Fußball-Bezirksliga: – Das monatlich erscheinende Fußballmagazin „11 Freunde“ nennt sie die „Erotikseite“. Jene Seite im „Heft für Fußballkultur“ nämlich, auf der die Redaktion ihrer Leserschaft ausgewählte Tabellen offeriert. So gesehen, bietet auch SÜDKURIER-Regiosport Hochrhein heute einmal „geballte Erotik“ für die Fußballfans aus der Region.

Ewige Tabelle der Fußball-Bezirksliga Hochrhein von 1947 bis 2020 – erstellt von Hanspeter Joos (FC 08 Bad Säckingen).
Ewige Tabelle der Fußball-Bezirksliga Hochrhein von 1947 bis 2020 – erstellt von Hanspeter Joos (FC 08 Bad Säckingen). | Bild: Karl-Heinz Backes

Hanspeter Joos – beim FC 08 Bad Säckingen nur als „Tschuß“ bekannt – hat für uns die „Ewige Tabelle der Bezirksliga Hochrhein“ auf den neuesten Stand gebracht. Als Basis diente ihm eine frühere Version der Tabelle, die einst Alfred Peter (Bahlingen) erstellt hatte.

Hanspeter Joos vom FC 08 Bad Säckingen: „Ich habe die Tabelle auf der Basis einer älteren Tabelle, die einst von Alfred Peter aus ...
Hanspeter Joos vom FC 08 Bad Säckingen: „Ich habe die Tabelle auf der Basis einer älteren Tabelle, die einst von Alfred Peter aus Bahlingen errechnet wurde, aktualisiert und so einen Zeitraum von 73 Jahren erfasst. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Im von ihm gepflegten Vereinsarchiv verfügt Hanspeter Joos über alle Tabellen, in denen der FC 08 Bad Säckingen, aktuell der beste „Nicht-Bezirksligist“, zu finden ist. Wichtig ist dem 69-Jährigen, dass die Tabellen nicht allein aus Punkten und Toren bestehen. Die Spielbilanz muss vorhanden sein: „Auf die aktuell gültige Drei-Punkte-Wertung kann ich ohne Siege, Unentschieden, Niederlagen nicht umrechnen.“ In unserer neuen Tabelle sind somit alle Spiele seit Kriegsende erfasst. 73 Jahre regionaler Fußball auf einen Blick – mehr Erotik geht nicht.

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600. Sieg des FC Erzingen

Besonders entzückt dürften Anhänger des FC Erzingen auf die Rangliste der 90 Mannschaften schauen. 46 seiner 100 Vereinsjahre hat der Club aus dem Klettgau in der höchsten Liga verbracht, holte dabei 2087 Punkte in 1365 Spielen und ist somit Tabellenführer.

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Nebeneffekt von Joos‘ akribischer Arbeit ist die Erkenntnis, dass das Erzinger 5:3 beim FC Zell, im letzten Spiel vor der neuerlichen Corona-Pause, nicht nur der erste Erfolg im Wiesental nach 31 Jahren war, sondern zeitgleich auch der 600. Bezirksliga-Sieg in der Club-Geschichte.

Gute alte Zeiten: 1978 hieß der Club noch FC 08 Säckingen und feierte seine vorletzte Meisterschaft in der Bezirksliga. Nach einem 2:1 ...
Gute alte Zeiten: 1978 hieß der Club noch FC 08 Säckingen und feierte seine vorletzte Meisterschaft in der Bezirksliga. Nach einem 2:1 beim FC Grenzach im letzten Spiel war der ersehnte Titel perfekt. Die erfolgreiche Mannschaft stellten (hinten, von links) Betreuer Rudolf Andersch, Präsident Willi Wehrle, Rainer Harmgardt, Theo Müller, Jürgen Strauch, Ralf Sutterer, Dietmar Kick, Werner Wunderle, Hanspeter Frommherz, Wolfgang Nowack, Trainer Horst Anlicker sowie (vorn, von links) Gerhard Grüber, Rüdiger Hoschke, Michael Kalt, Oliver Schwarz, Harald Andersch, Günter Dangel und Rolf Strauch. 1983 gelang dem Verein zum dritten und letzten Mal der Sprung in den überregionalen Fußball. | Bild: Klaus Trenz (Archiv FC 08 Bad Säckingen)

Vergeblich sind in der Spitzengruppe die Aushängeschilder der Region zu finden. Fußballer aus den Hochburgen in Weil, Lörrach, Rheinfelden und Laufenburg tummelten sich über die Jahrzehnte eher im überregionalen Fußball, und verzettelten sich, wie in Lörrach oder Rheinfelden, oft mit neuen Vereins-Konstrukten. Die Ausnahme, die die Regel bestätigt, ist der FC Wehr, der in verhältnismäßig wenigen Bezirksliga-Jahren meist ordentlich punktete.

