Fußball-Bezirksliga: – Die erste Viertelstunde war zum Davonlaufen. Und tatsächlich räumten nach dem dritten Gegentreffer für den FC Erzingen die ersten Anwesenden das Feld. Trainer Michael Jauch vergrub das Gesicht in seinen Händen und schickte vermutlich nicht nur ein Stoßgebet zum Fußball-Gott: „Ich hatte zu diesem Zeitpunkt eine Katastrophe befürchtet.“
Die blieb in den 90 Minuten gegen die SF Schliengen dann jedoch aus. Schließlich meinten es die Gäste bei ihrem verdienten 4:2-Sieg durchaus gnädig mit den Hausherren: „Wir haben es nach der Pause nicht geschafft, an die Leistung der ersten Hälfte anzuknüpfen“, zog SFS-Trainer Alex Schöpflin nach seinem ersten und vorerst letzten Gastspiel im Klettgau die Bilanz: „Die Hausherren waren im zweiten Durchgang zwar besser, aber wir hätten trotzdem mehr aus unseren Möglichkeiten machen können“, blickte er fast neidisch nach Herten: „Andere gewinnen dann eben auch mal 8:2.“
Fußball-Bezirksliga in Zahlen
Vier Mal hatten die Schliengener getroffen. Acht Tore lagen in Summe zwar nicht in der Luft. Aber fünf hätten es schon sein können. Wie es Jakob Bolsinger geschafft hatte, den vom Pfosten abspringenden Ball aus kürzester Distanz übers leere Tor zu bugsieren, wird er wohl selbst nicht herausfinden.
Aber diese Riesenchance in der 62. Minute hätte die Partie tatsächlich entscheiden können. Den Freistoß von Yannick Klucker hatte Daniele Rocco an den Pfosten gelenkt. Allerdings hatte der Ball derart Drall, dass er nicht vom Tor weg sprang, sondern in die entgegen gesetzte Richtung. Da darf Bolsinger den Überraschungsmoment durchaus für sich in Anspruch nehmen.

Nur drei Minuten später streckte das Erzinger Pflänzlein plötzlich wieder seinen Kopf nach oben. Der einmal mehr lauf- und einsatzfreudige Ehad Demirdal hatte auf 2:4 verkürzt. Sollte doch noch ein Wunder geschehen?
Zurück zur Auftakt-Viertelstunde, die den FC Erzingen schier zu zerreißen drohte. Ohne die verhinderten oder verletzten Felix Uhl, Mirco Nannavecchia, Gianpierre Notarpietro, Benjamin Ciglar, Isa Celik und Taha Al-Hashani waren die Hausherren angetreten.
Die Lücken füllten einmal die „Alten“: Der verletzte Alfredo Di Feo und Routinier Luigi Lentisco, der schon einen Teil-Einsatz im Testspiel der „Zweiten“ absolviert hatte, sprangen in die Bresche – hielten 90 Minuten durch.
Dass diese personellen Voraussetzungen für die Bezirksliga wahrscheinlich nicht reichen, bekamen Spieler, Trainer und Anhang eiskalt vorgeführt. Noch ehe Torwart Nils Lehmann seinen ersten Ballkontakt verzeichnete, lag er mit seiner Elf 3:0 in Führung.
Jeder Schuss war ein Treffer. Im Schliengener Angriff konnten Yannick Klucker und Hannes Selz machen, was sie wollten: „Meine Jungs waren mit dem Kopf nicht bei der Sache“, zeigte sich Michael Jauch entsetzt vom Auftritt: „Dann sitzt du ratlos draußen und weißt nicht, was du noch machen sollst“, gab der Novize offen seine fehlende Erfahrung als Trainer zu: „Ich muss doch auch noch lernen.“
In dieser Hinsicht fand er bei seiner Elf unfreiwillige Unterstützung, denn selbst nach dem 1:3-Anschlusstreffer durch Marco Morawczik ging noch kein Ruck durch die Mannschaft. Der große Uhrzeiger hatte noch keine Umdrehung hinter sich, da war der alte Abstand schon wieder hergestellt.
A-Junior Luca Nunninger, der in der Vorrunde nur mit der „Ersten“ trainiert und nun endlich auch mal spielen durfte, bedankte sich mit dem 4:1 für die SF Schliengen. Und kurz danach hatte der 18-Jährige gar das 5:1 auf dem Fuß, doch er traf nur den Pfosten.

In der Pause ließ Michael Jauch seine Jungs erstmal allein, ließ das Geschehen sacken. Was genau in der Kabine geschehen ist, blieb hinter der verschlossenen Tür. Doch mit dem Wiederanpfiff durch Schiedsrichter Leonardo Vallone präsentierte sich der FC Erzingen etwas aufgeräumter.
Mittlerweile war auch Gianpierre Notarpietro, der frischgebackene Papa, vor Ort: „Ich war froh, dass er trotz Trainingsrückstand für einen Teileinsatz zugesagt hat“, brachte Jauch seinen Spielgestalter nach einer Stunde, gemeinsam mit Neuzugang Minir Djemaili, der zuletzt auf der anderen Seite der Grenze beim FC Neunkirch gespielt hat.
Während die SF Schliengen – wohl im Gefühl des sicheren Sieges – die Zügel immer mehr aus der Hand gaben und die zahlreich mitgefahrenen Anhänger offensichtlich etwas auf die Folter spannen wollten, wurde der FC Erzingen etwas stärker – allerdings ohne die nötige Präzision im Abschluss.
So reichte es am Ende nur zur Erkenntnis, dass „die Fitness da ist“, wie Michael Jauch anerkannte: „Natürlich ist noch nichts verloren und wir haben noch 13 Spiele vor uns. Aber darf keine Ausrede für solche Leistungen sein“, verwies er vor der schweren Partie beim FC Schönau auf die prekäre Lage: „Ich hoffe, spätestens jetzt hat jeder gemerkt, um was es geht.“
Schöpflin auf Abschiedstournee
Solche Sorgen treiben Trainer Alex Schöpflin bei seiner Abschiedsrunde – Nachfolger wird Jürgen Andres im Sommer – durch die Liga nicht um: „Ich möchte nach zehn Jahren bei diesem Verein alles genießen – die Spiele und das Training.“ In Erzingen gelang es ihm nur bedingt, denn „die beiden Gegentore hätten wirklich nicht sein müssen. Da sehen wir gar nicht gut aus.“
Was seine Zukunft als Trainer angeht, hält sich der 42-Jährige bedeckt: „Es gab schon ein paar gute Gespräche, mehr aber nicht. Wenn ich etwas Neues mache, dann muss es für mich passen“, betont er: „Vielleicht hospitiere ich in der kommenden Saison auch mal bei einem Verein.“
Alles Wichtige und sämtliche Spielberichte aus der Fußball-Bezirksliga Hochrhein gibt es hier