020, die 4:4 endete. Am Sonntag also wieder ein Remis mit zwei Raabe-Toren? „Es wäre schön, wenn wir punkten und ich noch mal ein Törchen erzielen könnte“, sagt der Stürmer, für den es ein besonderes, emotionales Spiel wird.

Rund 24 Stunden nach der Partie gegen die Hohentwieler beginnt für den gebürtigen Aach-Linzer dann ein neuer Lebensabschnitt. „Ich gehe ja nicht, weil es mir hier in Aach-Linz nicht gefällt, sondern weil es einfach eine coole Möglichkeit ist in Mexiko“, erzählt der 29-Jährige, der gemeinsam mit seiner mexikanischen Partnerin, die er 2018 in seinem Auslandssemester kennen gelernt hat, in ihre Heimat zieht.
Anderthalb Jahre auf Weltreise
Neu ist das Gefühl für Raabe, weg von der Heimat zu sein, aber nicht. Vor einigen Jahren machte er anderthalb Jahre lang eine Weltreise: „Das WM-Finale 2014 habe ich alleine in Vietnam gesehen, es war dort mitten in der Nacht. Als Mario Götze das Siegtor schoss, habe ich alle Nachbarn geweckt, weil ich so laut war“, erzählt er.
Beruflich wird sich Raabe, der neben Deutsch und Englisch auch fließend Spanisch spricht, in Mexiko neu orientieren. Der studierte Maschinenbauingenieur, der hier als Produktmanager arbeitete, fungiert künftig in Mexiko als Teilhaber einer kleinen Firma, die sich um Yachten kümmert.
Viele schöne Erinnerungen an den TSV Aach-Linz
Mitnehmen ins mexikanische Los Cabos wird Raabe „viel mehr schöne als schlechte Erinnerungen“, die er mit dem TSV Aach-Linz verbindet. „Ich konnte hier mit dem Fahrrad ins Training, habe im Verein viele enge Freundschaften geknüpft und konnte sportlich auf einem ansprechenden Niveau Fußball spielen“, sagt er.
Natürlich werde Raabe verfolgen, wie es mit dem TSV weitergeht: „Auch in Mexiko funktioniert das Internet“, scherzt er. Und nach Möglichkeit möchte er jeden Sommer einige Wochen nach Aach-Linz kommen, um seine Familie und Freunde zu besuchen. „Es ist ja klar, dass ich die Kontakte aufrechterhalten möchte“, sagt er.
In Mexiko weiterhin am Ball?
Auf den Fußballer Marco Raabe muss Patrick Hagg in Zukunft aber verzichten: „Wenn wir, wie in dieser Saison leider häufig, einen dünnen Kader haben, kann ich Marco natürlich nicht anrufen und fragen, ob er schnell herfliegt“, so der TSV-Coach.
Darf sich dafür bald ein mexikanischer Amateur-Klub auf einen neuen Torjäger freuen? „In dieser Gegend ist Baseball viel größer Fußball. Mal schauen, ob ich eine Möglichkeit finde, dort irgendwo zu kicken“, sagt Marco Raabe, den man beim TSV Aach-Linz aus sportlicher, aber vor allem aus menschlicher Sicht schmerzlich vermissen wird.