Als A-Jugendspieler wollte Frank Schultheiß vor mehr als zwei Jahrzehnten eigentlich nur auf den Sportplatz des TSV Aach-Linz gehen, um seinem zwölf Jahre jüngeren Bruder Patrick beim Training zuzuschauen. Ein Trainer sei damals ganz alleine auf dem Platz gewesen – und mit ihm viele Nachwuchsspieler. Für nur einen Verantwortlichen in den Augen des damals 17-jährigen Frank Schultheiß viel zu viele: „Da konnte man als Trainer nur überfordert sein“, erinnert sich Schultheiß, der sich das nicht einfach mit ansehen wollte. Zunächst unterstützte er, schnell rutschte der heute 42-Jährige an seinem Heimatort selbst in die Trainerrolle. Bei seinem Bruder stand er letztlich, wie er selbst erzählt, rund sechs Jahre lang an der Seitenlinie.

Für den gebürtigen Aach-Linzer war das Amt des Jugendtrainers das erste von diversen leitenden Funktionen beim TSV Aach-Linz, nachdem er im Kindesalter bei den Grün-Weißen mit dem Fußballspielen begonnen hatte. Verantwortung übernehmen bei seinem Heimatverein: Schnell merkte der A-Jugendkicker Schultheiß, dass das Spaß macht. Die Freizeitgestaltung stand, und das hat sich bis heute keineswegs verändert, ganz im Zeichen des TSV. „Ich mache das einfach gerne. Für mich ist der Sportverein nach wie vor der ideale Ausgleich zum Berufsleben.“

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Und dabei ist das jeweilige Engagement für ihn gar nicht so entscheidend: „Jugendtrainer zu sein zum Beispiel finde ich in einem Sportverein mit die schwierigste Funktion, aber es macht auch unheimlich Spaß, Kinder und Jugendliche zu fördern“, sagt er. Als Mitzwanziger hörte er nach den Jahren bei seinem Bruder Patrick allerdings vorübergehend damit auf. Aus zeitlichen Gründen. Denn 2002 gründete Schultheiß parallel eine eigene Firma, ein Elektrogeschäft mit Standort in Aach-Linz: Heute zählt diese zu einem der drei Hauptsponsoren des Fußball-Bezirksligisten.

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Während Schultheiß vor knapp zwei Jahrzehnten „SF Elektro“ aufbaute, wurde er beim TSV Mitglied im Ausschuss, später fungierte er viele Jahre im Spielausschuss. Schultheiß spielte selbst weiterhin beim TSV – bis auf einen zweijährigen Ausflug beim SV Großschönach sollte das auch bis zum Ende seiner aktiven Laufbahn so bleiben. Seine beiden größten Erfolge als Spieler mit Aach-Linz: Die Aufstiege in die Bezirksliga 2002 und 2011 – mit Schultheiß im Tor: „In der ersten Aufstiegssaison war ich die größte Niete im Tor. Da war damals die klare Anweisung des Trainers, dass kein Ball zurückgespielt werden darf“, erzählt er mit einem Schmunzeln. 2015 hörte er als Spieler auf.

15 Stunde pro Woche auf dem Sportgelände

Weniger Zeit verbringt er seitdem aber keinesfalls auf dem Aach-Linzer Sportgelände – wenn nicht gerade ein Virus den Amateurfußball lahmlegt, wie das aktuell wegen der Corona-Pandemie der Fall ist. „Im Normalfall sind das, schätze ich, wöchentlich rund 15 Stunden“, sagt er. Seit zwei Jahren ist er, nachdem er vor einigen Jahren auch wieder als Jugendtrainer dazugestoßen ist, einer von drei Vorsitzenden – gemeinsam mit Johannes Schalk und seinem Bruder Patrick. Der dreifache Familienvater habe etwas Respekt gehabt, als er bei der Frau um Erlaubnis gefragt habe: „Sie meinte damals nur: Frank, es macht doch sowieso keinen Unterschied mehr.“

Whirlpool in der Kabine

Das trifft es. Denn ob Vorstandsmitglied oder nicht, ob Jugendtrainer oder nicht, ob Sponsor oder nicht: Schultheiß zieht im Hintergrund des TSV Aach-Linz die Fäden. Oder wie er es selbst ausdrückt: „Ich bin für die ganzen Spinnereien verantwortlich.“ Was meint er damit? In der Umkleidekabine des TSV steht ein Whirlpool, Aach-Linz hatte als eine der ersten Mannschaften in der Region eine Anzeigetafel. Und als bei anderen Teams dann plötzlich eine digitale Anzeigetafel am Sportgelände hing, musste natürlich auch im Pfullendorfer Teilort nachjustiert werden. Und der Spielplatz, der die Aach-Linzer Anlage seit einigen Jahren auch zu einem Ausflugsziel für junge Familien macht? „Ja, das stimmt, das habe ich damals angeschuckt.“

Der Whirlpool in der Kabine des TSV Aach-Linz.
Der Whirlpool in der Kabine des TSV Aach-Linz. | Bild: Frank Schultheiß

Frank Schultheiß zählt definitiv zu den Spielmachern in unserer Region. In den Vordergrund stellt er sich aber nur ungern: „Du brauchst immer einige Verrückte. Als einzelne Person erreichst du da nichts. Wir haben diese Dinge zusammen als TSV Aach-Linz umgesetzt“, betont er. So verwundert es auch kaum, dass Schultheiß eher auf die Aufgabe als Vereinsvorsitzender verzichten würde, bevor er als Jugendtrainer oder Sponsor aufhören würde: „Ich brauche das nicht, in der ersten Reihe zu stehen.“

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Aber seinen Herzensklub, den braucht er. Und daher spürt Schultheiß auch enorm, dass ihm zurzeit der Ausgleich beim TSV fehlt: „Der Kontakt mit den Kindern und Trainerkollegen – und natürlich auch das Bier am Freitagabend“, zählt er auf. Der 42-Jährige hat großen Respekt vor dem Neustart nach dem Lockdown. „Ich hoffe, dass alle Spieler, Trainer und Fans wieder an Bord sind und nicht auf den Sportverein verzichten wollen.“ Fakt ist: Wenn das Virus den Amateurfußball wieder zulässt, wird Schultheiß auf jeden Fall wieder an Bord sein – als Jugendtrainer, Sponsor und Vorsitzender des TSV Aach-Linz.