Fußball-Bezirksliga: – Man(n) hat es wirklich nicht leicht im Leben. Und wird es eines Tages zuviel, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder du gehst zum Psycho-Doktor auf die Couch, oder du bringst das Erlebte in Schriftform, um es irgendwie zu verarbeiten.

Jochen Zuber, Urgestein beim VfB Waldshut und bis Sommer 2019 als Co-Trainer von Nils Mühlenweg im Einsatz, wählte die zweite Lösung – und das sehr erfolgreich: „Ich hatte es richtig schwer im Leben“, bringt der 52-Jährige schmunzelnd auf den Punkt, weshalb er seit 2001 zur Feder greift. Sein Entschluss, das zu tun, war offensichtlich sehr weise. Mittlerweile füllen seine unterhaltsamen Kurzgeschichten und Glossen zwei Bände: „Das dritte Buch ist in Arbeit“, lacht der Wahl-Schweizer mit 100 Prozent Waldshuter Blut in den Adern: „Es ist fertig, wenn es fertig ist.“
Seine Anekdoten sind zum größten Teil aus dem eigenen Leben gegriffen. Es wird kaum Zeitgenossen geben, die sich nicht den Storys, die das Leben und Jochen Zuber so schreiben, erkennen werden. Banale und doch anstrengende Begegnungen im Einkaufsmarkt seines Vertrauens, beim Urlaub im Lieblings-Resort an der türkischen Mittelmeerküste oder – und jetzt kommt‘s – auf dem Fußballplatz. Was einer wie Zuber, Fußballer mit Leib und Seele, allein hier so erlebt, ist des Lesens durchaus wert.

Zubers Erkenntnis „Früher war Fußball besser“ begeistert vor allem jene Generation, die noch in schwarzen Schlappen mit weißen Streifen kickte und deren Schienbeinschoner das Schienbein wirklich noch schonten.
Jene Generation wäre nie auf die Idee gekommen, per WhatsApp zu fragen ob „am Valentinstag auch Training ist?“ oder mit Blick auf das Schuh-Arsenal in der Sporttasche anmerken: „Spielen wir Rasen?“ Ein Fall für Jochen Zuber, der trocken antwortet: „Willst du dich grün anmalen und auf den Boden legen?“
Solche Dinge sind es, die Jochen Zuber einst vor die Wahl gestellt haben. Schreiend wahlweise in den Keller oder in den Wald zu rennen, oder das Laptop hochzufahren und all das aufzuschreiben, was einem täglich so widerfährt: „Es gibt Geschichten, die schreibe ich in 20 Minuten runter“, schmunzelt er: „Und bei anderen lösche ich spätestens nach dem dritten Satz alles wieder.“

Protagonisten seiner Glossen sind meist Bekannte, Kollegen, Freunde, die Frau an seiner Seite, Jochen Zuber selbst – oder irgendjemand auf der Straße, dessen meist seltsames Verhalten für Zuber ein gefundenes Fressen ist.
Die – nie namentlich – Genannten kommen nicht immer gut weg, denn Zuber deutet in seinen Geschichten nicht nur an. Er bringt die Dinge auf den Punkt – jedoch stets mit dem schelmischen Hinweis „Es hat ja keiner behauptet, das Leben sei einfach!“
Jochen Zuber weiß, dass er sich mit seinen Gedanken zum eben Beobachteten nicht immer nur Freunde macht. Allerdings liegt es ihm auch fern, jemanden konkret in die Pfanne zu hauen.

Natürlich sei es nicht immer leicht, Dinge so zu formulieren, dass sich keiner auf den Schlips getreten fühlt. Aber mal ehrlich. Manchmal ist es auch gut, wenn sich jemand in Zubers Geschichten findet. Schließlich handeln sie oft von Begebenheiten im Alltag, die manchen Zeitgenossen wirklich nerven.
Eher zufällig wurde aus der Sammlung ein Buch: „Ich hatte ja genügend Geschichten. 2009 stolperte ich über eine Möglichkeit, gündtig ein Buch zu verlegen.“ Ein Freund gestaltete das Cover mit einer Figur, die Jochen Zuber ähnlich sehen soll. So wurde „Es hat ja keiner behauptet, das Leben sei einfach!“ auf den Weg gebracht: „Als ich das erste Exemplar in der Hand hatte, fand ich das richtig cool – ein Buch mit meinem Namen drauf.“
Jochen Zuber trifft mit seinen Beobachtungen – 2017 legte er „Blah Blah Fishcake“ nach – den Nerv der Leserschaft. Das beweisen die – wenn auch bescheidenen – Verkaufszahlen: „Etwa 600 Bücher gingen bisher raus. Aber ich mache es nicht des Profits wegen. Schreiben ist einfach Hobby“, betont Zuber. Für Band drei sammelt er bereits weiter fleißig neue, kuriose Storys. Und wir alle wissen nur zu gut, dass dieser Fundus endlos sein wird...
Zur Person
Jochen Zuber (52) spielte als Jugendlicher und Aktiver stets für den VfB Waldshut. Im Verein war er zudem im Vorstand aktiv und erstellte zeitweise das Stadionheft. Ab 2007 trainierte Zuber den Nachwuchs, begleitete die damaligen E-Junioren bis zum Übergang in den Aktivfußball. Zuletzt war er bis Sommer 2019 als Co-Trainer unter Nils Mühlenweg tätig. Jochen Zuber lebt in Gossau/CH und arbeitet als Einkäufer bei einem Hersteller automatischer Türsysteme. Seine Bücher „Es hat ja keiner behauptet, das Leben sei einfach!“ und „Blah Blah Fishcake“ sind im Verlag „Books on demand“ erschienen. Beide Bände gibt es zu jeweils 9,90 Euro im Buchhandel. (gru)