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Unter den 90 Namen finden sich Mannschaften, die heutzutage niemand mehr in dieser sportlichen Region verorten würde. So wird bei den Kreisligisten aus Karsau, Schwörstadt, Nollingen, Maulburg, Dogern, Eggingen, Gurtweil und Märkt-Eimeldingen beim Blick auf die „Ewige Tabelle“ viel Wehmut aufkommen.

Bitter wird es, wenn man Namen wie SV Unterlauchringen, FC Grenzach, SV Wyhlen, SV Warmbach, SV Ühlingen, FC Rheinfelden oder VfR Rheinfelden liest. Traditionsvereine, die längst im Abseits der Fußballgeschichte verschwunden sind.

Hanspeter Joos: „Ich habe gerechnet, bis die Zahlen vor meinen Augen tanzten“

Seit 45 Jahren zählt Schriftführer Hanspeter „Tschuß“ Joos (69) zum Vorstand des FC 08 Bad Säckingen. Als akribischer Zahlen-Jongleur mit ausgeprägtem Hang, alles in Listen zu fassen, liegen ihm Statistiken und Tabellen am Herzen. Kein Wunder, dass er Spaß hatte, die „Ewige Tabelle der Bezirksliga, Hochrhein“ auf Stand zu bringen.

Hanspeter, wie kamen Sie auf die Idee, diese Bezirksliga-Tabelle zu erstellen?

Nun, ganz allein mein Werk ist diese Tabelle nicht. Ich habe sie vor vielen Jahren in einer Zeitung entdeckt. Den Grundstein für das Zahlenwerk legte Alfred Peter aus Bahlingen, früher Pressewart des Südbadischen Fußballverbands. Seine Tabelle habe ich im Frühjahr in meinen Unterlagen entdeckt.

Da dürften einige Jahre gefehlt haben?

Nun, so lang der FC 08 Bad Säckingen in der Bezirksliga gespielt hat, habe ich diese Tabelle weiter geführt. Nach unserem Abstieg geriet sie dann in Vergessenheit. Mit Unterstützung der örtlichen Tageszeitungen kam ich an jene Tabellen heran, die mir nicht vorlagen.

Wie lang waren Sie beschäftigt?

Das zog sich schon hin, denn irgendwann tanzen die Zahlen vor den Augen. Aber es war interessant, weil manche „große“ Vereine gar nicht so oft in der Bezirksliga gespielt haben – wie der SV Weil oder der SV 08 Laufenburg.

Das Resultat kann sich sehen lassen.

Ich denke, es ist für viele Vereine interessant. Seit 1947 spielten immerhin 90 Mannschaften erst in der Bezirksklasse, dann in der A-Klasse und jetzt in der Bezirksliga, wie sie seit 1978 heißt.

Und ganz vorn dabei ist der FC 08 Bad Säckingen. Wie viele der 2137 Tore in diesen 40 Jahren gehen auf Ihr Konto?

Keines! Man wird es mir kaum glauben, aber ich habe nie auch nur ein einziges Pflichtspiel für den Verein gemacht.

Wie wird man dann so zur Institution?

Sonntags war meist Spaziergang angesagt. Oft liefen wir zum Waldfriedhof und während die Eltern die Gräber besuchten, schaute ich den Fußballern zu, die am Flühwäldchen spielten. Irgendwann holte mich Helmut Seger zum Verein. 1975 wurde ich Beisitzer, ein Jahr später Schriftführer – bis heute.

Fußball ist im Wandel. Immer mehr Vereine fusionieren, oder bilden Spielgemeinschaften. Viele Clubs aus Ihrer Tabelle sind längst Geschichte. Können Sie sich als Kenner der Szene einen Fusionsclub in Bad Säckingen vorstellen?

Ganz ehrlich? Nein! Jedenfalls nicht in den nächsten zehn Jahren. Aktuell haben die vier Bad Säckinger Clubs acht Aktiv-Teams. Derzeit sehe ich keine Notwendigkeit für so einen Schritt.

Fragen: Matthias Scheibengruber